Die Uhr im Sitzungssaal 103 des Amtsgerichts Schwerte zeigte 10.50 Uhr an, als Rechtspfleger Bernd Karthaus am Montagvormittag (19. Februar) den Beschluss offiziell bekannt gab. Das Gebäude des ehemaligen Netto-Marktes an der Bahnhofstraße 15/17 war kurz zuvor im Zuge einer Zwangsversteigerung unter den sprichwörtlichen Hammer gekommen. Die Plätze im Sitzungssaal waren fast vollständig besetzt.
Eine Schwerterin, die während der Versteigerung als Privatperson auftrat, hatte schlussendlich das höchste Gebot eingereicht: Für 435.000 Euro ersteigerte sie das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus, das zuletzt immer mehr zu verwahrlosen schien. Laut Gutachten war der Verkehrswert eigentlich sogar auf 448.000 Euro festgesetzt worden.
Vor dem Höchstgebot der Schwerterin hatten auch die Immobilien Entwicklungsgesellschaft Schwerte und ein Bauunternehmen aus Waltrop Gebote abgegeben. Das Anfangsgebot lag zunächst bei 320.000 Euro – das hatte die Schwerterin selbst abgegeben.
Kein Abriss geplant
Das markante Gebäude an der Bahnhofstraße, aus dem 2017 der Netto-Discounter ausgezogen war, verfügt auf einem 960 Quadratmeter großen Grundstück über vier Wohnungen und eine Gewerbeeinheit. Nach dem ursprünglichen Baujahr 1894 wurde das Haus über die Jahre hinweg immer wieder umgewandelt, hieß es im Gutachten zum Verkehrswert. Darin wurde zudem ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Sachverständige das Objekt bei einem Ortstermin nicht betreten und somit nicht von innen besichtigen konnte.

Über den genauen Zustand des Gebäudes von innen möchte sich nun die neue Besitzerin einen genauen Überblick verschaffen. Abgerissen werden soll aber nichts, erklärte sie direkt nach der Zwangsversteigerung in einem kurzen Gespräch mit der Redaktion. „Jetzt wird erstmal geschaut, was mit den Wohnungen los ist, um diese dann zu vermieten. Aber erstmal muss alles instand gesetzt werden.“ Ihr Mann sei selbstständig im Bereich Objektbetreuung. Was genau mit der Gewerbeeinheit passieren werde, müsse sich zeigen.
Umbaupläne in der Vergangenheit
Mehrfach gab es große Pläne für die Immobile, nachdem sie im Jahre 2015 von einem Unternehmerpaar aus Bönen gekauft worden war. Mal sollte sie teilweise umgebaut und aufgestockt werden, mal war ein Abriss mit Neubau im Gespräch. Mal sollte das Erdgeschoss als Ladenlokal, dann für eine Pflege-Einrichtung genutzt werden, wie sie die Käufer in Bönen betrieben.
Als dort die Staatsanwaltschaft im Jahre 2021 Hausdurchsuchungen anordnete, starben die Pläne für die Bahnhofstraße wohl endgültig. Die Anklagebehörde ermittelte wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Die Schadenshöhe, die dem Unternehmer zur Last gelegt wurde, lautete auf 8 Millionen Euro.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 19. Februar 2024.
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