Vor zwei Jahren kaufte die Stadt Schwerte das Hoesch-Gelände, um Arbeitsplätze zu sichern. Die großen Hallen waren schnell an Industrieunternehmen vermietet. Übrig blieben kleinere Gebäude wie das Magazin, das Öllager, das Sportlerheim und die markante Hauptverwaltung. Für das Magazin und das Sportlerheim fand man schließlich ebenfalls Mieter. Ganz große Pläne hat indes die städtische Wirtschaftsförderung mit der Verwaltungszentrale.
„Factory 4“ steht auf Flaggen und auf einem Plakat im Ahnensaal, der auf Säulen über der Eisenindustriestraße aufgeständert ist. Der Name spiegelt auch die Hausnummer der Verwaltung und damit des Profilwerks wider. Während das mit seinen Büros auf das Produktionsgelände gezogen ist, sollen in die „Factory 4“ digitale Start-up-Unternehmen einziehen.
Zwei Mieter gibt es bereits: das Smart City-Büro von Stadt und TU Dortmund sowie die Firma Digital Motion, eine Unternehmensberatung zu Daten Analytics. Letztere zieht aus dem Technologiezentrum an der Lohbachstraße auf das Hoesch-Gelände um. Auch das Projekt „Maker Space“, mit dem man Jugendliche auf ihrem Weg in die digitale Welt unterstützen möchte, zieht von Technopark an die Eisenindustriestraße. Zwei weitere Mietverträge seien so gut wie abgeschlossen, heißt es.
1.200 Quadratmeter Bürofläche in der Factory 4
2.000 Quadratmeter Fläche, davon 1.200 Quadratmeter Bürofläche, bietet das Hoesch-Gebäude. Bis zu zehn Firmen könne man hier unterbringen, schätzt TWS-Prokurist Jens Ewald. Die Technopark und Wirtschaftsförderung Schwerte hat nämlich das Gebäude von der Stadt übernommen.

Anders als zunächst angenommen, muss der Bau vorerst nicht aufwendig saniert werden. „Wir haben das von Architekten überprüfen lassen“, erklärt TWS-Geschäftsführer Christoph Gutzeit. Dabei stellte man fest, dass einiges in deutlich besserem Zustand ist als erwartet. „Das ist zwar nicht auf dem neusten Stand, aber die Fenster sind zum Beispiel längst doppelt verglast.“ Und für die IT-Branche wichtig: Die ehemalige Hoesch-Zentrale hat einen Glasfaser-Anschluss.
Die „Factory 4“ möchte auch eine Starthilfe für junge Unternehmen sein. Deshalb gibt es zwei Mietmodelle: Wer die Büros so nimmt, wie er sie vorfindet, zahlt einen sehr geringen Mietzins. Wer eine Anpassung oder Renovierung wünscht, muss das über die Miete abzahlen.
Und auch das Stadtmarketing wird das neue Gebäude nutzen. So plant die neue Chefin Michaela Zorn-Koritzius für November ein Gamerfestival für Jugendliche dort auszurichten. Mit dem großen Ahnensaal, der über die geschwungene Treppe im Stil der 50er-Jahre erreichbar ist, verfügt das Gebäude über einen Teil, der unter Denkmalschutz steht. Der Saal bleibt deshalb erhalten und kann für Treffen und Events genutzt werden.
300 Arbeitsplätze gerettet
Während die Stadt Schwerte den überwiegenden Teil der Produktionsfläche verpachtete und damit nach eigenen Angaben rund 300 Arbeitsplätze rettete oder sogar neu nach Schwerte holte, gab es um die Verwaltung politische Diskussionen.
Zunächst wollte die Stadt das Gebäude selbst als Ableger des Rathauses für Amtsstuben nutzen. Die Grünen sahen hier Platz für Jugendarbeit. Eine Umnutzung wäre aber mit einem neuen und vermutlich sehr teuren Brandschutzkonzept verbunden gewesen, sodass diese Ideen verworfen wurden. Durch die Weiternutzung als Büroräume, kann man sich diese Kosten nun sparen.
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