Mit Salzstangen und Erdnüssen auf den wenigen (Steh-)Tischen und ansonsten einem sich locker durch den Saal verteilenden Publikum war die Stimmung am Freitag (12.1.) bisweilen eine etwas formlosere als bei der CDU am vergangenen Wochenende. Knapp eine Woche nach dem Neujahrsempfang der Christdemokraten hatte die Schwerter SPD zum Jahresforum 2024 eingeladen – ebenfalls in den Saal der Rohrmeisterei, auf die große Bühne aber hatte man verzichtet.
Stattdessen ließen das kleine Rednerpodest und die ein oder andere kurze Präsentation, unter anderem zur wirtschaftlichen Lage in Schwerte, den Neujahrsempfang der SPD zu einer Podiums-artigen Veranstaltung werden – themen- und sachbezogen, aber eben auch nicht ohne wohlwollende Worte zum am 12. Tag des Jahres immer noch neuen Kalenderjahr.
Für den im September neu gewählten Stadtverbandsvorsitzenden der Sozialdemokraten, Jens Krammenschneider-Hunscha, war es das erste Jahresforum in dieser Position, die zuvor Simon Lehmann-Hangebrock innehatte. Der Schwerter SPD-Chef begrüßte pünktlich um 18 Uhr die rund 250 Gäste aus Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft mit den besten Wünschen für 2024.

Jens Krammenschneider-Hunscha, Stadtverbandsvorsitzender:
„Wir haben 2024 ein Europawahljahr“, sagte Krammenschneider-Hunscha. „Entscheidungen und Beschlüsse, die mögen sicherlich in Brüssel oder in Straßburg getroffen und gefällt werden. Wohnen und Leben tun die Menschen in den Kommunen. Und ich übertreibe da sicherlich nicht, wenn ich sage, dass wir Kommunen das Rückgrat Europas sind und auch seine Achillesferse.“
Und so machte der Stadtverbandsvorsitzende an diesem Abend klar, wo die SPD mit Blick auf Europa steht: „Machen wir am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und der Familie, im Verein, bei Kunden, bei Lieferanten, wo immer uns die Parolen der Spaltung und die dunklen Wolken der Resignation begegnen, deutlich, dass wir dieses Europa brauchen und wollen.“
Marc Seelbach, Fraktionsvorsitzender:
„Es ist etwas ins Rutschen geraten, das merken wir alle“, schlug im Anschluss der Schwerter SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Seelbach in die gleiche Kerbe. „Wir sind gefühlt im Dauerkrisenmodus.“ Es fehle ein Stück weit an Orientierung, so Seelbach, der sodann den Bogen schlug zur Schwerter Politik.
95 Prozent aller Entscheidungen im Rat seien einvernehmlich, bei den restlichen fünf Prozent gebe es wechselnde Mehrheiten, einen „wunderbaren Diskurs“. Dennoch müsste man in Schwerte darauf achten, den demokratischen Kompromiss wieder wertzuschätzen.
„Kein bloßes Beiwerk“
„Der Kompromiss ist in einer Demokratie das Ziel einer Diskussion und kein bloßes Beiwerk, über das man sich dann als führender Politiker im Nachgang lustig macht oder künstlich in den sozialen Netzwerken empört. Mit Wut, Sturheit und Radikalität lassen sich in Schwerte keine Lösungen finden“, sagte der Fraktionsvorsitzende, der damit nicht umhinkam, zwischen den Zeilen auf die vergangenen Ratssitzungen einzugehen; auf die scharf geführten Diskussionen über die aus Sicht der Grünen nicht gerecht verteilten Fraktionsgelder und deren Schritt vor das Verwaltungsgericht (wir berichteten).
Im Gegensatz dazu sei die SPD, meinte Seelbach, eine Partei, die für unaufgeregte Politik stehe und die am ehesten in der Lage sei, Wirtschaftsentwicklung mit Klimaschutz und sozialem Ausgleich zu versöhnen.

Dimitrios Axourgos, Bürgermeister:
Nachdem Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender des Ruhrparlaments, über eben diese Themen – Wirtschaftsentwicklung und Klimaschutz – referiert hatte (das Ruhrgebiet als „die grünste Industrieregion der Welt“), kam Bürgermeister Dimitrios Axourgos ganz konkret auf Schwerte zu sprechen, nutzte die Gelegenheit, im überwiegend parteieigenen Kreis auch die eigene Arbeit, die seiner Verwaltung und der Wirtschaftsförderung zu platzieren.
Stichwort Gewerbegebiete: Wandhofener Bruch – „eine Erfolgsgeschichte“, so Axourgos, da man in diesem Jahr wohl nicht nur die neue Sportanlage von VfL Schwerte und TuS Wandhofen fertigstellen werde, sondern weil auch alle Flächen mittlerweile vergeben seien; die, die noch zur Verfügung standen, seien aktuell reserviert.
Circa sieben Hektar Gewerbe- und Industriefläche würden hier also mit neuen Arbeitsplätzen belegt beziehungsweise mit Unternehmen, die sich erweitert oder einen neuen Standort in Schwerte gefunden haben, so Axourgos.
Erschließung zweier Gewerbegebiete
Das nächste Projekt, das nun anstehe, sei das 62.000 Quadratmeter große Gewerbegebiet Wannebachstraße in Westhofen. „Wir beginnen in diesem Jahr mit der Erschließung, sodass die ersten Unternehmen schon auf die Wirtschaftsförderung zugekommen sind, um die Bauvorhaben zu besprechen.“ Die Wannebachstraße sei die vorletzte Gewerbefläche, die Schwerte zur Verfügung stehe.
Die letzte: das Gewerbegebiet „Am Dohrbaum“ mit 50.000 Quadratmetern direkt an der Autobahn – „unsere beste Fläche“, so Axourgos. 2025 wolle man mit der Erschließung beginnen. Die Wirtschaftsförderung habe in den vergangenen Jahren darum gekämpft, das Grundstück erwerben zu können – „sodass wir die Hand darauf haben, was tatsächlich dort hinkommt“.
Zweiter Anlauf für die DLRG
Bevor es dann nach einer knappen Stunde der Vorträge in den lockeren Austausch ging, wiederholte Andreas Pollak von der DLRG seinen Hilferuf aus der vergangenen Woche. Er bat noch einmal um Spenden für die durch Hochwasser und Frost in Mitleidenschaft gezogene DLRG-Wachstation in Westhofen.
Bürgermeister im Neujahrs-Interview: Wird es 2024 Steuererhöhungen geben, Herr Axourgos?
Schaufenster noch abgeklebt: Neuer Mieter für leeres Ladenlokal an der Hüsingstraße
Bauernprotest in Schwerte mit Überraschung am Abend: „Erschlagen von der Masse an Fahrzeugen“