Wenn an einem Montagmorgen kurz nach sechs bei uns der Wecker klingelt, stelle ich immer wieder fest, wie unterschiedlich der Tagesrhythmus meiner Jungs ist. Der eine ist schon lange wach und macht sich selbst sein Frühstück. Der andere muss mühsam geweckt werden. Und oft - viel zu oft - ist das arme Kind erkältet. Hustet und röchelt, klagt über Schnupfen und Halsschmerzen. Als besorgte Mutter versorge ich ihn dann mit Medikamenten und lasse ihn zu Hause.
Noch am gleichen Nachmittag sieht das Krankheitsbild verdächtigerweise viel besser aus. Der Kandidat, der bis 15 Uhr ausschlafen durfte, bekommt Hunger. Er schlürft Hühnersuppe, sucht nach leckeren Snacks. Er klagt über Langeweile. Worauf ich vorschlage, an den Matheaufgaben zu arbeiten. Das ruft entsetzte Reaktionen hervor: „Ich bin doch krank, Mama!“ Weil Bücher zu langweilig sind und ich die Playstation verbiete (das traut er sich dann doch nicht), liegt der Bengel schließlich eingekuschelt auf dem Sofa und schaut sich die „Herr der Ringe“-Trilogie an. Während ich versuche, mich im Home-Office zu konzentrieren. Gar nicht so einfach, wenn gleichzeitig die Stadt Minas Tirith von Orks und Olifanten angegriffen wird.

Der Dienstagmorgen bringt neue Diskussionen: Zuerst muss ich mithilfe wissenschaftlicher Quellen belegen, dass es sich bei 36,7 Grad Celsius nicht mehr um hohes Fieber handelt. Gegen den Husten (der am Vorabend kaum noch zu hören war) gibt es nach wie vor leckeren Saft, und die Halstabletten zum Lutschen passen gut ins Etui - einem Schulbesuch stände theoretisch nichts im Wege. Doch schnell wird klar, dass die Leistungsfähigkeit des 14-jährigen Gehirns von der Erkältung nicht angegriffen ist. Die Argumentationskompetenzen sind besser denn je: Die ersten beiden Stunden wären Sport (und dafür ist er noch zu krank), dann ist eine Doppelstunde Vertretung, und nur für Reli in der fünften Stunde geht doch sowieso kein Mensch hin.
Bleibe ich standhaft und schicke ihn trotzdem, kann es passieren, dass in der ersten Pause die Sekretärin anruft - mit vorwurfsvollem Unterton. „Ihrem Sohn geht es gar nicht gut. Und er sagte, er war gestern schon krank. Er ist auch GANZ blass.“ Ich merke: Ich kann es niemandem recht machen.
Die Frisur sitzt
Der Rest der Woche verläuft ähnlich. Bis es mir zu bunt wird, und ich den Jungen von sämtlichen elektronischen Geräten trenne. „Ich bin krank und werde auch noch bestraft“, stöhnt er. Doch ich bleibe hart - und zwinge ihn, mindestens zwei Kurzgeschichten von Stephen King zu lesen. Für zwanzig Seiten braucht das Kind drei Tage. Und sagt anschließend: „War echt spannend, aber Bücher sind nicht so meins.“
Dann kommt der Freitag - und ohne Aufmucken geht das Kind, noch schniefend und röchelnd, zur Schule. Am Nachmittag geht er duschen, und läuft anschließend mit einem Kumpel eine Runde „um den Block“. Mit feuchten Haaren und ohne Mütze natürlich - die würde nur die Frisur zerstören.

Fünf Freunde auf Virensuche
Später kommen mehrere Freunde zu Besuch. Ob er sich nicht zu krank fühlt? „Wenn ich in der Schule war, ist das doch okay.“ Die wundersame Heilung ist also vollbracht. Beim Sit-In präsentiert sich mein Sohn als gut gelaunter, topfitter Gastgeber. Er serviert Chips und schleppt Wasserflaschen in sein Zimmer.
Am nächsten Tag frage ich ihn, warum es keine benutzten Gläser gibt. „Ach, das war kein Problem, Mama. Wir haben alle aus der gleichen Flasche getrunken.“ Und auf meine Frage, ob er die anderen nicht mit seiner Erkältung angesteckt haben könnte, bekomme ich eine beruhigende Antwort: „Oh, mach dir keine Sorgen. Die sind auch alle krank.“
Am Montag werde ich also wieder eine Entschuldigung schreiben dürfen. Läuft bei uns.
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