Gefangene senden Friedenstauben In der JVA Ergste entstehen Kunstwerke für den Krippenweg

Gefangene senden Friedenstauben: Beitrag der JVA Ergste zum Krippenweg
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Mit ihren Händen gestalten sie zwar die Kunstwerke. Doch wenn sie in der Schwerter Altstadt aufgestellt werden, werden die Männer nicht dabei sein. Sie können sich höchstens vorstellen, wie die Besucherinnen und Besucher des Krippenwegs die Arbeiten bewundern, die sie unter der Leitung von Elisabeth Stark-Reding und Christoph Prausnitz geschaffen haben.

Mit Gefangenen der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ergste bereiten die Künstlerin und der Designer einen weiteren Hingucker für die stimmungsvolle Weihnachtsaktion vor.

Bei jedem Krippenweg dabei

Ort des konzentrierten Werkelns ist ein heller, nüchterner Raum, der sich mit seinen praktischen Werktischen und bunten Schränken genauso gut in einer Schule befinden könnte – wenn nicht die stabile Eingangstür wäre, die mit dem bekannten Knickschlüssel stets verschlossen gehalten wird.

Seit neun Jahren – von Anbeginn des Krippenwegs an – gibt Elisabeth Stark-Reding hier im Vorfeld der Aktion ihren Workshop. Diesmal nehmen vier Männer teil, die als gemeinsames Thema nur ein einziges Wort wählen wollten: „Frieden“, der große Wunsch angesichts der vielen neuen Kriege in der Welt.

Friedenstauben, Elisabeth Stark-Reding, JVA Ergste, Krippenweg
Zwei überdimensionale Friedenstauben malen Insassen der Justizvollzugsanstalt Ergste unter der Anleitung der Künstlerin Elisabeth Stark-Reding (M.) auf eine Art wetterfestes Papier. © Reinhard Schmitz

Die überdimensionale Friedenstaube ist schon fast fertig. Stroh und Chinagras, zusammengehalten von einem Maschendrahtgeflecht, haben ihr ihre unverkennbaren Umrisse gegeben. Die Materialien hat Elisabeth Stark-Reding ganz bewusst ausgewählt: „Alles muss wetterfest sein und fünf Wochen bei Wind und Wetter überstehen.“

Auf dieselbe Weise gefertigt wird deshalb die große menschliche Figur, die einmal eine weitere Friedenstaube in der Hand halten soll. Deren Körper, aufgestrichen mit Feinmakulatur auf einen Luftballon, muss aber noch ein wenig trocknen, bevor er mit Acrylfarbe sein weißes Gefieder erhält. In der nächsten Woche, am letzten Tag des Workshops, soll es so weit sein.

Tauben auf großen Leinwänden

Dann werden die Gefangenen auch die letzten Pinselstriche auf den beiden Groß-Leinwänden mit noch mehr Friedenstauben erledigt haben. Der Untergrund wirkt zwar wie Papier, ist aber aus sogenanntem Tywek-Material, das dank Kunststoffanteil ebenfalls für den Außeneinsatz geeignet ist. Schließlich sollen die Gemälde als Blickfang an einer Mauer und an einem Zaun in der Mühlenstraße dienen. Die Strohfiguren dagegen werden auf dem Plateau an der alten Mühle zum Frieden mahnen.

JVA Ergste, Schwerter Krippenweg
Von Anbeginn des Krippenwegs dabei sind Installationen, die Gefangene der JVA Ergste gestaltet haben. Die Kunstwerke der vergangenen Jahre wurden jetzt aus dem Lager geholt, um vor dem erneuten Aufstellen wieder aufgemöbelt zu werden. © Reinhard Schmitz

Weil die politische Lage so schlimm ist, sei man mit dem Thema diesmal vom gewohnten Weg abgewichen, sagt Elisabeth Stark-Reding: „Sonst hatten wir immer etwas Sozialkritisches.“ Mal machte man auf die Lage von Migranten aufmerksam, mal auf die Verschmutzung der Weltmeere. Im vergangenen Jahr sollte eine 5,50 Meter hohe „Leiter zum Licht“ die Vorübergehenden symbolisch aus den Zeiten der Teuerung und der Kontaktverluste durch die Corona-Krise herausführen.

Immer werden Engel gestohlen

Von den zwölf Engeln, die die Sprossen der Leiter hinaufkletterten, war beim Abbau des Krippenwegs einer verschwunden. „Es sind immer die Engel, die gestohlen werden“, berichtet Elisabeth Stark-Reding. Vermutlich habe sie jemand für die eigene Dekoration mitgenommen. Die Leiter muss jetzt mit elf geflügelten Himmelsboten auskommen, wenn sie beim Krippenweg erneut zum Einsatz kommt.

Die anderen Objekte, die im Laufe der vergangenen Jahre in der JVA in Ergste entstanden, sind dagegen von den Gefangenen wieder aufgemöbelt worden, nachdem sie aus dem Lager hervorgeholt wurden. Alle sollen bald wieder bei der Aktion die Straßen der Altstadt schmücken.

Dabei sind die Männer von Elisabeth Stark-Reding traditionell für die großen Objekte zuständig, die für das Auge Fixpunkte zwischen den vielen kunstvollen kleinen Krippen anderer Künstler bilden. Besonders aufmerksam betrachten wird sie in diesem Advent die neue Anstaltsleiterin Petra Dohrmann. „Ich freue mich schon darauf, den Krippenweg zu besuchen“, sagt sie.

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