Das Personal im Stadtbad Schwerte soll bald durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt werden: Die Stadtwerke haben in ein System investiert, das erkennen soll, wenn Schwimmerinnen oder Schwimmer in Gefahr sind – auch im vollen Schwimmbecken. Taucht eine Person für längere Zeit ab oder schwimmt plötzlich nicht mehr, wird der Schwimmmeister über die dazugehörige Smartwatch gewarnt.
„Völliger Hirnriss“, sagt Schwimmtrainer Michael Meik von der DLRG über diese neue Technik für das Stadtbad. Seiner Meinung nach ist sie für das Schwimmbad in Schwerte vollkommen überflüssig, immerhin sei in den letzten 25 Jahren kein Unfall passiert, der das rechtfertige.
Zwei grundlegende Probleme rund um die KI
Zwei grundlegende Probleme habe er mit der KI samt Technik: zum einen die Finanzierung, zum anderen die Sensoren. Wenn es nach Meik ginge, dann hätte das Geld in zusätzliches Personal investiert werden können oder in die Instandhaltung des Bades. Warum also stattdessen das Geld in neue Technik stecken, für die es laut Michael Meik keinen Bedarf gibt?
Stadtwerke: „Sicherheit hat oberste Priorität“
„Oberste Priorität hat die Sicherheit der Kunden. Hierfür investieren die Stadtwerke aus ihrem Investitionsbudget als Betreiber des Stadtbades konsequent auch in moderne Technologien. Hierdurch wird das Badeerlebnis noch sicherer“, sagt dazu Stadtwerke-Sprecher Heiko Mühlbauer auf Anfrage. Über die Höhe der Ausgaben machen die Stadtwerke keine Angaben. Bleibt die Frage nach der Notwendigkeit.
„Wir werden das System präventiv installieren, damit es immer unwahrscheinlicher wird, dass jemand ertrinkt.“ Das Echtzeit-System könne im Ernstfall lebensrettend sein, wenn es auf jede Sekunde ankommt, sagt Mühlbauer. Deutschlandweit sind über das Jahr 2022 insgesamt 13 Menschen in Schwimmbädern ertrunken, zeigt eine Statistik der DLRG.

Was nehmen die Sensoren auf?
Die KI solle ausschließlich dazu dienen, das Personal zu unterstützen. Das System erfordere keine Bildschirme, die Bilder werden auch nicht gespeichert oder von Menschen ausgewertet, betont Heiko Mühlbauer. Die Sensoren des Erkennungssystems erfassen lediglich die Umrisse der Badegäste im Becken und den Rand des Beckens in Echtzeit.
Auch arbeite das System strikt nach den Vorgaben der Datenschutzverordnung. Heiko Mühlbauer: „Alle Daten sind anonym und es werden keinerlei personenbezogene Daten erhoben. Selbstverständlich wird das auch von unserem unabhängigen Datenschutzbeauftragten kontrolliert. Vorteil der KI-Lösung ist zudem, dass das System ständig dazu lernt und so immer besser darin wird, gefährliche Situation zu erkennen.“
Dazu entgegnet Michael Meik: „Es ist doch Mumpitz, dass angeblich nichts gespeichert wird. Eine KI lernt doch durch Daten. Wie kann sie lernen, wenn es keine Daten gibt?“ Mit den Sensoren hat Meik ein Problem: Er wolle im Stadtbad nicht gefilmt werden, das sei für ihn klar. Darüber hinaus zweifelt er die Hilfe des Systems an: „Wie soll mich die KI unterstützen, wenn wir Tauchübungen machen? Kriege ich dann alle 20 Sekunden eine Warnmeldung?“ Auch interessiere ihn, wer in einem Schadensfall haftet.
Wie steht es um die Haftung im Schadensfall?
„Das System ersetzt nicht das Aufsichtspersonal. Es bietet eine zusätzliche Möglichkeit, für noch mehr Sicherheit zu sorgen. Im Ernstfall kann der lebensrettende Einsatz dadurch einige Sekunden oder gar Minuten schneller stattfinden. Die Haftungsfrage bleibt deshalb davon unberührt“, sagt Stadtwerke-Sprecher Heiko Mühlbauer.
Bäder in etlichen Städten, zum Beispiel in Bochum, Gladbach, Lippstadt, Freudenstadt, Wiesbaden, Osnabrück und München nutzen KI-Systeme zur Unterstützung des Badpersonals, zählt Mühlbauer auf: „Wir haben uns für ein weltweit bewährtes System entschieden. Im Vorfeld haben wir uns auch mit den Badbetreibern in anderen Städten ausgetauscht.“
„Hätten uns eine Infoveranstaltung gewünscht“
Einen Austausch mit den Vereinen habe es im Vorfeld allerdings nicht gegeben, bedauert Schwimmtrainer Michael Meik. Auch Peter Schubert, Vorsitzender des Stadtsportverbands Schwerte, hätte sich eine Infoveranstaltung gewünscht, um zu erfahren, was genau installiert wird. Am Montag (11. Dezember) ist das Bad geschlossen, um schon vorbereitende Maßnahmen dafür zu treffen.
Auf die Frage, ob die Installation im Vorfeld mit den Vereinen hätte besprochen werden müssen und wieso es keine gab, heißt es: „Wir sind der Betreiber des Stadtbades und stellen unsere Dienstleistung, Schulen, Vereinen und Privatleuten bestmöglich auf dem jeweiligen Stand der Technik zur Verfügung. Dazu gehört insbesondere auch die Sicherheit. Wir gehen davon aus, dass eine im Ernstfall lebensrettende Maßnahme auch im Sinne aller Nutzer des Bades ist - dazu gehören auch die Vereine. Deshalb werden auch die Aufsichtspersonen sämtlicher Nutzer die Möglichkeit erhalten, das System zu nutzen.“
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