Schwerter Landwirte sorgen sich um ihre Ernte „Wir scharren hier schon mit den Hufen“

Landwirte sorgen sich um Ernte: „Wir scharren hier schon mit den Hufen“
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Das Bild, das Axel Lohmann (32) zeigt, wurde an einem sonnigen Tag inmitten eines Blühstreifens aufgenommen – und zwar im August 2021. Genau so ein Wetter wie vor zwei Jahren würde sich der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Schwerte gerade wünschen. Denn die Schwerter Landwirte sorgen sich, weil sie wegen des Dauerregens ihr Getreide nicht ernten können.

„Wir scharren mit den Hufen und hoffen jeden Tag darauf, dass es besser wird“, erklärt Axel Lohmann auf Anfrage unserer Redaktion. Er steht in engem Kontakt zu den Schwerter Landwirten und tauscht sich auch regelmäßig mit den Kolleginnen und Kollegen benachbarter Städte aus.

Getreide liegt flach

Gerste
Wenn die Gerste „nur“ nass ist, ist das nicht das größte Problem. Schlimmer ist, wenn die Ähren durch Wind und Sturm platt auf dem Boden liegen. © picture alliance/dpa

Der Raps ist teilweise abgeerntet, teils steht er aber noch. „Vor zehn Tagen waren die Felder reif, da hätte man ihn gut ernten können. Doch das ist gerade nicht möglich“, sagt der 32-Jährige. Beim überreifen Raps passiere es inzwischen, dass die Schoten aufplatzen und die Rapssamen herausfallen. Das mindere die Qualität.

Andere Sorten, die in Schwerte angebaut werden, sind Roggen, Weizen und Triticale – letzteres ist eine Mischung aus weiblichem Weizen und männlichem Roggen. „Familie Junge baut außerdem noch Dinkel an“, weiß Axel Lohmann. All diese Sorten stehen noch auf den Feldern – im besten Fall.

Denn manchmal liegen sie auch. „Durch Stürme und Gewitter hat sich viel Getreide hingelegt“, erklärt der Landwirt. Kommen die einstmals trockenen Ähren jetzt auf Dauer mit dem feuchten Boden in Kontakt, würden sie wieder beginnen zu keimen.

Acker ist aufgeweicht

Darunter leidet die Qualität des Getreides erheblich. „Sie sinkt jeden Tag, Stärke und Proteine gehen verloren“, sagt Axel Lohmann. Vom ehemals hochwertigen Brotgetreide bliebe dann nur noch Futterweizen – und selbst der habe viel an Energie verloren.

Am Ende bedeutet das auch wirtschaftliche Einbußen. Jetzt hoffen die Schwerter Landwirte wie ihre betroffenen Kollegen in der Region auf sonniges Wetter. „Sonne und Wind und satte 25 Grad brauchen wir – und zwar über einen längeren Zeitraum, mindestens eine Woche.“

Denn allein das wieder getrocknete Getreide bringe nicht viel: „Raps trocknet recht schnell, aber der Boden ist mit Feuchtigkeit gesättigt.“ Und der aufgeweichte Acker müsse für die schweren Maschinen schließlich auch befahrbar sein.

Hoher Druck

Getreideernte in Schwerte
Wenn die Getreideernte in Schwerte startet, müssen sich die Landwirte abwechseln. Denn nicht jeder hat eigene Drescher. © Foto: Bernd Paulitschke

Wenn es so weit ist und die Drescher anrollen können, gibt es neue Probleme – denn nicht alle können gleichzeitig ernten. Das liegt daran, dass nicht jeder Landwirt alle Maschinen hat. „Nicht jeder ist hier eigenmechanisiert, die meisten sind auf Lohnunternehmen angewiesen.“

Und da muss man sich abwechseln. Während der Erntezeit eine faire Reihenfolge einzuhalten – mit dieser Logistik kennen sich Landwirte grundsätzlich aus. Doch wenn es dann schnell gehen muss, steigt der Druck. „Der Lohnunternehmer wird schauen: Wo ist das Getreide besonders reif, und welche Böden sind zuerst befahrbar? Der versucht, alle abzuarbeiten. Trotzdem wird der ein oder andere erst später drankommen.“

Wegen der knappen Zeitfenster und der dringend erforderlichen Getreide-Ernte bittet der Sprecher der Schwerter Landwirte jetzt schon um Verständnis bei Bürgerinnen und Bürgern.

„Ganz ehrlich: Wenn wir dreschen können, dann dreschen wir auch. Das kann dann schon mal bis zwei oder drei Uhr dauern, und es wird viel Lärm und Staub geben. Ich hoffe, dass die Leute Geduld mit uns haben – und nicht sofort zum Hörer greifen.“ Umso eher können es die hiesigen Landwirte schaffen, ihre Ernte noch zu retten.

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