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Nach Kusel: „Man wird erinnert, dass man jeden Tag sein Leben riskiert“
Gedenkminute
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in Kusel gedenkt die Kreispolizeibehörde Unna am Freitag der verstorbenen Kollegen. Was machen solche Vorfälle mit den Beamten und warum ist es so wichtig, innezuhalten?
Im rheinland-pfälzischen Kusel kommt es am Montag (31. Januar) zu Schüssen auf zwei Polizeikräfte. Ein 29-jähriger Polizist und seine 24 Jahre alte Kollegin werden dabei getötet. Nach diesem Vorfall war am Freitagvormittag eine Schweigeminute angesetzt. Die Kreispolizeibehörde Unna gedachte der Verstorbenen im geschlossenen Kreis im Außenbereich an der Unteren Husemannstraße.
Interne Gedenkveranstaltung der Polizei
„Es gibt vielleicht auch Behörden, die das anders gehandhabt und zu einem öffentlichen Gedenken aufgerufen haben. Wir haben uns dazu entschlossen, das als Gedenkveranstaltung innerhalb der Polizei zu belassen“, erklärt Bernd Pentrop. Er ist nicht nur der Leiter der Pressestelle der Kreispolizeibehörde, sondern war selbst jahrelang als Beamter im Einsatz. Schon vor der Schweigeminute am Freitag erreichen die KPB Beileidsbekundungen aus der Bevölkerung. Pentrop: „In Unna wurden zwei Rosen für die getöteten Kollegen abgegeben, in Werne eine Kerze zum Gedenken aufgestellt. In Schwerte hat ein kleines Mädchen an der Wache zwei selbst gebastelte Engel vorbeigebracht.“
Der Polizeiberuf gehört zu den Jobs, bei denen der Kontakt mit Menschen sehr unmittelbar ist und zwar in jedweder Hinsicht. „Es gibt Situationen, in denen einem Schläge oder Gewalt angedroht werden, es kann immer brenzlig werden. Wenn man nachts ein Fahrzeug anhält und kontrolliert, weiß man nie, was passieren kann“, so Pentrop. Fälle wie in Kusel machen allen Polizisten zu schaffen. Es sind die Momente, in denen die Beamtinnen und Beamten ganz konkret daran erinnert werden, dass sie im Dienst auch ihr Leben riskieren.

Blumen und Kerzen stehen an dem Tatort, an dem zwei Polizeibeamte bei einer Verkehrskontrolle erschossen wurden. Um 10 Uhr fand eine Gedenkfeier für die beiden Polizeibeamten in Kusel statt. © Sebastian Gollnow/dpa
Pentrop: „Auch wenn man etwas, wie eine Fahrzeugkontrolle hundertfach macht, muss man sich immer im Klaren darüber sein, dass es Ausnahmesituationen gibt, da geht es dann um die eigene Gesundheit und das Leben.“ Er selbst ist seit 1988 bei der Polizei, war im Streifendienst, bei einer Einheit zur Kriminalitätsbekämpfung, Dienstgruppenleiter. „Ich habe eigentlich bei der Polizei schon alles gemacht“, seit etwa zweieinhalb Jahren leitet er die Pressestelle in Unna.
Einsatz zur Weihnachtszeit bleibt besonders im Gedächtnis
Auf die Frage, welcher Einsatz ihm denn besonders im Gedächtnis geblieben sei, zögert Bernd Pentrop kurz, dann sagt er: „Wenn ich das mal alles aufschreiben würde, wäre das ein ganz schön dickes Buch. Da gab es so viel Kurioses, Gefährliches aber auch viel Schönes.“ Ein Einsatz zur Weihnachtszeit vor einigen Jahren habe sich doch sehr in sein Gedächtnis eingeprägt. „Es war am Heiligen Abend. Wir wurden zu einer Wohnung gerufen, in der ein Mann randaliert hatte. Als wir vor Ort eintrafen, mussten wir feststellen, dass der Mann seine komplette Wohnung mit einem Beil zerstört hatte. Das war schon sehr beeindruckend.“
Für Pentrop – und er spricht da auch für seine Kollegen – sei Polizist sein eher Berufung als Beruf. „Wir sind hier eine große Familie und kümmern uns auch gegenseitig umeinander, man verbringt ja teilweise mehr Zeit mit den Kollegen als mit seinem Partner zu Hause.“ Wenn jemand einen belastenden Einsatz hatte, dann sind natürlich als erstes die Kollegen da. Wenn das nicht reicht, gibt es ein Spezialteam, die sich nach Anforderung mit den Betroffenen zusammensetzt: „Die sind rund um die Uhr erreichbar“, betont Pentrop.