„Fehlverhalten“ in Kita in Westhofen Kirchenkreis muss sich vor der Aufsichtsbehörde verantworten

Situation in der „Arche“: Kirchenkreis muss sich vor Aufsichtsbehörde verantworten
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Personelle Veränderungen bis in die Geschäftsführung des Trägerverbundes hinein und eine externe Beraterfirma, die den Kita-Alltag begleitet: Deutlicher können die Konsequenzen nicht sein, die der Evangelische Kirchenkreis Iserlohn als Träger der Kita „Die Arche“ in Westhofen zieht.

Nach einem Elternbrief vom 11. August und einer Stellungnahme wenige Tage später, in der der Kirchenkreis von Situationen im pädagogischen Alltag sprach, die man nicht hätte dulden können, steht zwei Wochen später fest, dass die Geschäftsführerin des Trägerverbundes, Gela Mund, um einen Auflösungsvertrag gebeten hat.

Im Vorfeld war bereits bekannt geworden, dass die Kita-Leitung und zwei weitere Erzieherinnen nicht mehr in dem Familienzentrum an der Labuissièrestraße arbeiten. Diese personellen Veränderungen innerhalb des Kita-Teams hatten den Stein ins Rollen gebracht und Eltern fragen lassen, was denn los sei in der Kita ihres Kindes.

„Pädagogisches Fehlverhalten“ in der Kita „Die Arche“

Im Gespräch mit der Redaktion erklärt Martina Espelöer, die den Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn als Superintendentin in der Öffentlichkeit vertritt, dass man die Vorfälle in der Westhofener Kita in einzelnen Schritten und vollumfänglich aufklären werde. Es gehe um „pädagogisches Fehlverhalten in der Kinderbetreuung“ – zu strenge Ansprachen, Verletzungen der Aufsichtspflicht – und darüber hinaus auch um den Zustand des Gebäudes.

Beispielsweise seien Fluchtwege nicht mehr in der Form gegeben, wie es sein müsste. „Das können wir nicht von heute auf morgen lösen“, sagt Martina Espelöer, wohl aber müsse sich der Kirchenkreis vor der Aufsichtsbehörde verantworten.

Auflagen zur Betriebserlaubnis

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat mit dem 20. September eine erste Frist gesetzt. Bis dahin müsse klar sein, dass man daran arbeite, Auflagen zur weiteren Betriebserlaubnis zu erfüllen. In einem ersten Schritt, so Espelöer, gehe es jetzt vor allem um vertrauensbildende Maßnahmen. Einzelne Eltern hätten bei einem Elternabend in dieser Woche beklagt, dass sie lange nicht gehört worden seien.

So hätte es in der Vergangenheit durchaus Beschwerden von Eltern gegeben, aber auch vonseiten einzelner Erzieherinnen. Während des Elternabends sei „von beiden Seiten Unterschiedliches benannt worden“, so die Superintendentin. Die Versammlung, bei der etwa 30 bis 40 Eltern vor Ort waren und auch der stellvertretende Geschäftsführer des Trägerverbundes, sei nötig gewesen, um klarzumachen: Hier muss etwas Neues beginnen.

Personalsituation verbessert

„Da geht es um Haltungs- und um Kulturfragen“, sagt Martina Espelöer. So müssten nun beispielsweise alle Erzieherinnen und Erzieher Namensschilder tragen, damit sie für Eltern direkt ansprechbar seien. Weil die neue kommissarische Kita-Leiterin, Karin Haarmann, das nicht alles alleine schaffen könne, habe man zur Unterstützung eine externe Beraterfirma hinzugezogen. Die Firma Contec aus Bochum hat sich auf Gesundheits- und Sozialwirtschaft spezialisiert und werde den Kita-Alltag begleiten und analysieren.

Claudia Langholz, die neue Geschäftsführerin des Trägerverbundes, die auf Gela Mund folgt, ist Managementberaterin bei eben dieser Beraterfirma und im Bereich Kinder- und Jugendhilfe tätig.

Auch das Team sei aufgestockt worden, bestünde aktuell aus der kommissarischen Kita-Leitung, sechs Erzieherinnen und Erziehern, einer Hauswirtschaftskraft, einer Auszubildenden und einer Bürokraft, die zusätzlich eingestellt worden sei und der Kita-Leitung ermöglichen soll, sich gänzlich auf den Alltag zu konzentrieren. Zum 1. September werde eine weitere Erzieherin hinzukommen.

Zunehmende Eskalation ab Herbst 2022

Das alles sind erste Schritte, die am Ende vor allem den Kindern und Eltern helfen sollen, sich in der „Arche“ wieder wohlzufühlen. Gleichzeitig „müssen wir uns als System, als Organisation besser aufstellen und uns fragen, wo unsere Schwachpunkte entstanden sind“, so Espelöer.

Denn fest steht auch: Die Situation in der Kita in Westhofen ist nicht von heute auf morgen entstanden, habe sich peu à peu entwickelt und sei etwa ab Herbst 2022 zunehmend eskaliert.

Auf die Frage, ob das Verhalten einzelner Erzieherinnen auch auf Überforderung zurückzuführen sei und Überforderung auch durch nicht optimale Arbeitsbedingungen entstanden sein könnte, sagt Martina Espelöer: „Da wurden von unserer Seite ebenfalls Fehler gemacht.“

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