Eine Karre voller blutiger Körperteile: Halloween-Feeling wartete auf die Teilnehmer auf der Wiese an der Schwerter Senfmühle. © Reinhard Schmitz

Runde um den Block

Reisegruppen stürmen die Ruhrwiesen: Alle wollen die Erdmännchen sehen

Alphornspieler in der Ruhr, Messerwerfer im Vorgarten und ein schwebender Peter Pan: Große Kunst in kleinen Portionen bot die zweite Auflage des Kultur-Events „Runde um den Block“.

Schwerte

, 11.07.2021 / Lesedauer: 4 min

Kleine kulturelle „Cremeschnittchen“ sollten Geschmack auf mehr geben. So wurden am Freitagabend 15 Besuchergruppen mit jeweils rund 20 Teilnehmern im Zehn-Minuten-Takt von Petra Buschkamp auf die kulturelle Wanderreise geschickt: Kurze Wege von Eventpunkt zu Eventpunkt an der Ruhr entlang in Richtung Rohrmeisterei und über die Jahn- und die Liethstraße zum finalen Zielpunkt auf den Parkplatz der Stadtwerke.

Jedes Kultur-Häppchen darf nur wenige Minuten dauern

Begleitet wurde jede Reisegruppe von „Reiseleitern“ – schließlich darf sich das Kultur-Reiseteam nicht verlaufen und muss unbedingt den Zeitrahmen einhalten. Denn die nachfolgende Reisegruppe folgt bereits, und für die künstlerischen Darbietungen der kleinen Kunst-Häppchen stehen jeweils nur wenige Minuten zur Verfügung. Und das ist ganz im Sinne vom Schwerter Lichtkünstler Jörg Rost – er ist Veranstalter, Organisator, Ideengeber und Macher des Spektakels.

In der Ruhr stehend, spielte ein Alphorn-Bläser. © Reinhard Schmitz

„Ich freue mich, dass die Besucher und auch die Künstler sich auf das Konzept einlassen: Erwartungen und Vorurteile einfach zur Seite schieben, die vielfältige, kulturelle Reise mitmachen und sich von neuen Dingen überraschen lassen“, erklärte Jörg Rost das Veranstaltungsformat sowie seine Motivation zur Umsetzung und Durchführung des Projektes.

Ehrenamtliche „Reiseleiter“

Genau um 19 Uhr machte sich bei hervorragendem Wanderwetter die Gruppe „Sansibar“ mit ihrem „Reiseleiter“ Holger Ehrich als „Premierengruppe“ am Vereinshaus des Kanu- und Surfvereins auf den Weg – natürlich alles unter Einhaltung der aktuellen Corona-Einschränkungen. „Wenn Ihnen irgend etwas komisch vorkommen sollte – das gehört dazu“, kündigte Holger Ehrich mit einem Augenzwinkern an.

Erstaunlich, wie es Jörg Rost geschafft hat, die Türen zu so vielen privaten Grundstücken für sein Projekt zu öffnen. © Reinhard Schmitz

So ging es die paar Meter hinunter zur Ruhr, wo auf der gegenüberliegenden Ruhrseite der Alphornbläser Gundolf Nandico mit echobehafteten Alphorntönen den kulturellen Rundgang eröffnete. Schon nach kurzem Gang auf dem Ruhrtal-Radweg waren die Künstlerinnen Tabea Gregory und Freya Linz erreicht, die mit ihrer märchenhaften Darbietung um den „Sternenstaub“ das Publikum begeisterte.

Treffgenauigkeit gefragt

Viel Beifall und Bravo-Rufe heimste auch das Ensemble vom Theater am Fluss um seinen Frontmann Stefan Bauer ein. „Lasst die Sonne in eure Seelen scheinen“, so die hippiehafte Aufforderung der Theatergruppe, die mit einem Medley zum Musical Hair an vorherige Spielzeiten erinnerte. „Die passende Blumenwiese vor der Bühne hat die Stadt Schwerte rechtzeitig angelegt“, erklärte Jörg Rost – Volltreffer: die Blütezeit passte haargenau.

Die Liethstraße machte Rebecca „mit Doppel-C" zu ihrer Bühne, um ein Fitness-Training mit Putzgeräten zu demonstrieren. © Reinhard Schmitz

Ein vielfältiges Programm, eben ein Mix aus verschiedensten Kunstvarianten wurde entlang des Weges angeboten, so etwa die wie aus dem Nichts erscheinenden, lehmverschmierten Lebewesen (vom Theater am Fluss): Vorsichtig und kritisch wurde die Besuchergruppe von den Wesen begutachtet und begleitet, bevor sie wieder in den Büschen am Wegesrand verschwanden. „Cool, die Erdmännchen“, so der sachkundige Kommentar eines jungen Besuchers.

Düsterer Humor mit dabei

Auch der schwarze Humor kam nicht zu kurz: Clair Howells löste mit der Darbietung einer überaus düsteren Friedhofs-Szene bei einigen Besuchern ein unwohles Gefühl aus – der Junge mit den Erdmännchen fand es übrigens wieder „absolut cool“. „Von den insgesamt rund 120 Künstlern sind ungefähr 30 Profis mit dabei“, berichtete Jörg Rost. So auch das Comedy-Duo „Pottrosen“ (Susan Kent und Franziska Mense-Moritz) mit typischem Ruhrpott-Humor. Oder die Gruppe „Grimm trifft Grimm“ (Markus und Michael Grimm) als Geschichtenerzähler – am liebsten natürlich Grimms Märchen.

Mitsingen erwünscht

Vor dem Einlass zum finalen Treffpunkt auf dem Parkplatz der Stadtwerke mussten die einzelnen Besuchergruppen noch „durch den Zoll“ – der augenscheinlich wankelmütige Zöllner Ulik mit seinem Roboter hätte in luftiger und schwindelerregender Höhe fast den Einlass der Besuchergruppen verschlafen. Und der Zugang hatte sich echt gelohnt: Musiker und Entertainer Guntmar Feuerstein moderierte gekonnt und humorvoll durch den Abend.

Zauberhaft: An einer kleinen Seilbahn schwebte Peter Pan durch einen Garten am Wegesrand. © Reinhard Schmitz

Gemeinsam mit der Schwerter Funk`n`Soul Band „Kräuterfunk & Bassdrum“, dem Chor Clamott´ sowie der Schwerter Operettenbühne und dem Trio „Schönes bleibt“ begrüßte Feuerstein die jeweils nach und nach eintreffenden Besuchergruppen mit dem Steigerlied „Glück auf, Glück auf“. Musik gab es reichlich: Band, Chöre und die Gesangsgruppen wechselten sich ab oder sangen auch gemeinsam – gerne auch mit den Besuchern. Natürlich war auch der heimische Gassenhauer „Hallöchen aus Ergste“ dabei und Alphornbläser Gundolf Nandico schwebte am eigens herbeigebrachten Kran über allem.

Fortsetzung gefragt

Zufrieden mit dem gelungenen Abend zeigte sich nicht nur das Publikum, sondern auch Veranstalter Jörg Rost: „Mein Dank gilt dem gesamten Team, das alleine für den Aufbau rund eine Woche benötigt hat. Und ganz besonders danke ich den vielen ehrenamtlichen Helfern sowie den Sponsoren, ohne die das alles gar nicht möglich und umsetzbar wäre.“

Auch über eine Weiterführung des Konzeptes hat Jörg Rost bereits nachgedacht. „Ich habe neue und interessante Ideen hierzu – allerdings werde ich darüber erst noch mit unserem Bürgermeister sprechen“, so Jörg Rost mit einem verschmitzten Lächeln.

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