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Krankschreibungen und Tests: „Wir sind am Limit!“ - Schwertes Ärztesprecher schlägt Alarm
Coronavirus in Schwerte
Die Zahl der Corona-Infizierten steigt seit wieder rasant. Wie viele Schwerter nutzen nun die telefonische Krankschreibung? Wie sieht es mit den Testkapazitäten aus? Fragen und Antworten.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt rasant - auch in Schwerte. Nach einem Beschluss sind der Bundesregierung sind Krankschreibenden wegen einer Erkältung seit Montag nun auch wieder per Telefon möglich. Die wichtigsten Fragen rund um die derzeitige Corona-Lage hat unsere Redaktion mit dem Sprecher der Schwerter Ärzte, Dr. Jörg Rimbach, besprochen.
? Wer kann sich telefonisch krankschreiben lassen?
Eine Krankschreiben per Telefon ist nur bei einer Erkrankung der oberen Atemwege möglich. Sie gilt zunächst für sieben Tage und kann danach höchstes einmal für erneut sieben Tage verlängert werden.
? Wie häufig nutzen die Schwerter die telefonische Krankschreibung?
„Das ist gar nicht die große Menge“, berichtet der Ärztesprecher. In seiner Praxis hätten sich in dieser Woche pro Tag zwischen fünf und zehn Patienten per Telefon eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ausstellen lassen.
? Wie beurteilen die Ärzte die Möglichkeit zur Krankschreibung per Telefon?
Dr. Jörg Rimbach hält die Entscheidung der Bundesregierung aus der vergangenen Woche für einen „weisen Beschluss“. So könnten die Bagatellen unter den Erkrankungen telefonisch abarbeitet werden und so eine leichte Entlastung der Arztpraxen bewirken. Denn diese hätten die Grenzen ihrer Möglichkeiten längst erreicht: „Wir sind am Limit“, stellt der Hausarzt klar. Gerade jetzt, wo die Zahl der grippalen Infekte wieder zunehme, sei die Entlastung dringend notwendig.
? Muss ich bei einer Erkältung direkt zum Corona-Test?
Einen für die nun beginnende, kalte Jahreszeit typischen grippalen Infekt von einer Covid-19-Infektion zu unterscheiden, sei nicht so leicht, gibt Dr. Jörg Rimbach zu. „Wir können es natürlich nicht immer zu 100 Prozent sagen.“ Deshalb bittet er seine Patienten im Falle einer Krankschreibung, das Haus für sieben Tage nicht zu verlassen und Einkäufe oder andere Erledigungen von Familienmitgliedern übernehmen zu lassen. „Man sollte die Symptome genau beobachten und sich melden, wenn beispielsweise Fieber dazu kommt“, so Dr. Rimbach. „Aber bei einem ganz milden Verlauf kann es vorkommen, dass so ein Infekt auch mal untergeht.“
? Gibt es in Schwerte derzeit ausreichend Testkapazitäten?
Diese Frage beantwortet der Ärzte-Sprecher mit einem klaren Nein. Viele Praxen würden überhaupt keine Tests durchführen, da sie die Hygienevorschriften nicht einhalten könnten. „Dazu gibt es auch keine Verpflichtung“, so Dr. Rimbach. In seiner Praxis könnten die Tests draußen durchgeführt werden, sodass die Patienten die Räumlichkeiten gar nicht betreten müssen.
Allerdings berichtet er von einer Person aus Dortmund, die sich kürzlich bei ihm gemeldet habe: „Dieser Mann hat in Dortmund bei 13 verschiedenen Arztpraxen angerufen und keine wollte den Test durchführen. Deshalb ist er dann zu mir gekommen.“ Angesichts der steigenden Infektionszahlen denke er deshalb aktuell darüber nach, wieder eine Corona-Ambulanz zu eröffnen, wie es sie im Sommer bereits gegeben hatte.
? Wie sollte man sich nun vor einer Covid-19-Infektion schützen?
Dr. Jörg Rimbach geht fest davon aus, dass die Zahl der Infizierten in den kommenden Wochen weiter drastisch ansteigen wird. Neben der Einhaltung der üblichen AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Atemschutz) empfiehlt der Hausarzt in diesem Jahr unbedingt eine Grippen- und Pneumokokken-Impfung: „Das sollte in diesem Jahr wirklich jeder machen.“