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Hoesch-Werksrentner müssen nach Insolvenzantrag noch monatelang auf ihre Zahlungen warten
Insolvenzen in Schwerte
Die Werksrenten der ehemaligen Hoeschianer sind zwar beim Pension-Sicherungs-Verein abgesichert. Bevor der zahlen kann, werden aber noch Monate vergehen.
Im Dezember kein Geld, im Januar keins - und im Februar ist auch nichts zu erwarten. Die Werksrente ist den ehemaligen Mitarbeitern von Hoesch Schwerter Profile nach der Beantragung des Insolvenzverfahrens zwar sicher. Aber auf die Zahlung werden sie weiter warten müssen.
Erst muss das Insolvenzverfahren auch eröffnet sein
Die Gründe dafür erläutert ihnen ein Brief, den der vorläufige Insolvenzverwalter Achim Thomas Thiele verschickt hat. Seit 1. Dezember 2019 - so heißt es in dem Schreiben - könne die Hoesch Schwerter Profile GmbH keine Betriebsrenten mehr zahlen, weil am 19. Dezember das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Unternehmens beantragt worden sei. Die Werksrenten sind für so einen Fall über den Pensions-Sicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit (PSVaG) abgesichert. Allerdings zahlt dieser nicht schon, wenn das Insolvenzverfahren beantragt wurde, es muss auch vom Gericht eröffnet worden sein. Darüber entscheidet - so Thiele weiter - das Amtsgericht in Hagen voraussichtlich am 1. März. Erst nach diesem Termin übernehme der Pensions-Sicherungs-Verein die Überweisung.
„Wir sind uns bewusst, dass Ihre Bezüge aus der betrieblichen Altersversorgung ein bedeutender Bestandteil Ihres Einkommens sind und Sie durch Ihre Arbeitsleistung einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der Hoesch Schwerter Profile GmbH geleistet haben“, schreibt Thiele den Werksrentnern weiter: „Insolvenzbedingt ist leider mit einer mehrmonatigen Zahlungsunterbrechung zu rechnen.“ Verloren sind die Beträge für diese Monate nicht. Der Pensions-Sicherungs-Verein müsse auch „zwischenzeitlich aufgelaufene Rückstände“ übernehmen.
IG Metall: Fehlende Monate werden rückwirkend nachgezahlt
„Das Geld wird rückwirkend zur Auszahlung kommen, wenn das ordentliche Insolvenzverfahren beginnt“, übersetzt Jens Mütze, Geschäftsführer der Industriegewerkschaft (IG) Metall Hagen, die Formulierungen der Juristen. Solange das Vorinsolvenzfahren laufe, sei dies nicht möglich. Betroffen ist laut Ralf Behler, dem zweiten Vorsitzenden des Hoesch-Betriebsrats, „eine hohe zweistellige Zahl“ von Werksrentnern, die nach Übernahme des Unternehmens durch die italienische Calvi-Gruppe 2006 in den Ruhestand getreten sind. Die Jahrgänge davor fallen in Zuständigkeit des Ex-Eigentümers Thyssen-Krupp.
Rechtsanwalt Thiele versichert den Werksrentnern: „Der Insolvenzverwalter wird sich in Zusammenarbeit mit der Hoesch Schwerter Profile GmbH um eine zügige Meldung Ihrer Rentenansprüche an den PSVaG bemühen, damit eine möglichst schnelle Wiederaufnahme der Rentenzahlungen durch den PSVaG erfolgen kann.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
