
© Reinhard Schmitz
Leerstand verschwindet: Neue Nutzung für Blumen Risse am Cavaplatz
Fußgängerzone Schwerte
Beste Lage in der Fußgängerzone. Trotzdem gammelt das Ladenlokal am Cavaplatz seit dem Auszug von Blumen Risse schon lange vor sich hin. Doch das wird sich ändern. Noch in diesem Monat.
Hier ist die Einkaufswelt zu Ende. Das signalisieren vor allem am Abend die dunklen Schaufenster am Cavaplatz, seit Blumen Risse das langgestreckte Ladenlokal an der Ecke zur Ostenstraße verlassen hat. Mittlerweile haben Farbschmierer ihre dreckigen Spuren auf den Scheiben hinterlassen. Doch dieser Schandfleck in der Fußgängerzone bleibt nicht mehr lange. Die Räumlichkeiten werden wiederbelebt - noch in diesem Monat.
Bürgerstiftung Schwerter Mitte findet Ersatz fürs Ruhrtalmuseum
Kaufen kann man in dem Ladenlokal allerdings nichts mehr. Die Bürgerstiftung Schwerter Mitte wird es vorübergehend für ihre Veranstaltungen nutzen, weil das Ruhrtalmuseum wegen der Umbauarbeiten und der dabei aufgetauchten schweren statischen Mängeln derzeit nicht zur Verfügung steht. Ensemble-Leiterin Martina Horstendahl freut sich, kurzfristig einen idealen Ersatz-Standort gefunden zu haben: „Wichtig war uns der Blickkontakt.“ Tatsächlich: Wer vor der ehemaligen Risse-Filiale steht oder aus der Fensterfront zur Ostenstraße herausschaut, kann die Augen bis zum Treppengiebel des Alten Rathauses und zum Markteingang schweifen lassen, über dem der schiefe Turm der Viktorkirche in den Himmel ragt.

Eine der ersten Adressen der Stadt war das Hotel Sternberg am Cavaplatz - hier auf auf einer colorierten Postkarte, die im Mai 1923 verschickt wurde. © Reinhard Schmitz (Repro)
Der Einzug soll zügig über die Bühne gehen. Schon im Oktober - so berichtet Martina Horstendahl - möchte die Bürgerstiftung zwei Samstagsveranstaltungen in dem Ladenlokal anbieten. So ist beispielsweise am 10. Oktober eine Ausstellung zum Mädchentag mit der Gesamtschule Gänsewinkel geplant. Mit den großen Schaufensterflächen ist man dabei sogar für jede Corona-Eventualität gewappnet. Auch Abendveranstaltungen werden in kleinem Rahmen in dem früheren Blumengeschäft stattfinden.
Als „Central-Hotel Sternberg“ schrieb das Gebäude Stadtgeschichte
Mit dem Standort bleibt die Bürgerstiftung in der historischen Mitte der Stadt. Das mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Gebäude hat selbst einen Teil der Stadtgeschichte mitgeschrieben. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte es sich als „Central-Hotel Sternberg“ einen Ruf weit über Schwerte hinaus erworben. Hinter seinen Mauern, jetzt ein Garagenhof, gab es sogar einen schattigen Gastgarten, wo befrackte Kellner die Gäste an gedeckten Holztischen verwöhnten.
Die Konkurrenz um Übernachtungsgäste, die am Bahnknotenpunkt Schwerte auf den Anschlusszug warten mussten, war damals groß. Reisen dauerte in Dampflokzeiten noch lange. Die Fahrgäste konnten noch wählen zwischen dem Hotel Ostermann am Cavaplatz (wo jetzt das Arbeitsamt steht) und drei weiteren an der Bahnhofstraße.
Mädchen zogen Männern im Tanzsaal den Lohn aus der Tasche
In späteren Jahren war es der Tanzsaal im ersten Obergeschoss, der die Schwerter zum Hotel Sternberg lockten. Wie Nachbarn berichten, vor allem die Männer, denen Mädchen dort an Lohntagen das Geld aus der Tasche zogen. Unten vor der Tür zeterten dann die Ehefrauen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
