
© Carlo Czichowski
Kaczmarek (SPD) siegt im Wahlkreis Unna I – Grüner Sacher zittert
Bundestagswahl 2021
Oliver Kaczmarek holt für die SPD zum vierten Mal in Folge das Direktmandat im Wahlkreis Unna I. Michael Sacher von den Grünen muss zittern, ob er über die Landesliste in den Bundestag einzieht.
Mit deutlichem Vorsprung schaffte der Sozialdemokrat Oliver Kaczmarek wieder den Sprung in den Bundestag: Bereits gegen 19.45 Uhr hatte Kaczmarek uneinholbare 15.000 Stimmen Vorsprung vor seinem engsten Verfolger Hubert Hüppe (CDU).
Kaczmareks Erststimmenergebnis stabilisierte sich gleichzeitig bei mehr als 40 Prozent. „Ein toller Wahlerfolg für die SPD“, kommentierte der 51-jährige Kamener. Im Wahlkampf habe er viel Zustimmung für Olaf Scholz, aber auch für seine Arbeit im Bundestag für den Kreis Unna erfahren.
Kaczmarek für „Zukunftskoalition“ mit Grünen und FDP
Hinsichtlich des Kopf-an-Kopf-Rennens von SPD und CDU auf Bundesebene riet Kaczmarek seiner Partei dazu, „gelassen zu bleiben“. Für die SPD gehe es jetzt darum, „Inhalte und Gemeinsamkeiten für eine Zukunftskoalition“ auszuloten – eine Regierung, die er am ehesten mit Grünen und FDP verwirklicht sehe.
Allerdings könne man auch eine erneute Große Koalition nicht völlig ausschließen.

Gespannt blicken die Direktkandidaten im Wahlkreis Unna I, Hubert Hüppe (CDU, links) und Oliver Kaczmarek (SPD, 2. v. rechts), auf die 18-Uhr-Prognose, die ihre beiden Parteien gleichauf sah. © Marcus Land
Ein Sieg über Kaczmarek in der Direktwahl sei nicht realistisch gewesen, räumte Hubert Hüppe (CDU) ein, der rund 25 Prozent holte und hoffen musste, über Platz 21 auf der NRW-Landesliste seiner Partei in den Bundestag einzuziehen.
Hüppe: Regierungsauftrag auch bei der CDU
Diese Hoffnung begrub der 64-jährige Diplom-Verwaltungswirt aus Werne, der dem Bundestag von 1991 bis 2009 und von 2012 bis 2017 angehörte, angesichts des Bundesergebnisses der Union recht schnell.

Hubert Hüppe beobachtet einlaufende Ergebnisse aus dem Wahlkreis Unna I. Das Rennen um den Direkteinzug in den Bundestag war frühzeitig entschieden. © Carlo Czichowski
Das Zweitstimmenergebnis der CDU sei eine Enttäuschung, auch wenn man besser als in den Umfragen abgeschnitten habe. Eine Regierungsbildung sei eine Frage von Mehrheiten im Bundestag und nicht von Zuwächsen einer Partei, womit sich Hüppe – ganz auf der Linie von Kanzlerkandidat Armin Laschet – deutlich gegen Kaczmarek positionierte.
Der hatte nach sich verfestigenden Hochrechnungen einen Auftrag zur Regierungsbildung, ähnlich wie Kanzlerkandidat Olaf Scholz, bei der SPD gesehen.

Michael Sacher von den Grünen musste am späteren Abend immer noch um den Einzug in den Bundestag über die Landesliste zittern. © Marcus Land
Ungleich spannender als für Kaczmarek und Hüppe verlief der Wahlabend für den Grünen Michael Sacher. Mit mehr fast 14 Prozent bei den Erststimmen holte er nicht nur einen Achtungserfolg.
Sacher: „Das ist noch wackelig“
Der 56-Jährige zitterte auch gegen 22.20 Uhr noch um den Einzug in den Bundestag über die Landesliste der Grünen. Durch das komplizierte Wahlrecht hing es auch vom Einzug der Linken in den Bundestag ab, ob Platz 28 für den Buchhändler aus Unna reichen könnte.
„Das ist aber noch wackelig“, meinte Sacher und stellte sich auf einen langen Abend ein. 2017 war Sacher schon einmal für die Grünen bei einer Bundestagswahl angetreten. 6,4 Prozent der Stimmen holte er damals, landete hinter Oliver Kaczmarek (SPD), Hubert Hüppe (CDU), Andreas Handt (AfD) und Heike Schaumann (FDP) nur auf Platz 5.

Die erste Hochrechnung bei der Bundestagswahl wird bei der Wahlpräsentation im Kreishaus gezeigt. © Marcus Land
AfD-Kandidat Ulrich Lehmann lief diesmal mit etwas mehr als 8 Prozent noch vor FDP-Bewerber Suat Gülden mit knapp über 6 Prozent auf Platz vier im Rennen um das Direktmandat ein. Noch weiter abgeschlagen war Andreas Meier von den Linken.
SPD distanziert CDU bei Zweitstimmen
Bei den Zweitstimmen distanzierte die SPD die CDU wieder klarer als noch 2017: Mit rund 36,4 Prozent legten die Sozialdemokraten zwar nur leicht zu (2017: 33,56 Prozent. Die CDU ließ gleichzeitig aber gehörig Federn und schaffte nach 27,21 Prozent vor vier Jahren gerade noch 21,8 Prozent.
Die Grünen verdoppelten ihr Ergebnis von 2017 und kamen bei 13,6 Prozent ins Ziel. Die FDP verlor mit 10,4 Prozent leicht (2017: 11,5 Prozent), die AfD verlor bei 7,8 Prozent etwas, die Linke bei 3,5 Prozent stark.
UPDATE 27. SEPTEMBER: Nach Auszählung aller Stimmen steht fest, dass auch Hubert Hüppe (CDU) und Michael Sacher (Bündnis 90/Die Grünen) über die Reservelisten in den Bundestag einziehen.
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
