Bei „Bestattungen Lategahn“ steht zum 1. Januar 2024 ein Wechsel in der Führung an: Das Bestattungs-Unternehmen, das 130 Jahre alt wird, wird an Alexander Lategahn (28) übergeben. Der künftige Inhaber und Geschäftsführer wird das Familien-Unternehmen dann bereits in fünfter Generation leiten.
Wenn Vater Bernd Lategahn, der vor 53 Jahren wiederum von seinem Vater übernahm, zum Ende des Jahres offiziell abtritt, wartet auf Alexander die Fortsetzung einer langen Familientradition. Bereits seit 1894 existierte „Bestattungen Lategahn“ – heute mit einem Bestattungshaus in Schwerte (Rathausstraße 14a) und einem in Dortmund-Hörde (Hochofenstraße 12).
Im Interview verrät Alexander Lategahn, wie er im Unternehmen groß wurde und wie er das Bestattungshaus in die Zukunft führen möchte. Der bisherige Junior-Chef, der gebürtig aus Schwerte kommt, hat einen Master in BWL abgeschlossen, ist Bestattermeister und wurde 2022 sogar Jahrgangsbestmeister bei der Handwerkskammer Düsseldorf.
Herr Lategahn, wenn man in fünfter Generation das Unternehmen übernimmt, wie fühlt sich das an?
Es ist ein Wahnsinnsgefühl. Man muss bedenken, man guckt auf 130 Jahre Geschichte zurück und irgendwie sieht man das auch immer wieder, wenn man hier durch die Firma läuft. Gerade in einer Zeit, in der sich die Branche verändert und man sich den neuen Gegebenheiten anpassen muss, ist es mir aber gleichzeitig wichtig, die Werte so beizubehalten. Das Ganze weiterführen zu können, macht mich stolz. Ich fühle Dankbarkeit und Freude.
Sie arbeiten nun auch schon länger im Familienunternehmen. Hat Ihnen der Job von Anfang an Spaß gemacht oder wollten Sie auch mal etwas anderes machen?
Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern. Ich habe viel mitbekommen, was zu Hause so besprochen wurde und dann habe ich als Kind gesagt: Mutter und Vater kommen mit einem Lächeln nach Hause, das mache ich auch. Da habe ich schon früh gesagt: Ich werde Bestatter, obwohl ich gefühlt noch gar nicht so richtig wusste, was das bedeutet. Ich hatte auch mal eine Zeit, in der ich mir das offen gelassen habe. Ich habe aber während des Studiums bei uns gearbeitet und habe gemerkt, warum soll man nach was anderem suchen, wenn das, was man macht, einem schon so extrem gut gefällt. Unser Team ist total toll und familiär, wir haben eine total wichtige Tätigkeit, die wir ausführen.
Wie möchten Sie als Geschäftsführer mit dem Unternehmen in Zukunft mit dem Thema Tod umgehen?
Also erstmal so, wie wir das schon immer gemacht haben, und zwar mit ganz großem Respekt vor dem Tod und vor den Menschen, die wir begleiten, aber auch beide Perspektiven zu beleuchten. Zum einen wollen wir uns respektvoll und liebevoll um die Verstorbenen kümmern und uns gleichzeitig den individuellen Wünschen der Angehörigen, aber auch der Verstorbenen, widmen und versuchen, alles möglich zu machen, um einen würdevollen und guten Abschied möglich zu machen. Das ist für viele Menschen der erste Schritt zu einer guten Trauerbewältigung.
Wenn Sie zum neuen Jahr das als Geschäftsführer übernehmen, gibt es Dinge, die Sie ändern möchten?
Witzigerweise ist es so, dass mein Vater zwar jetzt das letzte Jahr noch Inhaber war, aber wir eigentlich schon gesagt haben: Alex, du machst das schon. Also als Übergang. Wir haben vorher schon immer alles gemeinsam entschieden, auch als ich noch nicht Vollzeit hier gearbeitet habe, weil das ja auch teilweise Sachen waren, die die nächsten 10, 20 Jahre betreffen. Es gibt schon ein paar Dinge, die ich schon angegangen bin, die sich in der nächsten Zeit auf jeden Fall noch ändern werden bezüglich Digitalisierung. Wir wollen noch mehr Möglichkeiten für unsere Kunden schaffen, sich miteinzubringen, wenn sie das wünschen. Die Grundausrichtung der Firma wird sich aber nicht ändern.
Wie digitalisiert man denn ein Bestattungsunternehmen?
Das ist vielfältig. Wir müssen und wollen unseren Kunden gerne möglichst viel Partizipation ermöglichen, damit sie sich selbst sonntagabends noch überlegen können, ob sie das eine Musikstück machen möchten oder doch nicht. Das können sie im Onlineportal dann selbst machen. Darüber hinaus haben wir zum Beispiel auch ein Gedenkportal, in dem man digital gedenken kann.
Geht der Weg künftig eher zur Urnenbestattung aufgrund steigender Kosten?
Ich glaube, der Weg zur Urnenbestattung hat sich durch einen gesellschaftlichen Wandel so ergeben. Im Süden ist es schon noch so, dass die klassische Erdbestattung eine noch höhere Bedeutung als die Feuerbestattung hat als hier. Es ist aber schon so, dass viele Menschen es für sich selbst im Zuge der Bestattungsversorgung verfügen, weil sie sagen, ich finde das schöner. Es sind ja nicht nur unsere Kosten, die die Bestattungskosten ausmachen. Für die Pflege eines Urnengrabes muss man nicht so viel Zeit und nicht so viele Kosten aufwenden wie für die Pflege eines Erdbestattungsgrabes, weil es ungefähr fünfmal so groß ist.
Wie wichtig ist den Menschen heutzutage eine schöne Bestattung beziehungsweise Trauerfeier?
Ich glaube, die Wichtigkeit einer Bestattung ist ganz vielen Menschen ganz bewusst. Ich glaube auch, es wird mehr über das Thema gesprochen und gleichzeitig haben die Menschen auch mehr Informationsmöglichkeiten und können schon zu Lebzeiten überlegen, wie sie eine Trauerfeier gestalten möchten. Möchte ich einen freien Redner? Möchte ich, dass das ein Pastor macht? Wo möchte ich die Trauerfeier machen? Wir haben auch in Gastronomien schon die Trauerfeier gemacht, draußen in Gärten, also da, wo die Menschen eben ihr Leben verbracht haben. Da gibt es keine gesetzlichen Regularien, die das verbieten. Das wäre aber früher quasi undenkbar gewesen, weil man da in die Kirche gegangen ist und dann wurde danach beigesetzt, das war ein starres Konstrukt. Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten und so viele Ausgestaltungsspielräume, die sich eben auch ergeben haben und die vielen Menschen mittlerweile bewusster werden und wo wir auch darauf hinweisen.
Ab dem neuen Jahr gibt es auch weiterhin die Standorte in Hörde und in Schwerte?
Es bleibt alles beim Alten, also es wird eins zu eins dieselbe Firma so weitergeführt, wie vorher. Also klar, ich werde mehr machen und meine Eltern werden deutlich weniger machen, aber ich habe meinen Vater auch schon dazu eingeladen, jeden Tag um zwölf zum Mittagessen zu kommen (lacht). Ich glaube, das wird auch eine andere Art von Rente als bei vielen anderen Menschen. Wenn man 53 Jahre selbstständig war, dann ist eine Rente ein bisschen was anderes.
Man hört überall vom Fachkräftemangel. Wie ist es in Ihrem Bereich? Gibt es genug Fachkräfte? Wie ist es mit Nachwuchs?
Wir haben das Glück, dass wir zwei Auszubildende haben, mit denen wir sehr zufrieden sind. Wir möchten auch weiterhin ausbilden, denn der Bedarf ist da. Und die Azubis sind auch da, die das machen wollen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das auch an unserer Ausrichtung liegt. Es ist schon so, dass wir ein moderneres Unternehmen sind, was man vielleicht in unserer Branche manchmal nicht erwartet. Wir spüren gerade glücklicherweise nichts von dem Fachkräftemangel. Aber natürlich, das kann sich ändern. Allgemein merke ich schon, dass Fachkräfte, die sich bewerben, sehr rar sind. Es sind viele Quereinsteiger, es sind viele Menschen, die sich das Thema an sich vorstellen können. Aber es ist natürlich auch arbeitsintensiv. Man kriegt niemanden, der fertig ist und zu dem man sagen kann: Mach dies, mach jenes. Man muss im Endeffekt wie bei einem Auszubildenden auch alles einlernen.
Was empfehlen Sie Menschen, wie sie sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen können oder was hilft, sich in der Familie zu diesem Thema auszutauschen?
Ich glaube, man sollte generell einfach darüber nachdenken. Es ist zu jeder Lebenssituation ein guter Punkt, weil man manchmal die Situation, die eben nicht kommen soll, nicht erwartet. Und wenn man dann nie darüber gesprochen hat, dann hat man als Angehöriger auch ganz schön Druck, das Richtige zu machen. Die Vorstellungen aber nicht ins Testament schreiben, das hilft keinem, weil da kann es dann keiner lesen. Also separat den Vertrauten nennen, wo es steht, wenn man es nicht beim Bestatter abschließen möchte. Aber irgendwo, wo es greifbar ist. Ich glaube, einfach darüber sprechen. Das kann auch lustig sein, das kann auch traurig sein. Das gehört zum Leben dazu. Und vielleicht kann man dann sogar unseren Slogan hinzuziehen. Er lautet: Es geht immer um das Leben.
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