
© Reinhard Schmitz
Bewegende Trauerfeier im Stadtpark: „Mach’s gut, wir vermissen dich“
Stadtpark Schwerte
Ein Pfarrer hielt die Gedenkrede und betete. Mitten im Stadtpark fand eine besondere Trauerfeier statt. Die Trauergemeinde bestand aus jenen Menschen, die sich auch sonst dort aufhalten.
„Amen“ hörte man die Männer und Frauen sagen, deren täglicher Treffpunkt der Stadtpark ist. Mit gefaltenen Händen standen sie am Donnerstagmittag auf der Wiese neben der Rathaus-Zweigstelle, um Abschied von einem aus ihrer Mitte zu nehmen, der im Alter von nur 39 Jahren gestorben war. Ein gerahmtes Foto des Mannes stand auf einem kleinen Klapptisch, flankiert von zwei flackernden Kerzen und einer Vase mit weißem Phlox und Sonnenhut-Blüten. Auch eine Kondolenzliste, in die sich viele eintrugen, lag auf der roten Seidendecke bereit.
VSI wollte der Gruppe die Möglichkeit des würdigen Abschieds geben
„Wir haben ein Interesse, dass der Abschied würdig gestaltet wird und die letzte Ehre auch aus der Stadtparkszene kommt“, sagte Peter Blaschke vom Verein für soziale Integrationshilfen (VSI), der die kleine Feierstunde organisiert hatte. Der Gestorbene sei ein fester Bestandteil der Gruppe gewesen. Deshalb wolle man den anderen auch die Möglichkeit geben, sich zu verabschieden.
Aus dem Teufelskreis des Lebens gab es doch kein Entrinnen
„Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir alle geschockt waren, als wir das gehört haben“, sagte der ehrenamtliche Pfarrer Dennis Bischoff beim Gedenken an den 39-Jährigen. Und er versicherte: „Gott trauert mit. Gott wünscht sich dieses Leid nicht.“
Sehr persönliche Worte fand die aktive Christin Sarah Mattheis, die mit ihrer Gitarre die Trauerfeier umrahmte. Der Gestorbene sei vor vier Jahren der Erste gewesen, der sie im Stadtpark gefragt habe, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Zwei Stunden lang habe er über sein Leben erzählt. Vom Verlust der Familie, von den vielen Versuchen des Neuanfangs und von dem Teufelskreis, aus dem es letztlich doch kein Entrinnen gab.

Der ehrenamtliche Pfarrer Dennis Bischoff sprach die Trauerrede und ein Gebet. © Reinhard Schmitz
Sogar schon vor 13 Jahren hatte VSI-Streetworkerin Jutta Pentling, die mit ihrem Kollegen Mario Clausen jeden Tag die Stadtparkszene betreut, den Gestorbenen kennen gelernt. Sie schilderte ihn als sehr offenen, aber auch sehr anstrengenden Menschen: „Ich denke, wir werden ihn alle sehr vermissen.“ Vielleicht auch seine Rap-Künste, von denen ihr Kollege Mario Clausen erzählte, bevor er abschließend zu dem Toten sagte: „Mach´s gut, ich vermisse dich. Hoffentlich geht´s dir besser.“
Schon die zweite Tauerandacht binnen weniger Wochen
Es war binnen weniger Wochen die zweite Trauerandacht im Stadtpark. Denn kürzlich war bereits ein 50-Jähriger aus der Gruppe gestorben, wie Jutta Pentling berichtete. Jeden Tag kümmert sich sich mit ihrem Kollegen von 10 bis 16 Uhr vor Ort um die etwa 50 Personen starke Szene, die hier unter freiem Himmel zusammenkommt. Donnerstags bringt die Streetworkerin immer eine Tasche voll Brötchen, Wurst und Getränken mit.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
