Traditionsbetrieb beantragt Insolvenz Ukraine-Krieg vernichtete 80 Prozent der Aufträge

Traditionsbetrieb in Insolvenz: Ukraine-Krieg vernichtete die Aufträge
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Eine Eisentafel an einem Zaun, die die drei Buchstaben des Firmennamens in einem Rahmen aus stilisierten Sechskantmuttern zeigt: Viel mehr erinnert auf der Binnerheide nicht mehr an den traditionsreichen Betrieb, der seit dem Jahre 1999 für viele Kunden Präzisionsteile herstellte.

Durch das Tor nebenan geht kein Mitarbeiter der Firma HHB GmbH mehr zu den Drehbänken und Schreibtischen. „Die Firma hat ihren Betrieb schon eingestellt“, erklärt Rechtsanwalt Andreas Schoß (Wuppertal), den das Amtsgericht Hagen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat.

Lohndreherei für Betriebe

Wie einer der HHB-Geschäftsführer berichtet, handelte es sich bei dem Unternehmen um eine sogenannte Lohndreherei. Sie hatte eine freie Halle auf dem Gelände eines anderen Betriebes angemietet, wo vor allem Werkteile für Kunden aus der Fördertechnik gefertigt wurden. In welchen Bereichen diese später zum Einsatz kamen, wusste der Geschäftsführer „in 90 Prozent der Fälle“ nicht. Manchmal hätten die Kunden auch das Vormaterial selbst geliefert.

Land Rover Defender
Die Folie auf dem Land Rover Defender wirbt noch für die Firma HHB GmbH. © Reinhard Schmitz

Die Corona-Krise, die zum Kollaps der Lieferketten führte, habe HHB noch überstanden, so der Geschäftsführer weiter. Doch dann kam der Ukraine-Krieg und versetzte dem Unternehmen den Todesstoß: „Da sind 80 Prozent der Aufträge weggebrochen.“

Vergeblich habe man versucht, die Firma zu retten, sprach mit Steuerberater und Banken: „Wir hatten alles eingestielt.“ Doch leider seien die Maßnahmen nicht so schnell umsetzbar gewesen, wie es nötig war. Deshalb habe man selbst Insolvenz angemeldet.

Mitarbeiter in neuen Jobs

Von den acht gewerblichen und kaufmännischen Mitarbeitenden hätten sieben bereits einen neuen Job gefunden, sagt der Geschäftsführer. Es handelte sich um gesuchte Fachkräfte, viele von ihnen schon langjährig im Betrieb. Einige habe man selbst an befreundete Unternehmen vermitteln können. Nach Angaben des Insolvenzverwalters hätten die Mitarbeiter noch Abschlagszahlungen für März erhalten und später bis auf eine Person alle selbst gekündigt. Jetzt würden sie rückwirkend noch für drei Monate Insolvenzgeld beziehen können.

Der vorläufige Insolvenzverwaltet Andreas Schoß war in dieser Woche schon vor Ort auf der Binnerheide, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Mit dem Insolvenzantrag solle die Liquidation von HHB eingeleitet werden, sagt er. Das Amtsgericht Hagen hat angeordnet, dass die Firma nur noch mit seiner Zustimmung über Gegenstände aus ihrem Vermögen verfügen darf. Auch wurde er ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen des Unternehmens einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen.

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