Krach im Königreich Wandhofen Löst sich der Schützenverein nach fast 400 Jahren auf?

Krise im Königreich Wandhofen: Schützen zur Vereins-Auflösung eingeladen
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Die Infrastruktur in Wandhofen ist eher bescheiden. Keine Lebensmittelgeschäfte, kein echter Ortsmittelpunkt, nur ein wenig Gastronomie. Für ein dörfliches Miteinander sorgten in den vergangenen Jahren die Schützen des Bürgerschützenvereins 1628 „Königreich Wandhofen“. Mit ihrer langjährigen Tradition waren sie der Garant für Weihnachtsmarkt, Osterfeuer und Schützenfeste.

„Auflösung des Vereins“

Doch der Verein steht vor dem Aus. Die Mitglieder sind für Donnerstag, 1. Juni, zu einer Mitgliederversammlung ins Haseneck eingeladen. Zwei Tagesordnungspunkte gibt es laut Einladung: „Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit“, heißt der erste. Der zweite lautet: „Auflösung des Vereins“. Unterschrieben ist der Brief von der kommissarischen 1. Vorsitzenden Silke Winter.

Eine Nachfrage der Redaktion bei der kommissarischen Vorsitzenden nach den Gründen für die geplante Vereinsauflösung wurde nicht beantwortet. Eine telefonische Nachfrage beim ebenfalls kommissarischen Geschäftsführer Frank Winter wurde mit den Worten beantwortet: „Wir geben dazu derzeit keine Stellungnahme ab.“

Mehrere Vereinsaustritte

Fest steht, dass im Herbst etliche Vereinsmitglieder rund um den ehemaligen Oberst Dieter Schmikowski den Verein verlassen haben. Der hatte noch im August seinen Rücktritt groß auf dem Schützengelände gefeiert. Schmikowski war auch bis 2005 Vereinsvorsitzender. Auf ihn folgte seinerzeit Frank Kayser, der ihn 2022 auch im Amt des Oberst beerbte. Zuvor war Kayser als Vereinsvorsitzender zurückgetreten. In seine Fußstapfen trat Silke Winter, die zuvor 2. Geschäftsführerin war.

Ex-Oberst Dieter Schmikowski erhob in einem Brief an die Mitglieder Vorwürfe gegenüber dem amtierenden Vorstand.
Ex-Oberst Dieter Schmikowski erhob in einem Brief an die Mitglieder Vorwürfe gegenüber dem amtierenden Vorstand. © Heiko Mühlbauer

Weil es immer schwieriger wurde, Mitglieder für den Vorstand zu finden, wurde bereits 2018 die Satzung so geändert, dass drei Vorstandsmitglieder ausreichen, um geschäftsfähig zu sein. Zuletzt schien es aber so, dass man selbst diese drei Positionen nicht mehr besetzen konnte.

Brief an die Mitglieder

Im Dezember, als es zum endgültigen Bruch zwischen dem Schützenverein und Schmikowski kam, hatte der einen Brief an die Mitglieder geschrieben, in dem er seinen Rückzug aus dem Verein begründete. Darin erhob er schwere Vorwürfe gegen den amtierenden und den Ex-Vorstand. Inhaltlich ging es um eine Kündigung des Vereinsgeländes, über die laut Schmikowski zu spät informiert wurde, den „Rausschmiss“ eines Vorstandsmitgliedes und den Umgang innerhalb des Vereins allgemein.

Erst im März 2022 war der neue Vorstand um Silke Winter (M.) und Anita Werth ins Amt gewählt worden. Nun lädt Silke Winter die Mitglieder zur Auflösung des Vereins ein.
Erst im März 2022 war der neue Vorstand um Silke Winter (3.v.r.) und Anita Werth ins Amt gewählt worden. Nun lädt Silke Winter die Mitglieder zur Auflösung des Vereins ein. © BSV Wandhofen (Archiv)

Ob es dieser Brief war oder jeweils eine eigene Entscheidung, steht nicht fest. Auf jeden Fall trat eine ganze Reihe von Mitgliedern seitdem ebenfalls aus dem Verein aus. „Es geht ein Bruch quer durch den Verein“, erklärte ein mittlerweile ebenfalls ausgetretenes Mitglied auf Nachfrage. Und ein im Verein verbliebener Schützenbruder schätzt, dass durch die Querelen rund ein Drittel der Mitglieder ausgetreten sei.

Diese Einladung erging an die Vereinsmitglieder. Punkt 2 der Tagesordnung "Auflösung des Vereins".
Diese Einladung erging an die Vereinsmitglieder. Punkt 2 der Tagesordnung „Auflösung des Vereins“. © Heiko Mühlbauer

Der Wandhofener Schützenverein beruft sich bei seinem Gründungsdatum auf eine Vereinsfahne, die an das Museum übergeben wurde. Hier ist das Jahr 1628, als der 30-jährige Krieg tobte, als Gründungsdatum genannt. Die ersten verbürgten Schriftstücke über ein Schützenfest stammen erst aus dem Jahr 1905.

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