Verwirrung um Montessori-Schule am Wellenbad Stadt untersagt Nutzung kurz vor Weihnachten

Verwirrung um Montessori-Schule am Wellenbad: Stadt untersagt Nutzung
Lesezeit

Überraschende Nachricht kurz vor Weihnachten: In der letzten Ratssitzung des Jahres am Mittwoch (20.12.) hat die Stadt Schwerte eine Nutzungsuntersagung für die Montessori-Schule am Wellenbad ausgesprochen. Dies gelte mit sofortiger Wirkung, sagte Baudezernent Christian Vöcks vor den Mitgliedern des Rates. Grund: Bislang gebe es keine Baugenehmigung und auch keine Genehmigung für den Schulbetrieb vonseiten der Bezirksregierung Arnsberg.

Alexander Flieger vom Schulträger, der HagenSchule, bestätigte am Donnerstag (21.12.) auf Anfrage, dass es keine Genehmigung gebe – aber eben auch noch keinen Schulbetrieb in dem alten Traditionsrestaurant direkt an der Ruhr in Schwerte-Geisecke.

So kurz vorm Fest treffen da zwei Ansichten aufeinander, die nun fragen lassen, wie es ab Januar am Wellenbad weitergeht. Aber von vorn.

Stadt: Bislang kein Antrag eingereicht

Damit der Gutshof, der lange als Gastronomie- und Hotelbetrieb geführt wurde, zu einer Schule werden kann, braucht es eine sogenannte „Nutzungsänderungsgenehmigung“. Eine Bauvoranfrage, sagt die Stadt, hätten Träger und Förderverein, der Förderverein für moderne Bildung (FMB) in Hagen e.V., gestellt.

Die Stadt hätte, sagte Vöcks am Donnerstag auf Anfrage, ein positives Signal gegeben, dass ein solcher Antrag auf Nutzungsänderung durchaus Erfolg haben könnte und die Räume dahingehend umgebaut werden könnten, dass einem Schulbetrieb für die weiterführenden Schülerinnen und Schüler der HagenSchule nichts im Wege stünde.

Das Problem ist laut Vöcks nur, dass bislang kein Antrag auf Nutzungsänderung eingereicht worden ist. „Bevor die Herbstferien zu Ende waren, haben wir der Schule mitgeteilt, dass sie den Standort ohne Genehmigung nicht eröffnen kann.“ Das sei dann aber doch geschehen.

Planungsdezernent Christian Vöcks im Porträt: Er teilte im Rat mit, dass die Stadt die Nutzung für den Montessori-Standort am Wellenbad bis auf Weiteres untersagt hätte.
Planungsdezernent Christian Vöcks teilte im Rat mit, dass die Stadt die Nutzung für den Montessori-Standort am Wellenbad bis auf Weiteres untersagt habe. © Stadt Schwerte

„Standort Wellenbad ist noch keine Schule“

Das sieht Alexander Flieger vom Schulträger anders. Er hatte zusammen mit Sibylle Hecker im September im Schulausschuss die Pläne für den Montessori Campus Westfalia (MCW) vorgestellt. Dass man eine Baugenehmigung und eine Genehmigung für den Schulbetrieb brauche – letztere hat die Bezirksregierung Arnsberg ebenfalls noch nicht erteilt –, sei ihm natürlich bewusst, nur sei man eben noch gar nicht eingezogen in den alten Gutshof an der Ruhr.

„Wir haben gesagt, wir ziehen schrittweise um, und das gilt nach wie vor. Der Standort Wellenbad ist noch keine Schule. Schüler sind bisher nur in ganz wenigen Bereichen gewesen, gerade mal ein Zehntel der später geplanten Flächen“, so Flieger.

Der Förderverein habe das Gelände vom neuen Eigentümer gepachtet und stelle es unter anderem als außerschulischen Lernort zur Verfügung, biete aber auch andere Seminare und Veranstaltungen an. „Die Jugendlichen kochen dort beispielsweise mit Profis als Berufsorientierung, dafür brauchen wir in Absprache mit dem Kreis Unna keine spezielle Genehmigung, weil es dort bereits den Gastronomiebetrieb gab“, so Flieger.

Sibylle Hecker und Alexander Flieger vom Montessori Campus Westfalia stehen auf dem Wellenbad-Gelände an der Ruhr.
Sibylle Hecker und Alexander Flieger vom Montessori Campus Westfalia: Letzterer sagt, dass der Schulbetrieb am Standort in Schwerte noch nicht gestartet sei. Er spricht von „praxisorientierten Aktivitäten“. © Martina Niehaus

Nur „praxisorientierte Aktivitäten“

Es gebe am Wellenbad aktuell noch kein Lehrerzimmer, kein Sekretariat, keine Fachräume – die seien alle noch in Hagen. „Die praxisorientierten Aktivitäten waren mit Schwerpunkt am Gutshof Wellenbad, etwa beim Apfelpressen. Der Förderverein macht das zusammen mit der Schule im Rahmen der Gastronomienutzung, die es dort seit Jahren gibt“, sagt der Fördervereinsvorsitzende.

Und weiter: „Es war von Anfang klar, dass es in dem Gebäude noch Umbauten geben wird, und dafür brauchen wir die Baugenehmigung, das wissen wir. Dazu sind wir in konstruktiven Gesprächen mit der Stadt. Zudem gibt es seit Juni einen Bauvorbescheid, der sagt, dass dort grundsätzlich Schule gemacht werden darf.“

Ergebnis eines Verwaltungsverfahrens

Die Stadt spricht am Donnerstag hingegen von einem Verwaltungsverfahren, das jetzt abgeschlossen sei. Dass die Nutzung untersagt wurde, sei das Ergebnis. „Wir können jetzt gar nichts anderes machen“, sagt der zuständige Dezernent Christian Vöcks. So seien etwa wichtige Fragen zum Brandschutz bislang nicht geklärt.

Stimmt nicht ganz, sagt Alexander Flieger. Denn es gebe ja ein Brandschutzgutachten für den Hotel- und Gastronomiebetrieb. Und da man die Räume bislang nicht für den Schulbetrieb nutze, reiche das seiner Ansicht nach völlig aus. Flieger gibt sich entspannt, sagt darüber hinaus, ihm liege bislang noch kein Schriftstück der Stadt vor.

Kontrolle im Januar

Ob die Stadt Schwerte ebenfalls entspannt bleibt, wird sich im Januar zeigen. Christian Vöcks kündigte an, dass die Bauordnung Anfang des Jahres noch einmal am Wellenbad vorbeischauen werde. Sollte die Untersagung missachtet werden, „müssten wir Geldstrafen ansetzen“, so Vöcks. Und dann kann es teuer werden. Auf bis zu 50 Schüler sei man bei den jüngsten Kontrollen vor Ort getroffen – und das täglich. „Das ist dann keine außerschulische Aktivität mehr.“

Sollte aber der Antrag für die Nutzungsänderung zeitnah eingereicht werden, „werden wir uns zügig darum kümmern“. Den Schulbetrieb verhindern wolle man nicht.

Bezirksregierung: Zustimmung verweigert

Die Bezirksregierung Arnsberg teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, dass man die Zustimmung aus bauordnungsrechtlichen Gründen bislang verweigern musste. Ob nach einem genehmigten Bauantrag der Schulbetrieb losgehen könne, dazu sagte Sprecher Christoph Söbbeler: „Das ist eine sehr hypothetische Frage. Da gibt es sicherlich auch noch andere Parameter, um letztlich zu sagen: Schulstandort – ja oder nein.“

Kritik nach Cyber-Attacke: Schwerter FDP sieht Verwaltung in der „Kommunikationskrise“

In seinem Wellenbad speisten Uwe Seeler und Ivan Rebroff: Gastro-Urgestein Frithjof Voll ist tot

Aus dem Landgasthof Linneweber wird „Tobi by Linneweber“: Wiedereröffnung nach sieben Jahren