Rolf und Barbara Salgert (r.) haben ihr traditionsreiches Taxiunternehmen zum 1. April an Karen Tomasjan (l.) von KT-Krankenfahrdienst verkauft. Als Betriebsleiter in Schwerte wird er Marian Benndorf (2.v.l.) einsetzen.

© Reinhard Schmitz

Taxi Salgert verkauft: Nachfolger lassen Geschäft mit Taxen einschlafen

rnTaxi Salgert

Vier Jahre hat Rolf Salgert (68) nach dem richtigen Käufer gesucht. Zum 1. April übergibt er den Familienbetrieb in neue Hände. Er wird in seinem Sinne weitergeführt, aber mit einer Änderung.

Schwerte

, 22.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schon als Schüler bewachte der heute 68-Jährige bis in die Nacht das Telefon in der Zentrale, nahm Fahrtaufträge entgegen. Rolf Salgert kennt eigentlich nur die Arbeit in dem Taxi-Betrieb, den er 1994 von seiner Mutter übernahm. Doch damit ist bald Schluss. „Ich habe verkauft zum 1. April“, verkündet der Unternehmer mit einem Lächeln im Gesicht.

Daraus spricht nicht nur Vorfreude darauf, endlich mehr Zeit zu haben für seine Enkel, das Mercedes-Cabrio 350 SL und sein Sechszylinder-BMW-Motorrad. Anzusehen ist ihm auch die Freude, nach vierjähriger Suche endlich den richtigen Käufer gefunden zu haben, der sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterführt.

Der Käufer ist schon in Hagen, Dortmund und Iserlohn aktiv

„Wir übernehmen eine sehr große Geschichte und Verantwortung“, ist sich Karen Tomasjan bewusst, der mit seinem Bruder Georg Tomasjan den Betrieb samt Immobilie an der Mühlenstraße und den derzeit 13 Fahrzeugen übernimmt. Vor 16 Jahren haben beide in Hagen den Krankenfahrdienst Tomasjan – kurz KT-Krankenfahrdienst – ins Leben gerufen, der mittlerweile auch schon nach Dortmund und Iserlohn expandiert ist.

Mit dem Schritt in die Ruhrstadt werden sie alles in allem knapp 60 Fahrzeuge im Einsatz haben. Als Ansprechpartner für die heimischen Kunden haben sie Betriebsleiter Marian Benndorf gewonnen, der fünf seiner 15 Jahre in der Branche bei Salgert verbracht hat.

Karl Salgert, der Vater des jetzigen Noch-Inhabers Rolf Salgert, hatte das Taxiunternehmen 1958 mit einem Autoverleih gegründet. Die ersten Genehmigungen tragen noch das Siegel des früheren Landkreises Iserlohn.

Karl Salgert, der Vater des jetzigen Noch-Inhabers Rolf Salgert, hatte das Taxiunternehmen 1958 mit einem Autoverleih gegründet. Die ersten Genehmigungen tragen noch das Siegel des früheren Landkreises Iserlohn. © Reinhard Schmitz

Die Neuen werden – wie an ihren anderen Standorten auch – ihr Geschäft auf den Krankenfahrdienst verlagern. „In Schwerte werden sie die Taxe einschlafen lassen“, nennt Rolf Salgert die allmähliche Veränderung. Dieses Geschäft laufe wegen des Kneipensterbens und der Corona-Krise nicht mehr gut: „Zu Hochzeiten hatten wir sechs Taxen, davon sind zwei übriggeblieben.“

Erfolgversprechender sind stattdessen die regelmäßigen Fahrten zu Altenheimen und Dialysen, Ärzten und Chemo- oder Strahlentherapie, Krankenhauseinweisungen oder -entlassungen oder zu den Tageskliniken an der Liethstraße und Am Weidenbusch. Dafür stehen Transportmöglichkeiten mit Tragestuhl, Liegen oder Rollstuhl zur Verfügung.

Für Mietwagen gibt es keine Bereitstellungspflicht

Eine Möglichkeit zu taxiähnlichen Fahrten gibt es aber doch noch. „Man kann einen Mietwagen mit Fahrer bestellen“, erklärt Rolf Salgert. Für den gelten nicht die strengen Taxivorschriften wie die Bereitstellungspflicht zu allen Zeiten. Auch stehen die Mietwagen nicht wartend am Bahnhof.

Der traditionsreiche Name „Taxi Salgert“ bleibt erhalten

Zentrale und Fahrzeughalle bleiben auf dem Gelände an der Mühlenstraße 26, das weiterhin über die gewohnten Rufnummern (02304/18444, 21444, 18744) zu erreichen ist. „Wir haben das Unternehmen nicht nur gekauft, da steckt viel mehr dahinter als ein paar Fahrzeuge“, sagt Karen Tomasjan.

Der Mann, der selbst ein Unternehmen mit Leidenschaft aufgebaut hat, kann gut nachvollziehen, wie viel Herzblut Rolf Salgert in seinen Betrieb gesteckt hat: „Wir versuchen, das auszubauen.“ Der traditionsreiche Name bleibe bestehen, die Fahrer würden übernommen.

Ein Foto aus der Frühzeit des Taxi-Unternehmens kann Rolf Salgert auf seinem Handy zeigen: Im Vorschulalter posiert er vor dem Opel Rekord seines Vaters.

Ein Foto aus der Frühzeit des Taxi-Unternehmens kann Rolf Salgert auf seinem Handy zeigen: Im Vorschulalter posiert er vor dem Opel Rekord seines Vaters. © Reinhard Schmitz

„Wir verstehen uns sehr gut“, erklärt Karen Tomasjan und ist froh, dass die Familie Salgert ihm Unterstützung zugesagt habe: „Das sind offene und hilfsbereite Menschen.“ Die glückliche Situation, dass sie als Ansprechpartner im Hintergrund noch da blieben, habe man nicht überall.

Zwar ziehen Rolf und Barbara Salgert aus ihrem Haus aus, aber eigentlich nur auf die andere Seite des Mühlenstrangs. Von der Penthouse-Wohnung des Mehrfamilienhauses, das auf ihrem schon früher an die Projekt-GmbH verkauften Parkplatz am Südwall entsteht, werden sie alles im Blick behalten.

Rolf Salgert kann viele lustige Anekdoten erzählen

Seine Ursprünge hatte Taxi Salgert übrigens als Autoverleih an der Bergischen Straße, nach dem Umzug zur Ostenstraße wurde daraus der Taxi-Betrieb. In Zeiten ohne Funkgerät stellte die Mutter von Rolf Salgert damals immer ein Licht ins Fenster, wenn ein Kunde angerufen hatte. Das war das Zeichen für den Vater, dort beim Vorbeifahren sein Auto anzuhalten und zu hupen. Per Zuruf aus dem geöffneten Fenster erfuhr er dann, wo der Fahrgast auf ihn wartete und abgeholt werden wollte.

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In den Jahren 1963/64 zog das wachsende Unternehmen dann in die Mühlenstraße um, wo 20 Jahre später der Altbau abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt wurde. Das bot mit höheren Decken auch die Möglichkeit, die mittlerweile angeschafften 20-Personen-Busse in der Halle zu waschen. Später wurde noch der Parkplatz am Südwall dazugekauft, als der Vorbesitzer, der Tennisclub, sich auflöste. Dessen untreuer Kassenwart sollte sich mit dem Vereinsvermögen ein schönes Leben gemacht haben.

Als Ruheständler wird Rolf Salgert mehr Zeit für Ausfahrten mit seinem Oldtimer, dem Mercedes 350 SL vom Baujahr 1979, haben.

Als Ruheständler wird Rolf Salgert mehr Zeit für Ausfahrten mit seinem Oldtimer, dem Mercedes 350 SL vom Baujahr 1979, haben. © Reinhard Schmitz

Doch das ist eine andere Geschichte. Lustigere Anekdoten kann Rolf Salgert von seinen Fahrten erzählen. Wie die von dem Damenclub, den er einst an den Rhein kutschierte. Schon auf der Hinfahrt schäumte bei den Teilnehmerinnen der Sekt. Und auf der Rückfahrt hatten sie es auf einen Autofahrer abgesehen, der mit geöffneter Motorhaube auf dem Pannenstreifen stand. Erst flog ihm ein Korken um die Ohren, dann erhielt der völlig Verdutzte noch eine Sektdusche.

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Unvergessen sind auch die „Braut-Entführungen“, in den 1970er- und 1980er-Jahren in Mode. Eine endlose Reihe von Kneipen musste der Bräutigam im nachfolgenden Taxi absuchen. Was er nicht wusste: Sein Fahrer und der Fahrer der Braut sprachen sich über Funk ab, damit man sich nie traf. Erst nach vielen erfolglosen Stationen war das Paar schließlich wieder vereint – und eine Lokalrunde für alle Gäste war fällig.

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