Fast täglich pendele ich mit dem Zug von Dortmund nach Schwerte und wieder zurück. Das funktionierte bisher relativ reibungslos. In 19 Minuten fährt der RB 53 die Strecke ohne Umstiege. Doch die letzten sieben Wochen war der Weg für mich nicht mehr so entspannt, wie bisher. Über 1,5 Monate fuhr statt des Zuges ein Schienenersatzverkehr.
Wegen Bauarbeiten an der Brücke am Kirschbaumsweg, Weichenarbeiten am Schwerter Bahnhof und der immer noch anhaltenden Modernisierung der Haltestelle Aplerbeck Süd, fuhr statt des Zuges nun also ein Bus.
Doppelt so lang unterwegs
Am 11. September fahre ich zum ersten Mal mit dem Ersatzverkehr. Puh, nun muss ich also statt 19 Minuten doppelt so viel Zeit einplanen. Ganze 44 Minuten Fahrzeit zeigt mir die DB-App heute an. Es dauert einen Moment, bis ich die Ersatzhaltestelle am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofes finde, weil das Schild vom Wind umgeworfen wurde und auf dem Boden liegt. Als der Bus aber ankommt, bin ich positiv überrascht. Groß, geräumig, gemütliche Sitze, sogar mein Handy könnte ich in dem Bus aufladen.

„Einen Monat lang?“ Auf dem Rückweg nach Dortmund fragt mich eine Frau am Schwerter Bahnhof, wie lang der Zug ausfallen wird. „Ich dachte, es geht um eine Woche?!“ Sie ist entsetzt. „Tatsächlich sogar über einen Monat lang“, antworte ich. Doch das hört die Frau schon gar nicht mehr und schaut auf ihr Handy.
Mir kommt der Zeitraum auch ziemlich lang vor, aber ich akzeptiere, dass ich nun morgens zwanzig Minuten früher aufstehen muss und am Abend später Zuhause sein werde.
Ungewollte Sightseeing-Tour
Am Anfang finde ich es noch ganz entspannt, so lange im Bus zu sitzen und Hörbücher oder Musik zu hören. Ändern kann ich die Situation sowieso nicht. Doch nach ein paar Mal Fahren nervt mich die Sightseeing-Tour. Auf direktem Weg geht es nicht nach Schwerte, der Bus klappert nämlich auch die Zwischenhalte ab. Vorbei komme ich auf der Fahrt am Dortmunder U, durch das Phoenix-West-Gelände, über den Phoenix-See. Durch Berghofen und Aplerbeck, dann erhasche ich einen Blick auf den Schwerter Wald und den Freischütz.
Apropos Freischütz, der Bus fährt über die B236. Wer dort morgens schon einmal mit dem Auto lang gefahren ist, weiß, wie voll es da um diese Zeit ist. Die roten Ampeln und Baustellen unterwegs verlängern die Fahrt noch einmal um mindestens zehn Minuten. Zurück durch den Feierabendverkehr muss ich aber ja auch noch ...
Wenn der Bus sich in Luft auflöst
Die lange Fahrtzeit soll aber nicht das einzig Anstrengende an meiner Reise bleiben. Die wirklich nervigen Probleme, die ein solcher Schienenersatzverkehr wahrscheinlich immer mit sich bringt, warten erst noch auf mich.
Es passiert einmal in Dortmund und einmal in Schwerte: Ich stehe sogar überpünktlich an der Haltestelle und kein Bus taucht auf. Mit ein paar Minuten Verspätung rechne ich bei dem Verkehr. Doch ich soll enttäuscht werden. Eine halbe Stunde warte ich in Dortmund auf den nächsten Bus. Ob der vorherige Bus sich in Luft aufgelöst hat, das weiß die Busfahrerin aus dem nächsten Fahrzeug natürlich auch nicht. „Ich hätte noch im Bett liegen können“, denke ich.

Die genauso schlechten Alternativen
In Schwerte entscheide ich mich, nicht länger zu warten und gehe zu Gleis 3. Eine Zugverbindung über Holzwickede soll mich ebenfalls nach Dortmund bringen. Von nun an vertraue ich dem Schienenersatzverkehr nicht mehr blind. Mit der U-Bahn fahre ich ab und zu nach Hörde. Von da aus geht es für mich mit dem Bus weiter. Das Umsteigen spart mir unterm Strich allerdings nur ungefähr fünf Minuten. Trotzdem habe ich das Gefühl flexibler, sicherer und etwas schneller unterwegs zu sein.
RB 53 fährt noch nicht wie vorher
Zwar fährt die Linie RB 53 Richtung Iserlohn über Schwerte nun wieder, dennoch beeinflussen die Baumaßnahmen die Strecke weiterhin. Vom 29. Oktober bis 26. November hält der Zug in Richtung Dortmund nicht am Zwischenhalt Aplerbeck Süd. Stattdessen werden die Halte Holzwickede und Aplerbeck angefahren. Auf der Fahrt von Dortmund nach Schwerte hält der Zug aber am Bahnhof Aplerbeck Süd.
Baubedingt verkehrt die Linie RE 57 seit dem 29. Oktober bis zum 21. November und nochmal vom 24. bis 26. November über Schwerte. Mit diesem Zug kommt man aktuell auch nach Dortmund. Ab dem 27. November fährt die Linie wieder ihre reguläre Strecke ohne Halt in Schwerte, so ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Im Sommer 2023 seien noch weitere Baumaßnahmen am Dortmunder Hauptbahnhof und Dortmund-Hörde geplant, wodurch es zu Änderungen auf der Strecke kommen kann.
Fazit: Schrecklich lang
Im Nachhinein kann ich leider nicht sagen, dass die sieben Wochen glücklicherweise schnell vorübergingen. Im Gegenteil: Mir kam die Erfahrung mit dem Schienenersatzverkehr schrecklich lang vor. Heute setzte ich mich einfach wieder in den Zug und muss mich weder vor vollen Straßen fürchten, noch muss ich mir den Kopf darüber zerbrechen, wie früh ich aufstehe und welche Verbindung ich heute ausprobiere.
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