Im Schwerter Wald lebt ein kleines Rudel Rehe, obwohl der Wald bei Spaziergängern sehr beliebt und frequentiert ist und es in vielen Bereichen nur wenige Verstecke für die Tiere gibt. So wandern die Rehe von Aplerbeck bis zur Katholischen Akademie. Ob das weiterhin noch so funktioniert, wird sich zeigen. Denn einen Übergang für den Wildwechsel an der nun ausgebauten B236 gibt es nicht.
Deges: Nicht notwendig
„Das war auch nie so geplant oder ist für notwendig erachtet worden“, sagt Simone Döll, Sprecherin der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH). Sie verweist auf den Planfeststellungsbeschluss. Da seien zahlreiche Aspekte des Naturschutzes berücksichtigt worden, ein Übergang für den Wildwechsel aber nicht. Schließlich sei der als eher unbedeutend für den Schwerter Wald eingestuft worden.

Stadtsprecher Ingo Rous erklärt hingegen auf Anfrage: Bislang habe man den Wildwechsel dort mit Duftzäunen geregelt. Dabei handelt es sich nicht um echte Zäune, sondern um Markierungen mit einem Spray, das nach Wolf und Puma rieche, also Fressfeinden der Rehe. Die Rehe meiden diese Bereiche.
So habe man sie so umgeleitet, dass sie bei Nathe oder auf der Höhe des Mutter-Möller-Wegs die B236 überquert haben. Doch rechts und links der Bushaltestelle Nathe sei der Wald weit zurück gebaut worden, weil hier ein Fahrradweg angelegt wurde. Und in der Mitte der Fahrbahn der B236 befindet sich der Fahrbahntrenner aus Beton. Der ist zwar für erwachsene Rehe kein Problem, könnte aber für Kitze zum Problem werden, schätzt der Stadtförster.
Wildwechsel auch in Bauzeit
Bei der Deges ist man indes der Überzeugung, dass die Tiere auch ohne feste Querungshilfe die Straße überwinden. Denn die Baustelle gebe es ja nun schon länger und der Wildwechsel sei problemlos gewesen.
Dass die Rehe immer wieder mal die Straßenseite wechseln, beweist auch eine Polizeimeldung aus dem November 2020. Damals war eines der Tiere in einem Zaun hängen geblieben und löste damit einen Polizeieinsatz aus. Ein Bürger hatte die Polizei angerufen und die brach auf, um das Tier zu befreien. Das Reh war aber schneller, strampelte sich selbst frei und verschwand vor den Polizisten, die aber immerhin noch ein Foto machen konnten.