
© Reinhard Schmitz
Laternenfrau erzählt Schwerter Sagen: Wer hat Angst vorm Knüppelhund?
Altstadt Schwerte
Er ist einmalig in ganz NRW: Der Laternenpfad in der Altstadt erzählt mit seinen Bildern fünf ausgewählte Schwerter Sagen. Petra Hanné kennt sie besonders gut. Sie hat einen neuen, alten Job.
Hexen fliegen, Hunde wachsen zur Riesengestalt, Geister spuken um die Fachwerkhäuser: Am gruseligsten ist es in der Dämmerung, wenn das gelbe Licht der Glühbirnen die Gestalten auf den Lampenscheiben zum Leben erweckt. Dann beginnen die Scherenschnitte auf den Straßenlaternen der Altstadt, fantastische Geschichten zu erzählen.
Aus dem reichen Sagenschatz der Stadt sind fünf besondere für den Laternenweg ausgesucht worden, der vom Marktplatz aus in einer Runde durch das Fachwerkviertel im Schatten der Viktorkirche vorbei führt.
Schwerte hat den einzigen Laternenweg in ganz NRW
„Das ist der einzige Laternenweg in NRW“, sagt der Heimatvereins-Vorsitzende Uwe Fuhrmann stolz. Besucher können ihn allein abgehen und Bild für Bild in die Geschichten eintauchen. Aber noch viel mehr erfährt man, wenn man sich für die Runde der Schwerter Laternenfrau anschließt.
Dutzende Gruppen – meistens Kinder – hat Annette Ernst mit den gereimten Versen aus ihrem goldfarbenen Buch in vergangene Welten geführt. Von Anfang an hatte sie das Ehrenamt mit viel Engagement übernommen, nachdem der Heimatverein den Laternenpfad vor rund zehn Jahren mit Unterstützung von Stadtwerken und Sparkasse anlegen konnte. Jetzt gibt sie ihr Gewand samt weißer Haube an Petra Hanné weiter: „Es ist es mir einfach zu viel geworden.“

Auch die Sage vom Knüppelhund erzählt der Schwerter Laternenpfad im Schatten von St. Viktor. © Reinhard Schmitz (A)
Die gebürtige Düsseldorferin, der eine gehörige Portion rheinischen Frohsinns im Blut liegt, war Feuer und Flamme, als der Schwerter Nachtwächter Ferdinand Ziese sie sozusagen als neue Kollegin gewinnen wollte. Der wollte eigentlich erstmal bei ihrem Ehemann Dirk Hanné vorsichtig vorfühlen, erhielt aber direkt zur Antwort: „Sie ist zu Hause. Frag sie selber!“ Das folgende „Bewerbungsgespräch“ bei Uwe Fuhrmann war nur noch Formsache.
Die „Flatterflöckchen“ haben schon eine Führung gebucht
Mit den Aufzeichnungen aus dem goldfarbenen Buch konnte Petra Hanné noch tiefer eintauchen in die Welt der fünf Sagen, die der Laternenweg abbildet: Die Weiße Frau vom Wuckenhof, Der untreue Nachtwächter, Der Knüppelhund, Der Spuk in der Mühle und die Erklärung, warum der Turm von St. Viktor so schief ist. Der lacht nämlich – so die kindgerechte Version – über fünf Taugenichtse auf dem Geländer der Strangbrücke, die ein schlauer Bauernlümmel mit Stupsern auf den Bauchnabel einen nach dem anderen ins Wasser befördert.

Mit Blumensträußen begrüßte (v.l.) Heimatvereins-Vorsitzender Uwe Fuhrmann die neue Laternenfrau Petra Hanné und dankte ihrer Vorgängerin Annette Ernst. © Reinhard Schmitz
„Die Sage finde ich am schönsten“, verrät Petra Hanné, deren Karnevals-Tanztruppe „Flatterflöckchen“ sich schon als eine ihrer ersten Gruppen bei ihr angemeldet hat. Wer eine Führung wünscht, erreicht die neue Laternenfrau unter Tel. (02304) 156 44 (Rufumleitung aufs Handy). Von Gruppen erwartet der Heimatverein Schwerte dafür eine Spende von ungefähr 50 Euro, von Schulklassen etwa 30 Euro.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
