Ein Wolf mitten in der Fußgängerzone: Jahrelang stand das kleine Ladenlokal an der Mährstraße, das einmal ein Café beherbergte, dunkel und leer. In der Adventszeit ist es nun zu einem echten Blickfang herausgeputzt worden.
Erinnerungen an die Kindheit wecken die Figuren, die vor der Kulisse beleuchteter Weihnachtsbäume aufgestellt worden sind. Seine großen Zähne fletscht der Wolf dem Rotkäppchen entgegen. Ein paar Fliegenpilze komplettieren die Szenerie – fast genauso, wie die Gebrüder Grimm sie beschrieben haben.
Im Laden an der Mährstraße
„Als kleinen Vorgeschmack auf unsere im kommenden Frühjahr stattfindende ‚Märchentour an der Ruhr‘ haben wir in der Mährstraße 4 ein bisschen Nostalgie aufleben lassen“, sagt der Schwerter Michael Blaschzyk: „Dort kann man jetzt in der Weihnachtszeit Rotkäppchen und den bösen Wolf bestaunen.“ Er bedankt sich bei den Hausbesitzern, der Familie von Andreas Heinz, die das Schaufenster zur Verfügung gestellt haben.

Die Rotkäppchen-Geschichte ist nur ein Teil einer ganzen Reihe von Märchenszenen, die die Fans um Michael Blaschzyk und die langjährige Schwerter „Laternenfrau“ Anette Ernst im Sommer in die Ruhrstadt geholt haben. Sie retteten das Inventar eines seit gut zehn Jahren stillgelegten Märchenwalds im Bayerischen Wald, das in einer Scheune bei Bodenmais lagerte.
Prinzessin und Froschkönig, Hänsel und Gretel, die böse Hexe und viele weitere Requisiten reisten im Kofferraum eines Reisebusses die 600 Kilometer nach Westfalen. Der Reisedienst Fischer aus Iserlohn übernahm den Transport in einem seiner Busse, der sonst eine Leerfahrt gehabt hätte.
Erinnerungen an den Freischütz
Die Schwerter Märchen-Fans, zu deren glühendsten Vertreter auch Operettenbühnen-Direktor Gunther Gerke zählt, schwärmten noch immer von dem Märchenwald ihrer Kindertage hinter dem Waldrestaurant Freischütz. Die Attraktion war aber Ende der 1970er-Jahre stillgelegt und verkauft worden. Es wird vermutet, dass manche Teile auch nach Bodenmais in den Bayerischen Wald gegangen sind, wo der Betreiber seine Freizeitanlage damals vergrößerte.

Der Traum, den Märchenwald an einem Standort in Schwerte wieder aufleben zu lassen, ließ sich nicht verwirklichen. Aber immerhin konnten die Figuren mit Unterstützung vieler Privatpersonen gerettet werden, die ihnen in ihren Gärten eine neue Heimat gaben.
Um auch anderen Interessierten und vor allem Kindern eine Freude zu machen, sollen Rotkäppchen und Co. dort an bestimmten Tagen präsentiert werden. Der Plan ist, dass man zu Fuß oder mit dem Fahrrad von Märchengruppe zu Märchengruppe ziehen kann. Vor Ort könnten dann die Märchen vorgelesen oder von einem auch schon nostalgischen Kassettenrekorder vorgespielt werden.
Neue Attraktion: Grimm-Fans holen einen ganzen Märchenwald nach Schwerte
Gewölbe unter dem Freischütz-Spielplatz hat märchenhafte Vergangenheit
RTL-Team dreht Homestory: Michael Blaschzyk (48) aus Schwerte sucht Partner beim Speeddating