Ein einsamer Gummibaum mit fein panaschierten Blättern. Ein paar Pappkartons. Und auf dem Fußboden die gelben Klebemarkierungen, die die Besucher bis vor wenigen Tagen noch möglichst berührungslos zu den Kittelträgern mit den Untersuchungsstäbchen leiteten.
Viel mehr erinnert beim Blick durch die Schaufensterscheiben nicht mehr an die Zeit, als hier täglich Hunderte Menschen Schlange standen, um sich untersuchen zu lassen. Das Corona-Testzentrum Schwerte an der Bahnhofstraße ist als letztes seiner Art in der Stadt geschlossen worden.
Zuletzt nur 30 bis 50 Kunden
„Es wird nicht mehr vergütet vom Staat seit dem 1. März“, erklärt der Apotheker Carsten Schumacher, der die Einrichtung fast zwei Jahre lang betrieben hatte. Man könne von den Leuten auch nicht verlangen, dass sie 7,50 oder 8 Euro aus eigener Tasche bezahlen müssten. In vielen Einrichtungen reiche mittlerweile ja auch eine Selbsterklärung aus, dass man einen Test zu Hause gemacht habe. Die Nachfrage brach drastisch ein: „Zuletzt sind am Tag um die 30 bis 50 Kunden gekommen. Das war absolut defizitär.“

Auch wenn für diesen arg gebremsten Andrang ein einziger Mitarbeiter ausgereicht hätte – auch der musste bezahlt werden. Dazu kamen die „nicht so geringen“ Kosten für die Miete des Ladenlokals sowie Verbrauchsmaterial wie Handschuhe und Kittel. „Zuletzt habe ich es nur offen gelassen, weil die anderen alle geschlossen waren“, berichtet Carsten Schumacher.
Er fühlte sich in sozialer Verantwortung für die von ihm mit Medikamenten belieferten Altenheime, wo Besucher ohne offizielle Testergebnisse nicht eingelassen wurden. Genauso sei es im Krankenhaus gewesen: „Das ist alles hinfällig.“ Es gebe keine Stelle mehr, wo man noch die offiziellen Dokumente vorlegen müsse. Auch die Quarantäneregeln seien aufgehoben.
Alle Daten werden eingelagert
Geschlossen worden ist das Corona-Testzentrum an der Bahnhofstraße – so ein Aushang – schon ein paar Tage vor den letzten Regel-Lockerungen am 26. Februar. Mit dem Ausräumen ist die Arbeit dort aber längst noch nicht erledigt. Alle Daten müssten sortiert und bis zum Auslaufen der Aufbewahrungsfrist Ende 2024 in einer Apotheke eingelagert werden. „Das sind Papiermengen“, erklärt Carsten Schumacher: „Die ganzen Datenschutzerklärungen.“
Alles werde von seinen Mitarbeitern monatsweise sortiert, damit man es bei Überprüfungen ordnungsgemäß vorlegen kann. Stühle, Tischche und anderes Mobiliar wird auf dem Sperrmüll entsorgt. Bis auf einen Bürostuhl, nach dessen Verbleib ein Kunde fragte: „Ich habe ihm den Stuhl geschenkt.“

Bei der Eröffnung des Testzentrums im Frühjahr 2021 – so blickt der Betreiber zurück – sei er eigentlich davon ausgegangen, dass es nur für ein paar Monate bestehen bleibe. Am Anfang sei es noch einfach gewesen, die benötigten Mitarbeiter zu bekommen. Es gab viele Beschäftigte aus der Gastronomie und Studierende, die durch den Lockdown beschäftigungslos geworden waren. Nach und nach kehrten diese aber in ihre früheren Tätigkeiten zurück: „Später wurde es auch ein Personalproblem.“
Jobs in Apotheken gerettet
Getestet wurde im Akkord, als in Spitzenzeiten täglich rund 900 Kunden vor dem Zentrum warteten. Bis zum Eiscafé Mattiuzzi am Bahnhof reichte dann oft die Schlange. „Das war schon eine wilde Zeit“, sagt Carsten Schumacher. Allerdings half sie, die Verluste in seinen Apotheken zu kompensieren. Denn die eingeführten strengen Hygieneregeln wie Händewaschen, Masken und Desinfektion verdrängten auch andere Krankheiten, was die Nachfrage nach Medikamenten drastisch sinken ließ.
„Wir haben 70 Prozent weniger Erkältungsmittel verkauft“, berichtet Carsten Schumacher. Auch Durchfallerkrankungen habe es damals nicht gegeben. Dass alle Mitarbeiter trotzdem ihre Jobs behalten konnten, sei dem Testzentrum zu verdanken. Trotzdem bekennt der Apotheker: „Eigentlich kann man froh sein, dass dieser Test-Wahnsinn vorbei ist.“
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