Rücktritt vom Rücktritt Der dienstälteste Vereinswirt „TUS“ Simon (82) macht doch weiter

Rücktritt vom Rücktritt: Vereinswirt „TUS“ Simon (82) macht doch weiter
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So oft kann sich kein Druckfehler wiederholen. Wer hat das große „E“ vor dem Schriftzug geklaut? Immer nur „TUS“ Simon steht auf dem Rücken aller eingerahmten Trikots, die der Vereinswirt des ETuS Schwerte-Ost zum 70., zum 75. und zum 80. Geburtstag als Geschenk erhielt.

Seine „Jungs“, wie er die Stammgäste nennt, kennen die Geschichte hinter dem fehlenden Buchstaben. Immer wieder musste sie Manfred Simon (82) in den 22 Jahren erzählen, die er hinter dem Tresen des ETuS-Vereinsheims am Sportplatz in Schwerte-Ost steht.

Die gute Seele des Vereins

Gefühlt war Manfred Simon schon immer dort, steht fast jeden Tag hinter seinem Tresen – ob Sommer oder Winter. „Ich bin die gute Seele vom Verein hier oben“, sagt er. Doch es gibt auch ein Vorleben. Und das prägte den 82-Jährigen, der als Sohn eines Berufssoldaten in Österreich geboren wurde, in seiner Kindheit in Ihmert. „Da gab es den TUS Iserlohn“, berichtet er, wie er zu seinem Spitznahmen kam. Die anderen Jungen, mit denen er jeden Tag auf dem Bolzplatz kickte, riefen ihn einfach so.

Manfred Simon ist der dienstälteste Vereinswirt der Stadt. Seit 22 Jahren steht er im Heim des Fußballclubs ETuS/DJK in Schwerte-Ost hinter dem Tresen.
Manfred Simon ist der dienstälteste Vereinswirt der Stadt. Seit 22 Jahren steht er im Heim des Fußballclubs ETuS/DJK in Schwerte-Ost hinter dem Tresen. © Reinhard Schmitz

So weit hergeholt war das nicht. Denn die Eltern von Manfred Simon führten zu jener Zeit eine Kneipe in Iserlohn, die gleichzeitig das Vereinsheim des besagten TUS Iserlohn war. Später übernahmen sie ein Speiserestaurant im Lägertal mit einem großen Veranstaltungssaal.

Berufsstart am Grüntaler Teich

Die Gastronomie war Sohn „TUS“ also quasi in die Wiege gelegt. „Ich habe Kellner gelernt“, berichtet er. Die Ausbildung begann er 1955, aber nicht im Betrieb der eigenen Familie, sondern im damaligen Restaurant Haferkiste gegenüber dem alten Iserlohner Rathaus. Bei den Eltern half er nur ab und zu ein wenig aus, wenn Not am Mann war. Dann machte er sich mit seiner damaligen Ehefrau im Vereinsheim des früheren DJK Schwerte am Grüntaler Teich selbstständig.

ETuS/DJK, Fußballplatz in Schwerte
Die Alten Herren von ETuS/DJK auf dem Platz freuen sich schon auf das Bierchen oder ein anderes Getränk nach dem Training bei Manfred Simon. © Reinhard Schmitz

Der gewaltige Böschungsrutsch am Bahndamm hinter dem Sportplatz beendete diese Zeit jäh. Für die aufwendigen Sicherungs- und Reparaturarbeiten musste die Viktor-Hötter-Kampfbahn lange Zeit gesperrt werden. Manfred Simon zog weiter zum ETuS nach Schwerte-Ost: „Seit dem Jahr 2000 bin ich hier oben.“ Dieses Datum hat sich wegen des Hypes um den Jahrtausendwechsel eingebrannt: „Wir haben Gläser gekauft: Millennium 2000.“

„Friedenspreise“ auf der Karte

Es war genau der richtige Schritt. „Ich komme mit den Jungs gut aus“, sagt Manfred Simon, während er durch die geöffnete Tür den Alten Herren zuschaut, die trotz Winterskälte im Flutlicht draußen auf dem Platz beim Training schwitzen. Gleich werden sie noch auf ein Flaschenbier in der warmen Gaststube erwartet. Gezapft wird nur selten, meistens an Spieltagen. Dafür nennt die Karte sozusagen noch Friedenspreise. Für 1,70 Euro geht das 0,2-Liter-Glas über die Theke. Die Riesenbockwurst mit Brot kostet ganze 2,50 Euro, die Tasse Kaffee 1,20 Euro.

Manfred Simon im Vereinsheim in Schwerte
Aufstiegsfeiern und viele private Festivitäten hat Manfred Simon schon in seinem Vereinsheim ausgerichtet, das gut 80 bis 90 Personen fasst. © Reinhard Schmitz

„Wir haben auch schon viele Feiern hier gehabt“, erzählt der Vereinswirt. 80 bis 90 Gäste passen locker in seinen gemütlichen Gastraum, wo auf den Tischchen immer die Plastikblumen blühen. Aufstiege wurden hier gefeiert, Abstiege ertränkt. Auch große Events wie Hochzeiten gab es. Super sei zuletzt noch eine Hochzeit gewesen, für die draußen ein großes Zelt aufgebaut wurde. Für 2023 gibt es auch schon Anfragen. Wenn es nur leichter wäre, Personal für die Bedienung zu bekommen.

Sohn führt Feuerteichschänke

Auch Manfred Simon feierte Geburtstage in „seinem“ Vereinsheim. Zum 80. und 82. kam sogar Landrat Mario Löhr aus Unna. Danach ließen gesundheitliche Gründe Manfred Simon keine andere Wahl, als im September 2022 seine große Abschiedsfete zu geben. Der ETuS trauerte, bis die plötzliche Wende kam.

„Ich bin topfit wieder“, erklärt Manfred Simon – und macht damit den Rücktritt vom Rücktritt. Per Handschlag wurde der Vertrag mit Vereinspräsident Hans Haberschuss verlängert. „Wer rastet, der rostet“, sagt der 82-Jährige: „Ich habe immer gearbeitet, war immer in Bewegung.“ Das Gastronomie-Gen hat er auch vererbt. Sohn Frank „Pocke“ Simon ist Wirt mit Leib und Seele in der Feuerteichschänke in der Fußgängerzone.

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