Martin Lambrecht, hier im Ahnensaal des Hoesch-Gebäudes, will Hoesch Schwerter Extruded Profiles sanieren. © Heiko Mühlbauer
Wirtschaft in Schwerte
Hoesch-Presswerk: Insolvenzgeld für Mitarbeiter, aber es gibt Hoffnung
Finanziell sieht es auch bei Hoesch Extruded Profiles nicht gut aus. Aber der Sanierer hat Hoffnung, wenigstens diese Hoesch-Firma zu retten. Doch dafür müssen Stadt und Sparkasse mitspielen.
Als Hoesch Schwerter Profile vor einem Jahr, ebenfalls im Dezember, die Insolvenz beantragte, betraf das nur das Walzwerk. Das unter dem Namen Hoesch Schwerter Extruded Profile (HSEP) ausgegliederte Presswerk war nicht betroffen. Jetzt hat es aber auch HSEP getroffen. Allerdings gibt es hier deutlich mehr Hoffnung, denn die Firma befindet sich im Schutzschirmverfahren.
Mitarbeiter bekommen Insolvenzgeld
Was das bedeutet, erläutert Rechtsanwalt und Wirtschaftswissenschaftler Martin Lambrecht, der seit Anfang der Woche als Sanierer dort tätig ist. Das Schutzschirmverfahren bedeutet, dass man die Vorteile des Insolvenzrechts nutzen kann, noch bevor die Firma zahlungsunfähig wird.
Eines dieser Elemente ist das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur, das die Mitarbeiter seit November bekommen. Damit muss die Firma für drei Monate die Gehälter für ihre 113 Mitarbeiter nicht mehr zahlen. In dieser Zeit soll eine Lösung für HSEP gefunden werden.
Wie die Lösung aussehen kann: Da stehe man ja noch am Anfang des Verfahrens, hieß es. Auf jeden Fall bedeutet das Schutzschirmverfahren auch, dass die Muttergesellschaft, der Calvi-Konzern, derzeit nicht an der Sanierung beteiligt ist.
„HSEP war im Konzern nicht so gut positioniert, wie es optimal gewesen wäre“, so Lambrecht. Noch deutlicher sagt es Jens Mütze, der erste Bevollmächtigte der IG-Metall: „Die Konzernleitung hat viele Chancen verpasst, diesen Standort so auszustatten, dass er zukunftsfähig gewesen wäre.“
Grundstückssituation ist die Achillesferse
Dazu gehört wohl auch die vertrackte Situation mit dem Grundstück: Denn das Presswerk ist als Mieter auf dem Hoesch-Grundstück beheimatet. Da aber das insolvente Walzwerk bis Mai ausproduzieren soll, haben der Insolvenzverwalter und die Gläubiger die Oberhand über die Immobilie. Zu denen gehört auch die Schwerter Sparkasse, die Hoesch bei einer Sanierung vor Jahren unterstützte.
„Die Grundstückfrage ist die Achillesferse der Sanierung“, sagt Lambrecht. Denn wenn es für das Areal von Hoesch Schwerter Profile eine industrielle Lösung gibt, dann könne man wohl auch das Presswerk erhalten. Wenn das Grundstück an einen Investor für Wohnungen oder ähnliches verkauft werden sollte, dann werde es schwierig.
Auch hier ist IG-Metall-Chef Mütze deutlicher: „Sparkasse und Stadt müssen wissen, ob sie Hoesch wollen“, sagt er. Und verweist darauf, dass die Arbeitsplätze und der Betrieb auch Auswirkungen auf die Stadt und ihr Geldinstitut haben. Dabei lässt er durchblicken, dass es zumindest für die industriellen Arbeitsplätze beim Walzwerk durchaus noch Hoffnung gebe.
Anders als das Walzwerk hat das Presswerk keine Schulden bei Geldinstituten. Größter Gläubiger ist der Pensionssicherungsverein. Der sichert Betriebsrenten, wenn ein Unternehmen die nicht mehr zahlen kann. „Es bestehen überschaubare Verbindlichkeiten auch bei Lieferanten“, so Lambrecht.
„Personal ist sehr motiviert“
Gemeinsam mit der vorläufigen Sachwalterin („das ist die kleine Schwester der Insolvenzverwalterin“), Marion Rodine, nimmt Lambrecht jetzt die Arbeit auf. Dabei stehe die gesamte Ertragskette im Fokus und nicht nur das Personal.
Das sei übrigens sehr motiviert, lobt der Sanierer. Und zumindest das ist Balsam für die doch in letzter Zeit sehr strapazierten Gemüter der Hoeschianer.
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