Zur Sternstunde konnte die Konzertgesellschaft bereits zum zweiten Mal den Pianisten Haiou Zhang begrüßen, unter anderem künstlerischer Leiter des internationalen Musikfestivals Buxtehude. Gleich drei Stücke hatte er am Sonntag (13.8.) in der Rohrmeisterei aus seinem Programm von 2019 mit im Gepäck, stellte diese gleich an den Anfang seines durchweg notenlosen Vortrages.
Perlend in hohen Oktaven ließ Zhang das Wasser plätschern, spielen, beschrieb wirkungsvoll Liszts titelgebende „Jeux d’eau“, die Wasserspiele der Villa d’Este. Sprühende Tropfen verdichteten sich musikalisch wie in einem Sammelbecken, aus dem in breitem Schwall die Wassermassen herausfluteten. Ein Sonett Petrarcas hatte Liszt in Tonsprache umgesetzt, verträumt und nachdenklich, emotional sich steigernd, sich in Gedanken an die unerreichbare „Laura“ in zarteste Sinnlichkeit verlierend.
Melodie des Wiegenliedes
Liszt, bereits dem Franziskanerorden angehörend, hatte sich 1863 der Vogelpredigt des Franziskus von Assisi angenommen, bevor er zwei Jahre später zum Abbé geweiht wurde, einem Geistlichen ohne Zölibat. Heftig herumschwirrend zeichnete die Musik Vogelscharen, deren Tirilieren von der Melodie eines Wiegenliedes durchzogen wurden. Eine Melodie der linken Hand wirkte beruhigend, ließ die Vögel in zurückgenommene Zwiesprache treten. Plötzlich stoben alle auseinander. Erst die Melodie des Wiegenliedes lockte sie zurück.
Eine andere Seite Liszts zeigte der 1984 in China geborene Pianist mit der „Beisetzung“: Ein Trauerzug schritt heran, ließ Ruhe einkehren am Grab, Trauer ausbrechen. In raschem Marsch, militärischem Salut, durchstreifte der Pianist kraftvoll und hektisch die Tasten, wild bewegt, dann sanft endend.

Drei Stücke Chopins, atypisch ruhig, klar und leuchtend, schließlich eine eingängige Melodie mit Sprüngen im Diskant, verließen für einen Moment die Welt des Franz Liszt. Von den eigenen Werken des Schwiegervaters Richard Wagners wandte sich Zhang nun Bearbeitungen zu. Die an Clara Wieck gerichtete Widmung, ein Gesangsstück Robert Schumanns, hatte Liszt selbst zu einem Klavierwerk umgeformt, die Melodie perlend umspielend.
Bravouröse Darbietung
Ein originäres Liszt-Werk, die Ungarische Rhapsodie Nr. 2, hatte sich der gebürtige Ukrainer Vladimir Horowitz in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts vorgenommen, tiefer eindringend, als Liszt dies mit seiner Aufforderung an Kollegen seiner Zunft, eine Kadenz zu schreiben, vorgesehen hatte. Die von Zhang bravourös dargebotenen Überzeichnungen wurden honoriert mit großem Applaus und Schwerter Senf.
Mit gleich drei Zugaben bedankte sich Zhang: Einer Melodie, licht und zart aus den Symphonischen Etüden, ein rasches Stakkato, lebhaft und humorvoll aus den Davidsbündlertänzen von Schumann, sowie den „Étincelles“, den Funken des Breslauers Moritz Moszkowski. Nochmals ertönten Bravo-Rufe, gab es Standing Ovations.
Die nächste Sternstunde am Bösendorfer findet einmal mehr mit dem Berlin Piano Trio statt. Der Pianist Nikolaus Resa und die Streicher Krzysztof und Katarzyna Polonek gastierten bereits 2018 und 2020 in Schwerte. Sonntag, 24. September, 11 Uhr in der Rohrmeisterei, Ruhrstraße 20. Eintritt 20 Euro, im Vorverkauf ermäßigt. Karten unter kgs-schwerte.de.
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