
© Manuela Schwerte
Infektion trotz Impfe in Schwerter Pflegeheim – warum das passieren kann
Corona-Fälle in Friedrich-Krahn-Zentrum
In allen Schwerter Pflegeheimen wurde geimpft. Trotzdem kam es Mitte Januar im Friedrich-Krahn-Zentrum zu einem Ausbruch, die Zahl wurde jetzt sogar nach oben korrigiert. Ein Experte erklärt, warum das passieren kann.
Vor knapp 14 Tagen wurde bekannt, dass es einen Corona-Ausbruch im Friedrich-Krahn-Senioren-Zentrum gibt. Es waren 17 Bewohnerinnen und Bewohner und drei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich infiziert hatten. Mittlerweile steht fest, dass 27 Bewohnerinnen und Bewohner mit Corona infiziert sind, bestätigte eine Sprecherin der AWO, Bezirk Westliches Westfalen, auf Nachfrage.
Alle Mitarbeitenden, die wegen eines positiven Testergebnisses in häuslicher Quarantäne waren, kommen spätestens Anfang nächster Woche zurück in den Dienst, so die Sprecherin weiter.
Ähnlicher Vorfall größeren Ausmaßes in Dortmund
Bei den Infizierten handelt es sich teilweise um Menschen, die bereits die erste Impfung bekommen haben. Warum sie sich dennoch infizieren, war eine der Fragen bei der Expertenrunde, die wir am Montagabend live auf unserem Internetportal übertragen haben.
Erläutert wurde das Thema am Beispiel des großen Corona-Ausbruchs in einem Pflegeheim in Dortmund-Kirchlinde, das ebenfalls zur AWO gehört.
Professor Dr. Carsten Watzl (Immunologe, Direktor am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund) beantwortete die Frage in unserer Live-Sendung: Der Impfschutz tritt nicht sofort nach der ersten Impfung ein. Der versprochene 95-prozentige Schutz tritt erst zwei Wochen nach der zweiten Impfung ein. Nach der ersten Impfung gebe es einen leichten Impfschutz, erläuterte der Experte. Aber der setze erst zehn bis 12 Tage nach der Spritze ein.
Nach der Impfung müsse man sich noch zwei Wochen genauso vorsichtig verhalten wie vorher, denn man hat keinen Impfschutz, betonte Professor Watzl.
Impfen trotz zeitgleicher Corona-Fälle
Das Robert-Koch-Institut beantwortet die Frage, ob man in einem Pflegeheim mit einem Ausbruch impfen soll, wie folgt: „Aus Sicht des RKI liegen derzeit keine Gründe vor, die Impfung nicht auch in Senioren- und Altenpflegeheimen anzubieten, in denen zeitgleich einzelne COVID-19-Fälle auftreten bzw. vor Kurzem aufgetreten sind.“ Bei einer Impfung könnten zudem schwere Krankheitsverläufe abgemildert werden.
Wie es den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern des Friedrich-Krahn-Zentrums geht, dazu wollte die AWO-Sprecherin keine Angaben machen.
Bislang gibt es vor allem ein entscheidendes Kriterium, das gegen eine Impfung spricht. Wer bereits eine Infektion durchgemacht hat, wird aktuell nicht geimpft. Das liegt aber daran, dass die meisten Menschen dann über körpereigene Antikörper verfügen, auch wenn es immer wieder mal Fälle gibt, bei denen sich Patienten zweimal angesteckt haben.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
