
© Bernd Paulitschke
Moritatentrio schreibt eine Hymne für Hennen: „Wo die Zitronen blüh‘n“
Lustiges Video
Wie einst die Beatles: So geht das Ruhrtaler Moritatentrio im neuen Video über einen Zebrastreifen. Entstanden ist die „Hennen-Hymne“, eine Antwort auf die Corona-bedingte Karnevals-Absage.
Es war Anfang der 70er-Jahre und es war Sommer. Der junge Uwe Fuhrmann machte ein Ausbildung in Iserlohn und fuhr jeden Tag mit der Bahn von Schwerte dorthin. Einer der Haltepunkte auf dem Weg: Hennen.
„Da passierte Folgendes“, erinnert sich Fuhrmann, heute nicht nur Schwertes Touristikbeauftragter, sondern auch Frontmann des „Original Ruhrtaler Moritatentrios ‚Heimatscholle‘ (vorwiegend festkochend)“: „Der Schaffner sprang aus dem Zug – das gab es damals noch, einer mit roter Schärpe und roter Mütze, alles drum und dran – und dann rief er die Haltestation aus: ‚Hennen, Hennen, Hennen, wo die Zitronen blüh‘n‘. Das war dem gerade so als Jux eingefallen.“
Nach mehr als 40 Jahren wurde aus der Idee eine Hymne
Mehr als 40 Jahre war das nur eine kleine Episode in Fuhrmanns Erinnerungen. Bis kurz vor dem Karneval 2019/20 die Frage auftauchte: Wat spiel‘n wa denn dies‘ Jahr im Festzelt in Hennen?“
Fuhrmann dachte sich: „Da kann man doch was daraus machen.“ Seine Moritatentrio-Mitstreiter gaben ihm recht, und so kam es im Februar zur einer „Welturaufführung“, wie Fuhrmann schmunzelnd berichtet.
Flugplatz, Campingplatz und „eine der schönsten“ Kirchen
Kölsche Lieder oder Stimmungslieder wie „Cordula Grün“ – das hatte das Moritatentrio an den Karnevalsabenden in Hennen schon beigesteuert. „Eine Hennen-Hymne gab es aber noch nicht“, unterstreicht Fuhrmann.
Was es außer dem Schaffner-Spruch mit den Zitronen in den Text schaffte: unter anderem der Flugplatz Rheinermark, die Nähe zur Ruhr mit den Campingplätzen, natürlich der Karneval mit seinem Ausruf „Helle für lau“ und die Johanniskirche – „eine der schönsten hier weit und breit“, findet Uwe Fuhrmann.
Musikvideo als Antwort auf die Corona-bedingte Absage
Nach dem Karneval kam Corona. Und damit die Erkenntnis, dass die Session 2021 ausfallen wird. Die Überlegung dazu hatte es schon länger gegeben. Vor wenigen Tagen hatten sich die Verantwortlichen dann dazu entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen und das Programm komplett abzusagen.
Fuhrmann und seine Mitstreiter brachte die Ansage indes auf eine Idee: „Dann machen wir diese Geschichte, dieses Lied in ein Musikvideo.“
Wie kommt man an Filmmaterial vom alten Bahnhof?
Leicht gedacht, schwierig umzusetzen – galt es doch, altes Filmmaterial zu besorgen, in dem der Hennener Bahnhof und der Zug noch so aussahen wie in den 70ern. Die Eisenbahnfreunde Schwerte halfen aus, sogar mit Schaffneruniform und passendem Darsteller.
Diese Szene wurde per Bluebox gedreht. Andere schoss Wolfram ter Jung mit dem Moritatentrio an mehreren Orten in Hennen. Im rund vierminütigen Video enthalten: so einige „Spökskes“, wie Fuhrmann sie nennt. Einmal schreitet das Trio über den Zebrastreifen wie einst die Beatles. Dann wieder ist für einen anderen Jux die volle Südtribüne eingeblendet.
Musik „sehr mühsam am Rechner zusammengeschrubbelt“
„Irgendwie passt das gut in diese unterhaltungstechnisch trübe Zeit“, findet Fuhrmann und konkretisiert: „als kleines Trostpflaster. Vielleicht wird das ja der Gassenhauer schlechthin.“
Apropos Musik: Die habe man natürlich „mit drei Mann nicht hinkriegen“ können: „Das hat der Friedrich Kuhlmann, der sonst Bassist ist oder im Video die Tuba spielt, am Rechner quasi zusammengeschrubbelt“, erklärt Uwe Fuhrmann. Eine „sehr mühsame Angelegenheit“ sei das gewesen. Alles habe „x-fach eingesungen“ werden müssen, unter anderem mit verdoppelten Stimmen.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
