
© Reinhard Schmitz
Pommesbude wird in Corona-Zeiten zum Treffpunkt: Zum Essen in den Hof
Snackeria Schwerte
„Dort stand früher mal der Spielautomat.“ An ihrer Erinnerung erkennt man sofort die Schwerter unter den Gästen in der früheren Imbissstube. In Corona-Zeiten ist sie zum Treffpunkt geworden.
Dunkel waren lange Zeit die Fenster in der Haselackstraße, hinter denen sich in besten Grillstuben-Zeiten die Pommes- und Bratwurstfans drängelten. Jetzt gehen wieder Menschen ein und aus in den Räumen, die ursprünglich als Hubertusgrill und zuletzt als Schlemmer-Oase und Snackeria bekannt waren.
Frittenschalen haben sie nicht in der Hand. Und auch keine Grillhähnchen-Beutel. Sie sind schon glücklich, wenn sie sich nur ein bisschen die Füße aufwärmen können. Die leerstehende Imbissbude ist vorübergehend zum Corona-gerechten Treffpunkt für die so genannte Stadtpark-Szene geworden.
In den Rathauskeller passt bei Corona-Abstand nur eine Person
Sich wie sonst in der kalten Jahreszeit in den Rathauskeller zurückzuziehen, war
durch die Pandemie unmöglich geworden. Das Untergeschoss, ursprünglich als Gefängnis genutzt, ist viel zu eng, um Corona-Abstände nur im entferntesten einhalten zu können.
Auch lässt es sich durch die kleinen Fenster sehr schlecht lüften. „Nach Abstandsregeln könnte dort nur eine Person rein“, verdeutlicht Peter Blaschke vom Verein für Soziale Integrationshilfen (VSI), der die Menschen im Stadtpark betreut: „Wir wollen ihnen aber einen würdigen und sicheren Rahmen zum Aufhalten bieten vor dem Corona-Hintergrund.“

Zum Aufenthaltsraum für Menschen, die sich sonst im Stadtpark treffen, ist vorübergehend die ehemalige Snackeria an der Haselackstraße geworden. © Reinhard Schmitz
Bei der Suche nach Alternativen für den Rathauskeller wurde zunächst über ein Zelt nachgedacht. „Dann kam über die gute Vernetzung des VSI das Angebot vom Vermieter der Snackeria“, berichtet Peter Blaschke. Der habe die Räume kostenlos auf Zeit zur Verfügung gestellt. Bis Ende Februar dürften sie genutzt werden, danach sei dort ein größerer Umbau geplant.
Freischütz bringt freitags sogar warmes Essen in den Hof
Nach einer Besichtigung und Prüfung gemäß Infektionsschutz habe er die Zustimmung von der Stadt Schwerte bekommen, berichtet Peter Blaschke weiter. Schwerter Handwerksbetriebe wie Elektro-Reddemann und Sanitär-Witteler halfen, die Strom- und Wasserleitungen wieder anzuschließen.
Als Ersatz für die schon komplett ausgeräumte Inneneinrichtung wurden Bierzelt-Garnituren und orangene Plastikstühle aufgestellt, die der städtische Bauhof gestiftet hat.

In der Küche können die Betreuer Gabi Raape (l.) und Mario Clausen auch einen heißen Kaffee zubereiten. Der Raum darf nur von Mitarbeitern betreten werden. © Reinhard Schmitz
Die Etage ist nach hinten hin so groß, dass sie bei Abstandswahrung von bis zu
22 Personen genutzt werden kann. „Mehr Leute lassen wir auch nicht rein“, betont Peter Blaschke. Das reicht, weil die etwa 30-köpfige Szene aus dem Stadtpark die Anlaufstelle nie gleichzeitig, sondern immer nur im Wechsel nutzt. Die Betreuer Gabi Raape, Mario Clausen und Jutta Pentling bieten dort individuelle Hilfen an.
Zum Hygienekonzept gehört auch, dass die Öffnungszeit von 10 bis 13.30 Uhr begrenzt ist. Es gilt Maskenpflicht. Dazu kommt regelmäßiges Lüften.
Die kleine Küche, in der ein wärmender Kaffee gekocht werden kann, darf nur von Mitarbeitern betreten werden. Essen und rauchen ist in den Räumen sowieso tabu. Dazu muss man in den Hinterhof gehen.

Jeden Freitag verteilt der Freischütz im Hof der Snackeria ein „Schöpfgericht" an die Menschen aus dem Stadtpark. Zuletzt servierte Claudio Marzolla, Betriebsleiter des Spaten-Gartens der Muto-Heimatgastronomie, warme Gulaschsuppe. Auch Kaffee und Kakao waren begehrt. © Reinhard Schmitz
Dort wartet jeden Freitag sogar ein warmes Essen. Die Betreiber vom Freischütz bringen im Transporter regelmäßig ein „Schöpfgericht“ vorbei. Am vergangenen Freitag (15.1.) füllte Spaten-Garten-Leiter Claudio Marzolla würzige Gulaschsuppe in die Palmblattschalen. Gelöffelt wurde sie mit Besteck aus Bambusholz: „Wir vermeiden Einweggeschirr aus Plastik.“ Zweimal in der Woche kann auch Brot und Gebäck verteilt werden, das die Bäckerei Malzers stiftet.
„So müsste ein Anlaufstelle aussehen“, sagt Peter Blaschke. Mit ganz anderen Möglichkeiten als der Rathauskeller, der nur eine Übergangslösung sein kann: „Die Corona-Situation zeigt noch einmal deutlich, dass nach geeigneten Räumlichkeiten gesucht werden muss.“ Nicht nur für den Winter: „Es gibt auch mal einen kalten Sommer.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
