Schwere Geburt: „Ich kann schon den Kopf sehen!“ Rettung der Kröte in Not macht erfinderisch

„Ich kann schon den Kopf sehen!“ Was tun, wenn die Kröte feststeckt?
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Nur noch mal schnell die Wäsche in den Trockner werfen, und dann ab zur Arbeit – das ist an diesem Morgen mein Plan. Doch dann kommt mir das Tief „Lambert“ dazwischen. Denn offenbar hat es am Abend zuvor nicht einfach nur geregnet, sondern es hat Kröten geregnet. Wie bei den zehn biblischen Plagen.

Eine dieser Kröten ist in unseren Kellereingang geregnet worden. Und steckt nun unter der Kellertür fest. Der Kopf halb draußen, der dicke Hintern drin. Und in der Mitte – was soll ich sagen – sieht das arme Tier schon ziemlich geplättet aus.

Geburtshelfer

Was muss, das muss – die Wäsche muss also warten, der Ehemann wird als Geburtshelfer rekrutiert. Um auf der Außenseite der Kellertür nach dem Patienten zu sehen. „Ich kann schon den Kopf sehen“, verkündet er fröhlich. Während der Mann von außen die Vitalfunktionen überwacht (Augen blinzeln, Maul geht auf und zu), überprüfe ich vorsichtig von der anderen Seite das Hinterteil (ziemlich dick, zuckende Beinchen).

Doch die Geburt erweist sich als nicht so einfach. Der Patient ist widerspenstig. Mit zwei Fingern versuche ich, die Kröte seitlich am Kopf zu packen und rückwärts in den Keller zu ziehen. Verzweifeltes Zappeln und Zucken und ein sehr dick werdender Bauch machen mir aber Sorgen. Können Kröten platzen? Mein Mann macht gute Vorschläge. „Lass uns doch einfach die Tür aufmachen.“ Zugegeben wäre das die schnellste Lösung. Vielleicht aber nicht die gesündeste aus Krötensicht.

Wasser hilft auch nicht

Während ich noch verzweifelt überlege, gesellt sich die Katze zu mir. Tut, als wolle sie helfen. Doch eigentlich will sie die prekäre Situation der Kröte ausnutzen und deren Hintern angreifen. Ich schicke die Katze also weg – woraufhin sie aus dem Fenster springt und den gleichen Trick von der Außenseite der Tür ausprobiert. Doch zum Glück habe ich ja weiter den Mann als Wächter aufgestellt. Er verteidigt den Kopf. Die Katze zuckelt beleidigt ab. Und sucht sich wahrscheinlich einen Baum, von dem ich sie später retten darf. Nur, damit ich sie beachte.

Doch jetzt gilt meine volle Konzentration wieder der Kröte. Sie steckt weiter fest, und allmählich mache ich mir Sorgen, dass mein Mann bald mit dem nächsten guten Vorschlag um die Ecke kommt. Einem Seitenschneider oder so. 14 Jahre nach der Geburt unseres zweiten Kindes hat er offenbar alles vergessen, was er im Geburts-Vorbereitungs-Kurs gelernt hat: „Zieh doch vielleicht mal feste an den Beinen.“ Um Gottes willen, hinterher haben wir Froschschenkel. Ratlos kippe ich ein wenig Wasser auf die Hinterbeine. Das Tier zappelt, mehr passiert nicht.

Sie will doch nur helfen! Meine Katze hätte sich gern an der Krötenaktion beteiligt. Leider muss sie vor dem Kreißsaal warten.
Sie will doch nur helfen! Meine Katze hätte sich gern an der Krötenaktion beteiligt. Leider muss sie vor dem Kreißsaal warten. © Martina Niehaus

Junge oder Mädchen?

Doch dann habe ich die rettende Idee. Ich flitze in die Küche und hole die Flasche mit dem Sonnenblumenöl. Finger und Kröte werden eingeölt, und dann geht es weiter mit dem Hebammen-Job.

Nur wenige Minuten später flutscht mir das Tierchen in die Hand. Offenbar ist es unverletzt. Mein Mann gratuliert von draußen und möchte wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich habe keine Ahnung, doch was immer es ist: Wenigstens ist es nicht mehr platt in der Mitte. Das ist die Hauptsache. Die Kröte blinzelt mir mit goldenen Augen zu.

Dann darf sie raus. Weit weg von der Kellertür setze ich sie am Gartenzaun ins hohe Gras. Dann fahre ich zur Arbeit – eine Stunde später als geplant. Und wenn ich heute Abend nach Hause komme, hole ich die Katze vom Baum.

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