Zehn Jahre Nachtwächter: Ferdinand Ziese kennt die geheimen Signale der einsamen Frauen

Nachtwächter Ferdinand Ziese kennt die geheimen Signale einsamer Frauen
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Schlichtweg vergessen oder doch Absicht: Warum hängt das weiße Bettlaken im Laternenschein immer noch aus dem Fenster? Ein geheimes Signal, das der Nachtwächter zu deuten weiß. „Damit zeigt die Frau, dass der Ehemann nicht zu Hause ist“, erzählt Ferdinand Ziese mit einem zugekniffenen Auge. Und kann sich sicher sein, dass den Teilnehmern seiner Führung ein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben steht.

Vorgänger war Uwe Fuhrmann

Unterhaltsame Stadtgeschichte, gespickt mit Anekdoten - das erwarten die Besucher von den Runden durch die Altstadt. Immer weiter ausgebaut hat Ferdinand Ziese dafür sein Geschichts- und Geschichten-Wissen, seit er vor zehn Jahren in den langen, schwarzen Mantel geschlüpft ist, die Hellebarde und die große Holzlaterne als Zeichen seiner Amtswürde in die Hände genommen hat. Damals übernahm er die Aufgabe vom früheren Heimatvereins-Vorsitzenden Uwe Fuhrmann, dessen Idee es gewesen war, den historischen Beruf wieder aufleben zu lassen. Die Anregung hatte er seinerzeit von einem Besuch im Weihnachtsstädtchen Rothenburg ob der Tauber mitgebracht.

Ferdinand (v.l.) und Johanna Ziese vertraten die Ruhrstadt bei der Regionaltagung der Nachtwächtergilde in Schwelm, wo sie sich mit rund 35 Kolleginnen und Kollegen austauschen konnten.
Ferdinand (v.l.) und Johanna Ziese vertraten die Ruhrstadt bei der Regionaltagung der Nachtwächtergilde in Schwelm, wo sie sich mit rund 35 Kolleginnen und Kollegen austauschen konnten. © Ferdinand Ziese

Mit viel Engagement und Herzblut ist Ferdinand Ziese in seinem Amt unterwegs. Um sich neue Anregungen zu holen, nimmt der 68-Jährige regelmäßig an Treffen des Berufsstandes teil. Erst am Wochenende besuchte er - begleitet von seiner Ehefrau Johanna - die Regionaltagung der Deutschen Nachtwächtergilde im Schwelm. Ausrichter der Veranstaltung sei der dortige Nachtwächter Christian Fasel gewesen, erzählt er. Besonders beeindruckt habe ihn, dass der Schwelmer Bürgermeister die Gruppe ständig begleitet habe.

35 Nachtwächter in Schwelm

Es war ein malerisches Bild, als die rund 35 Teilnehmer aus ganz Westfalen durch die engen Gassen von Schwelm zogen. Einer der Höhepunkt war der abendliche Besuch im Schloss Martfeld. Bei einem Rundgang durch das dortige Museum erläuterte eine Expertin anschaulich die geologischen Besonderheiten und die Historie der Anlage. Anschließend wurden noch die Sammlung historischer Webstühle erläutert.

Führung wieder ab 27. Oktober

In der Ruhrstadt als Nachwächter zu erleben ist Ferdinand Ziese jetzt, wenn die kürzer werdenden Tage die Fachwerkwinkel der Altstadt noch geheimnisvoller in Szene setzen. Die erste Führung startet schon ein paar Tage vor der Umstellung der Uhren auf Winterzeit am 27. Oktober (Donnerstag). Wer dabei sein möchte, kommt einfach um 19 Uhr zum Brunnen auf dem Marktplatz und schließt sich an. Danach finden die Nachtwächterführungen während des Winterhalbjahres jeden Donnerstag zur gleichen Zeit vom selben Treffpunkt aus statt. Für die Teilnahme wird um eine Spende von 7 Euro pro Person für den Heimatverein Schwerte gebeten.

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