Sie wurden alarmiert, als der Hochhauskomplex Hannibal in Dortmund-Dorstfeld Hals über Kopf evakuiert werden musste. Sie betreuten Tausende beim Weltjugendtag mit dem damaligen Papst Benedikt auf den Kölner Rheinwiesen. Noch beim Hochwasser im Sommer 2021 standen sie in Kamen ihren Mann.
Doch künftig kann der Katastrophenschutz die bewährten Helfer von „Unna 04“ nicht mehr rufen. Schweren Herzens hat der Malteser-Hilfsdienst Schwerte seine Einsatzeinheit aufgelöst, weil die Zahl der Ehrenamtlichen in Corona-Zeiten dramatisch gesunken ist.
Nur noch acht bis zehn Aktive
„Wir haben 15 Mitglieder, aber höchstens acht bis zehn Aktive“, sagt der Aktionsbeauftragte Jens Norman. Mit dieser „Mannstärke“ könne man die Einsatzeinheit nicht mehr besetzen: „Jeder von uns könnte dann ein Auto fahren.“ Der große Zwölftonner mit dem Küchenaufbau ist schon abgegeben. Und auch das gewohnte Quartier an der Sonnenstraße wird geräumt, weil es für die wenigen verbliebenen Ehrenamtlichen viel zu groß und zu teuer geworden ist. Denn auch Zahl der Fördermitglieder, auf deren finanzielle Unterstützung gebaut werden kann, schrumpft.
Bis Ende Februar soll die Halle, mit der sich die Erinnerungen an viele Treffen aus Jahrzehnten verbinden, endgültig geräumt sein. Der 7,5-Tonner, der T4-Bulli, das Dacia-Einsatzführungsfahrzeug und die beiden Anhänger werden erst einmal bei den Kollegen in Menden untergestellt, bis eine neue Möglichkeit in Schwerte gefunden ist.

Die Pandemie hat viele Strukturen zerstört bei dem traditionsreichen Hilfsdienst, der eigentlich aus der Stadt nicht wegzudenken ist. „Wir durften uns während Corona nicht treffen“, berichtet Jens Norman. Auch Sanitätsdienste durften nicht geleistet werden: „Da blieben viele auf der Strecke.“
Denn Ehrenamtliche entdeckten notgedrungen andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für sich. Auch die Jugendgruppe zerfiel zusehends, weil die Mitglieder ins Studium gingen oder der Lebensweg sie in andere Städte führte.
Es gibt weiter Sanitätsdienste
„Wir schaffen es nicht mehr“, sagt Jens Norman und bedauert den Rückzug vom Katastrophenschutz. Allein die Fortbildung und die Fahrzeugpflege kosten viel Zeit. Und man müsse respektieren, dass die Ehrenamtlichen auch ein Privatleben haben. Sanitätsdienste würden weiterhin geleistet, größere seien aber allein nicht zu stemmen.
Beim Pannekaukenfest im Herbst arbeiteten die Malteser deshalb schon erfolgreich mit dem Deutschen Roten Kreuz und der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) zusammen: „Es ist doch egal, was auf der Jacke steht. Wir wollen für die Menschen da sein.“

Als Treffpunkt bleibt den Maltesern ab Februar die Geschäftsstelle im unteren Geschoss des Ärztehauses am Marienkrankenhaus Goethestraße. Jeden Donnerstag wollen sie dort den regelmäßigen Gruppenabend wiederbeleben. Außerdem werden in den Räumen die Sanitätsdienste geplant.
„Wir wollen auch versuchen, wieder eine Jugendgruppe zu gründen“, berichtet Jens Norman. Die Namen von ein paar jungen Kandidaten hat er schon im Kopf. Mit Erste-Hilfe-Spielen und anderen Aktivitäten sollen sie auf das Ehrenamt hingeführt werden.
Neue Fahrzeughalle gesucht
Die Verantwortlichen möchten auf diese Weise wieder Nachwuchs gewinnen und einen langsamen Wiederaufbau von unten beginnen. Es bleibt die Hoffnung, irgendwann vielleicht doch wieder zur gewohnten Einsatzstärke zurückzufinden. Um auch die Fahrzeuge wieder aus Menden zurückholen zu können, suchen die Malteser nach einer geeigneten Halle.
Sie sollte etwa über eine Fläche von 150 bis 200 Quadratmetern verfügen, um neben den Abstellmöglichkeiten auch Lagerplatz für das weitere Material zu bieten. Außerdem benötigen die Malteser dort eine Toilettenanlage und einen Sozialraum für die Aktiven. Über Angebote oder Hinweise freut sich der Stadtbeauftragte Jörg Flamme per E-Mail an: joerg.flamme@malteser.org
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