Meisterstücke von Josef Hellebrand (85) Krippen mit Schwerter Wahrzeichen in der Walnussschale

Josef Hellebrand (85) schnitzt Krippen: Wahrzeichen in der Nussschale
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Vorsichtig, ganz behutsam berührt der Daumen die Fassade von St. Viktor an der Seite. Wie die geheime Tür einer Schatzkammer lässt sich das Mauerwerk zur Seite klappen.

Vor dem goldig strahlenden Hintergrund, der den goldenen Schnitzaltar der Marktkirche symbolisiert, sind Maria und Josef mit dem Jesuskind zu erkennen – alles so verkleinert, dass es in eine Walnussschale passt.

Geschnitzt wird im Wohnzimmer

Kunstwerke der filigransten Art gestaltet der 85-jährige Josef Hellebrand zur Adventszeit. Die „normale“ Weihnachtskrippe unter dem Tannenbaum war ihm viele Nummern zu groß geworden. Die habe er früher einmal gebastelt, in jüngeren Jahren.

Mit dem entscheidenden Nachteil: Weil die vielen Holzspäne so viel Dreck verursachten, musste der Schwerter zum Schnitzen immer in den Keller oder in die Werkstatt auswandern. „Jetzt mache ich das im Wohnzimmer“, sagt er. Anschließend kurz mit dem Akkustaubsauger über den Tisch – und alle Spuren der Arbeit sind entfernt.

Nussschalen-Krippe in Schwerte
Ökumene in der Walnussschale: Die Marienkirche (r.) neben der Viktorkirche, deren Fassade sich zudem noch aufklappen lässt, um eine Weihnachtskrippe sichtbar werden zu lassen. Dahinter glänzt die Andeutung des goldenen Altars des historischen Gotteshauses. © Reinhard Schmitz

Neue Herausforderung gesucht

„Ich mache das seit ein paar Jahren schon“, berichtet Josef Hellebrand. Einfach eine Krippe in eine Walnussschale zu setzen, reichte ihm jetzt nicht mehr. Als neue Herausforderung sollten auch noch Schwerter Wahrzeichen im Liliput-Format als unverwechselbare Kulisse drumherum gestaltet werden.

Mit dem Handy machte sich der Senior auf, um die stadtprägenden Hauptkirchen, die Moschee, das Rathaus, die Rohrmeisterei und natürlich das Alte Rathaus mit dem Ruhrtalmuseum zu fotografieren.

Zu Hause wurden die Entwürfe dann in Ahornholz umgesetzt. Linde lässt sich zwar besser mit dem Messer bearbeiten, ist aber für die zierlichen Figuren zu weich: „Da fliegt alles weg.“ Manche sind gerade einmal zwei bis drei Millimeter groß – wie die steinernen Statuen, die das Portal des Neuen Rathauses schmücken. Da ist Geduld gefragt: „Manchmal mache ich vier bis fünf Stück, bevor eine gelingt.“

Mini-Bohrer-Vorrat von Meiß

Ohne Lupe – so erklärt Josef Hellebrand – wäre das alles überhaupt nicht möglich. Das grobe Werkzeug, das der gelernte Schreiner einst bei der Bundesbahn benutzt hat, muss in der Kiste bleiben: „Ich nehme Spezialwerkzeug.“ Eine Säge wie aus der Puppenstube hat er sich angeschafft, eine winzige Feile aus dem Uhrmacher-Bedarf besorgt.

Und weil selbst der 1-Millimeter-Bohrer schon zu dick war, musste ein Satz mit superschlanken Durchmessern zwischen 0,5 und 0,7 Millimetern her. Die brechen zwar schnell ab, aber vorsorglich hat sich der Hobbykünstler einen größeren Vorrat angelegt, als das alteingesessene Eisenwarengeschäft Meiß Anfang 2016 geschlossen wurde. Davon kann er noch heute zehren.

Moschee in der Nussschale
Das Minarett musste im Modell etwas näher an die Moschee am Beckenkamp herangerückt werden, damit es mit in die Nussschale passt. © Reinhard Schmitz

„Das ist eine Spielerei, aber ich mache das“, sagt der Hobby-Künstler, und man sieht die Begeisterung aus seinen Augen blitzen. 12 bis 18 Stunden feinster Arbeit stecken in jeder Nuss: „Das Alte Rathaus war noch das Einfachste.“ Die mittelalterlichen Stufengiebel lassen sich problemlos mit der Säge aus dem Holz herausholen. Aber auch dafür braucht man eine ganz, ganz ruhige Hand. „Gesund leben und viel bewegen“, verrät der 85-Jährige, wie er sich so fit hält: „Mehr kann ich nicht tun.“

Alles muss in die Nuss passen

In einem ebenfalls selbstgebauten Setzkasten hat Josef Hellebrand die Wahrzeichen des Schwerter Stadtbildes vereint. „Es ist nicht alles 100-prozentig nach Maßstab“, verrät er. Die Abweichungen haben ganz praktische Gründe: Alle Bauwerke müssen schließlich in die Nussschale passen. Deswegen ist beispielsweise das Minarett ein Stückchen näher an die Moschee herangerückt.

Besonders stolz ist der Erbauer auf seine Nachbildung der Viktorkirche, wo sich ja nicht nur die Nuss, sondern auch noch das Gotteshaus aufklappen lässt: „Das ist der Clou.“ Viel Tüftelei war für diese Beweglichkeit angesagt. Da es keine Schrauben für solch winzige Scharniere gab, mussten sie mit Draht und Kleber befestigt werden.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich im Dezember 2022 veröffentlicht. Zur Weihnachtszeit veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut.

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