Kämpferin für Kröten und Orchideen Naturschützerin Renate Neuhaus ist mit 83 Jahren gestorben

Kämpferin für Kröten und Orchideen: Naturschützerin Renate Neuhaus ist tot
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Den Berliner Zungenschlag konnten auch Jahrzehnte in Schwerte nicht ganz abschleifen. Eigentlich hatte Renate Neuhaus auch ein ganz anderes Lebensziel vor Augen gehabt. Nach einer Lehre bei Autoveri in der damals noch geteilten Hauptstadt zog es sie zunächst zur Air Kanada am Frankfurter Flughafen, um von dort Hamburg anzupeilen.

Doch alles durchkreuzte ein Vogelkundlertreffen in Wilhelmshaven im Jahre 1972. An jenem Wochenende lernte sie den Schwerter Franz-Dieter Neuhaus kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sechs Monate lang wechselten Briefe mit Naturbildern hin und her, sah man sich nur an Wochenenden. Dann zog die junge Frau im April 1973 ins Haus der späteren Schwiegereltern an der Ostberger Straße ein.

Ein Glückstag für den Umweltschutz in Schwerte

Es war ein Glückstag auch für Umweltschutz in Schwerte, in den sich Renate Neuhaus sofort engagiert einbrachte. Organisierte sie zunächst für den Touristenverein „Die Naturfreunde“ Touren zu den Frühlingsblumen, so zählte sie 1979 zu den Mitgründern der Arbeitsgemeinschaft für Ornithologie und Naturschutz (Agon). „Die war interessanter als die Naturfreunde, weil die sich richtig um die Natur kümmerte“, sagte sie später einmal.

Eines der ersten großen Projekte war ab 1984 der Schutz der Kröten am Gehrenbachsee. Renate Neuhaus konnte nicht länger zusehen, wie die Amphibien zuhauf unter die Räder der Autos gerieten, wenn sie im Frühling zu ihrem Laichgewässer wanderten. Zunächst sollte sie ein Maschendrahtzaun entlang der Lichtendorfer Straße stoppen, wo die Initiatorin gemeinsam mit weiteren Helfern die Tiere einsammelte und in Eimern auf die andere Fahrbahnseite schleppte. Ähnliches geschah an der Letmather Straße in Höhe der Gaststätte Hiddemann Im Spieck.

Wilde Orchideen, Breitblättriges Knabenkraut, Schwerte-Westhofen
Der Erhalt der prächtigen wilden Orchideen am Westhofener Ebberg lag Renate Neuhaus ebenfalls sehr am Herzen. Um das Breitblättrige Knabenkraut zu erhalten, muss das Gelände regelmäßig von Wildwuchs freigeschnitten werden. © Reinhard Schmitz (A)

Effektiver wurde die Arbeit am Gehrenbachsee, als die Stadt später eine Schranke installierte, mit der sich die Durchfahrt während der Krötenwanderung nachts stoppen ließ. Jahrzehntelang organisierte Renate Neuhaus das abendliche Schließen und morgendliche Öffnen dieser Absperrung. Erst in diesem Frühjahr hat sie diese Aufgabe an Claudia Weigel weitergegeben.

Trauer bei der Agon Schwerte

„Mit Trauer und Bestürzung“, so schreiben Ursula und Dieter Ackermann, reagierte die Agon auf die Nachricht vom Tode ihrer tatkräftigen Mitstreiterin, die jahrzehntelang als Kassiererin die Finanzen in Ordnung gehalten habe. Ihre Hauptaufgabe sei aber der Schutz der Kröten gewesen. Darüber hinaus habe die Gestorbene großes Interesse für die Botanik gehabt. Sie leitete nicht nur Exkursionen bis in die Eifel und nach Holland, sondern arbeitete auch aktiv am Erhalt der einmaligen Orchideenwiese am Ebberg mit.

Für ihr Engagement wurde Renate Neuhaus gleich zweimal mit der Stadtmedaille ausgezeichnet: 1995 für ihren ehrenamtlichen Einsatz im Naturschutz und 2003 erneut zusammen mit der Agon, deren Sommerfest im Elsebad sie jüngst noch im Rollstuhl besucht hat. Die Abschiedsfeier findet am 15. November (Mittwoch) um 12 Uhr am Bootshaus Schwerte, Detlef-Lewe-Weg 1, statt. Die Seebestattung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis.

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