
© Bernd Paulitschke (A)
Entscheidung zum Karneval in Hennen: Session 2021 vor dem Aus?
Kolpingsfamilie Hennen
Die Corona-Pandemie macht auch nicht vor Traditionen halt. Deutschlandweit wird über den Karneval diskutiert. Kann die Session stattfinden? Die Kolpingsfamilie Hennen hat sich entschieden.
Schunkeln, singen und eben auch jede Menge Alkohol – vieles, was den Karneval ausmacht, stellt sich in der Corona-Pandemie höchst problematisch dar. Und bei Massenveranstaltungen wie Prunksitzung und Karnevalsumzug kommt hinzu: Infektionsketten können später nur schwer oder gar nicht mehr nachvollzogen werden.
Die Kolpingsfamilie Hennen, die den Hennener Karneval – oft auch erste Adresse für viele Schwerter Jecken – ausrichtet, hat sich nun entschieden, die kommende Session abzusagen.
Das hätte Festkomitee und Vorstand einstimmig beschlossen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung: „Die Kolpingsfamilie Hennen e.V. und die fünfte Jahreszeit sind fest miteinander verbunden und blicken auf eine langjährige Tradition zurück.“ Seit mehreren Monaten habe man geprüft, ob unter den geltenden Hygienebestimmungen und Abstandsregeln überhaupt ein Karneval möglich sei. Letztendlich habe man sich dagegen entschieden.
Alles abgesagt: Proklamation, Prunksitzungen, Kinderkarneval
„Das war keine leichte Entscheidung. Wir wissen, wie viel Herzblut alle Aktiven in unseren Karneval stecken und wie nach der Session schon der nächsten entgegen gefiebert wird“, schildert Michael Glowalla, Vorsitzender der Kolpingfamilie Hennen e.V., die Situation.
Es werden alle Veranstaltungen von der Prinzenproklamation über den Fototermin sowie die zwei Prunksitzungen und der Kinderkarneval abgesagt. Denn vor allem die Prinzenproklamation würde voraussichtlich noch mitten in der Pandemie stattfinden, alles Weitere sei noch nicht abzusehen.
„Die ersten Gruppen beginnen mit dem Proben bereits im September, sodass wir die Entscheidung zeitnah und transparent für alle treffen wollten“, erklärt Benedikt Lowinski, Präsident des Hennener Karnevals. Zudem sei das finanzielle Risiko einfach zu groß – bei einer kurzfristigen Absage von Veranstaltungen wäre der Schaden immens.
Karneval ist unkontrolliert – Was bedeutet das für Hygieneregeln?
Das amtierende Prinzenpaar, Stephanie II. und Marco I. Schaefer, verlängert seine Amtszeit, will dann im November 2021 die Insignien an ein neues Paar abgeben. „Es ist natürlich schön, die Krone zu behalten. Für den Karneval ist es aber natürlich das genaue Gegenteil. Die Entscheidung ist aber verständlich und wir akzeptieren das“, so Stephanie Schaefer. Was in den vergangenen Monaten gefehlt habe und folglich auch in Zukunft noch fehlen wird, ist das gemeinsame Hobby, der Spaß bei den Vorbereitungen und beim Feiern. Letztendlich siege aber die Vernunft.
Natürlich könne man nicht den Karneval per se absagen, sagt Schaefer. Denn wer feiern wolle, der feiert auch. In der generellen deutschlandweiten Diskussion um die Austragung der Karnevalssession gibt es deshalb auch Stimmen, die sich für kontrollierte Umzüge und Sitzungen aussprechen, um so den Veranstaltungen einen geordneten Rahmen zu geben.
Schaefer dazu: „Man kann das machen, wenn man feste Hallen für mehrere kontrollierte Veranstaltungen hat. Wir in Hennen haben aber nur ein Zelt und da ist es unfassbar schwierig, die Hygienevorgaben einzuhalten und die Menschen ausreichend zu schützen.“
Karneval verbreitete das Coronavirus im Februar 2020
Karneval ist während der Corona-Pandemie vor allem deshalb heikel, weil bei Sitzungen und unkontrollierten Feiern sowie beim Straßenkarneval die Corona-Schutzmaßnahmen nicht eingehalten werden können.
Wenn dazu noch viel Alkohol fließt, werde schnell der Mindestabstand missachtet und die Maske abgelegt, so ein Hauptargument der Skeptiker.
Bekanntestes Negativbeispiel, mit dem die Verbreitung des Coronavirus in Deutschland so gesehen erst richtig losging, war die Kappensitzung in Gangelt Mitte Februar 2020. Das Super-Spreader-Event machte den Kreis Heinsberg zum ersten Infektions-Hotspot in Deutschland.
Aus tiefster Liebe zum Ruhrgebiet bin ich gerne immer und überall auf der Suche nach Geschichten – für Kultur, Kindergärten und Schulen, Umwelt, Politik und alles, was Menschen sonst noch beschäftigt.
