
© Martina Niehaus
Nach Covid-Erkrankung: „Mein Garten hilft mir dabei, gesund zu werden“
Mit Video
Wir stellen Gärten vor, die für ihre Besitzer eine besondere Bedeutung oder eine außergewöhnliche Geschichte haben. Dieser wilde Blumengarten in Westhofen hat einer Frau neue Kraft gegeben.
Als sie mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus lag, dachte Irmgard Fulfs manchmal daran, dass sie ihren blühenden Garten vielleicht nicht wiedersehen würde.
Mitte März 2020 war das. Knapp einen Monat lag die 87-jährige Schwerterin, die sich auf einer Geburtstagsfeier im Familienkreis angesteckt hatte, im Krankenhaus. Ein Jahr später konnte Irmgard Fulfs uns erzählen, wie sie sich während ihrer Erkrankung gefühlt hat. Denn sie hat das Coronavirus überlebt. Ihre Großcousine war damals gestorben.
Schon in diesem März, bei unserem ersten Gespräch, hatte Irmgard Fulfs erzählt, wie sie sich auf die blühenden Blumen freut. Oft hatte sie an diesem eher verhangenen Frühlingstag aus ihrem Wohnzimmerfenster geschaut.

Im Krankenhaus hatte Irmgard Fulfs oft an ihren schönen Garten gedacht. © Martina Niehaus
Geruchssinn fehlte nach der Erkrankung
„Ich hoffe, dass ich dann auch wieder etwas riechen kann“, hatte sie gesagt. Denn die Corona-Infektion hatte ihr vorübergehend den Geruchs- und Geschmackssinn genommen.
Heute geht es Irmgard Fulfs etwas besser. Sie ist schnell schlapp, bekommt nicht mehr so gut Luft wie früher. Aber sie genießt die blühende Sommerwiese, die sie im späten Frühjahr ausgesät hat. Und sie kann auch wieder vieles riechen und schmecken. Den Lavendel, den Thymian, die Zitronenmelisse. Die Rhabarbermarmelade, die sie selbst kocht. „Ich habe so viel Freude daran“, sagt sie und strahlt. „Der Garten ist wirklich eine Wucht.“
Hummeln und Bienen summen herum
Recht hat sie. Vor allem der wilde Gartenbereich auf ihrem Grundstück in Westhofen ist jetzt, Anfang Juni, ein Farbenmeer. Hummeln und Bienen summen dort auf einer Fläche von rund 25 Quadratmetern herum. Der Klatschmohn blüht, blaue Kornblumen und violette Lupinen wachsen zwischen Kamille, Goldlack und dutzenden anderen Blumensorten.

Irmgard Fulfs freut sich über ihren Garten. © Martina Niehaus
Damit die Bienen, die dort futtern, sich auch richtig wohl fühlen, hat die Seniorin gleich noch zwei Bienenhäuschen am Zaun aufgehängt. „Schmetterlinge und Marienkäfer mag ich auch“, erzählt sie. Ihr kleiner Urenkel (3), der am Tag zuvor zu Besuch im Garten war, habe direkt „welche auf den Füßen gehabt“.
„Ich möchte nur zu Hause sein“
Man merkt Irmgard Fulfs die Erleichterung darüber an, dass sie alles einigermaßen überstanden hat. Auch wenn sie manchmal noch ein Sauerstoffgerät braucht. Trotzdem ist sie einfach froh, wieder zu Hause zu sein. „Ich möchte nur zu Hause sein, in meinem Garten. Das ist die beste Medizin für mich.“

Der Garten in Westhofen steht in voller Blüte. © Martina Niehaus
Dann zeigt sie wieder ihre Pflanzen. Sie schaut sich um, und manchmal entdeckt sie selbst etwas Neues. „Wo die Lupinen und der Fingerhut herkommen, weiß ich nicht. Eines Tages waren sie einfach da. Das ist wirklich toll.“

Bienenhotels hängen am Zaun: Dieser Garten ist insektenfreundlich. © Martina Niehaus
Das Praktische an einer Wildblumenwiese, sagt Irmgard Fulfs: Die Blumen säen sich bei einer mehrjährigen Mischung immer wieder von selbst aus. „Nur im Spätherbst hat man etwas Arbeit, weil man die vertrockneten Blumen dann entfernen muss.“ Bei den schweren Arbeiten kann sie auf die Hilfe ihrer Freunde und Bekannten zählen – und auch die Familie unterstützt sie dabei, wie Irmgard Fulfs erzählt. Deshalb kann sie jetzt in der Sonne sitzen und den Garten genießen..
„Der Garten ist meine Gesundheit“
Im Spätherbst – da möchte die 87-Jährige dann vielleicht doch noch mal weg aus ihrem Garten. „Am liebsten würde ich für ein paar Tage an die See fahren. Da bekomme ich sicher besser Luft.“ Bis dahin wird auch die Blumenwiese verblüht sein. Die neuen Samen für das nächste Jahr haben sich dann schon verteilt.

Die Blumen säen sich im Herbst wieder für das nächste Jahr aus. © Martina Niehaus
Doch bis es soweit ist, genießt die Westhofenerin den Sonnenschein und den Duft der bunten Mischung. Manchmal zupft sie auch den ein oder anderen Löwenzahn aus dem Beet. Das klappt nicht mehr so gut wie früher, weil sie heute viel schneller „platt“ ist. Trotzdem möchte sie weiter möglichst viel Zeit im Garten verbringen. „Der Garten ist meine Gesundheit.“
Wie besonders ist Ihr Garten?
Haben Sie auch einen Garten, der etwas Besonderes ist? Der vielleicht richtig außergewöhnlich oder schön ist – oder mit Erlebnissen und Erinnerungen verbunden? Melden Sie sich gerne per E-Mail unter lokalredaktion.schwerte@lensingmedia.de bei uns. Wir kommen vorbei und berichten darüber. Mit einem Video und vielen schönen Bildern.Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
