
© Bernd Engelhardt
Multifunktions-Altar entsteht im Schwerter Wald hinter dem Freischütz
Schwerter Wald
Meist ruhen sich müde Wanderer auf der Sandsteinplatte aus. Mit wenigen Handgriffen und ein paar Kerzen lässt sie sich aber auch zum Altar verwandeln. Das planen Nachbarn im Schwerter Wald.
An 364 Jahren im Jahr ist sie eine profane Sitzgelegenheit, in Schaltjahren sogar an 365 Tagen. Doch einmal im Jahr, am letzten Sonntag im November, schlägt ihre große Stunde. Dann wird die Platte aus Sandstein mit einer weißen Decke und Kerzenleuchtern zu einem Altar.
Das ist zumindest der Plan der Nachbarn vom Schicht 16, die nach den Zerstörungen vom Frühjahrssturm „Sabine“ die Lichtung im Schwerter Wald weiter aufwerten, wo sie alljährlich zur traditionellen Hubertusmesse mit Jagdhornbläsern einladen.
Das Kreuz war nach 36 Jahren völlig morsch
Dem drei Meter großen Holzkreuz, in dessen Schatten der Gottesdienst stattfindet, hatte eine umgewehte Riesenfichte im April einen kompletten Schenkel abgerissen. Als Mitarbeiter des städtischen Bauhofs es zur Reparatur abmontierten und mit in ihre Werkstatt nahmen, stellte sich heraus, dass das 36 Jahre alte Christensymbol nicht mehr zu retten war.
Das Holz war durch und durch morsch, sodass im Bauhof ein neues Kreuz entstand, das im Spätherbst aufgestellt wurde. Zum Schutz vor der Witterung wurden seine oberen Bereiche später noch mit Kupfer abgedeckt, wie Schichtsprecher Bernd Engelhardt berichtet.

Das von Sturm Sabine beschädigte Holzkreuz ist Schwerter Wald wurde vom Bauhof neu gebaut. © Antonino Pitasi/Stadt Schwerte
Für die Aktion hatten die Nachbarn Fördermittel beim NRW-Heimatministerium beantragt, das einen sogenannten Heimatscheck über 2000 Euro bereitstellte. Da aber der Bauhof für seine Arbeit keinen Cent verlangte, blieb nach dem Kauf des benötigten Holzes noch Geld übrig, um zwei Sitzbänke aufzustellen, in deren Flanken der Name „Schicht 16“ eingekerbt ist. Diese Verwendung der Zuschüsse – so der Schichtsprecher – habe das Land auf einen Antrag hin genehmigt.
Sitzfelsen stammen aus einem Steinbruch an der Hohensyburg
Als die Mittel immer noch nicht verbraucht waren, kamen die Nachbarn auf eine weitere Idee. „Wir wollen noch Sitzfelsen mit einer Platte aufstellen, die auch als Altar genutzt werden kann“, erklärt Bernd Engelhardt. Das musste aber schnell geschehen, weil das Fördergeld bis zum Jahresende ausgegeben und abgerechnet sein muss.
Mit ihrem Friedhofsbagger rückten deshalb jetzt Bauhof-Mitarbeiter an, um vor dem Kreuz eine zwei mal einen Meter große Grube für ein Betonfundament auszuheben. Es soll Steinsäulen sicheren Halt bieten, die wie Tischbeine eine Sandsteinplatte tragen werden.

Zwei neu aufgestellte Bänke am Holzkreuz im Schwerter Wald zeigen, dass sie vom Nachbarschicht 16 aufgestellt worden sind. © Bernd Engelhardt
Die Verwirklichung des Plans spiegelt den Nachbarschaftsgedanken wider. Der Bauhof baggerte, die Baustoffhandlung Homel/Metzger von der Schwerterheide spendete den Beton aus ihrer Betontankstelle. Und der Steinmetzmeister Axel Werthmann übernahm die Sicherheitsberechnung. Einzig die Sandsteine mussten gekauft werden. Sie stammen aus dem Steinbruch Oberste in Dortmund-Buchholz am Fuß der Hohensyburg.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
