Kunstwerke in Schwerte vergammeln Nicht gepflegt und manchmal auch nicht gewollt

Herbert Hermes: Kunstwerke in der Innenstadt vergammeln
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Die blauen, weißen und schwarzen zu einem Quader montierten Platten in der kleinen Grünanlage an der Bethunestraße verschwinden immer mehr unter den Platanen. Überhaupt ist nicht viel von dem Kunstwerk zu sehen. Auch ein Hinweisschild ist vor lauter Schmutz kaum noch zu erkennen.

Für den ehemaligen Leiter des Kulturbüros der Stadt Schwerte, Herbert Hermes, ist das ein echtes Ärgernis. Kunst im öffentlichen Raum lasse man in Schwerte vergammeln. Die Probleme gingen weit über die der Kunstwerke auf dem Rohrmeisterei-Plateau hinaus, so Hermes.

Bäume nachträglich gepflanzt

1995 wurde die Skulptur mit dem Namen „Das Ding“ auf der damals noch freien Rasenfläche aufgestellt. Das Lichtspiel und das Verhältnis zur eigenen Körpergröße gehörten zum künstlerischen Ansatz der Mönchengladbacherin Ingrid Langanke.

Die Kulturstiftung der Sparkasse spendete das Werk den Schwerterinnen und Schwertern. Doch dann pflanzte man direkt daneben einen Baum. Und auch einen Erhaltungsaufwand spart man sich aktuell offensichtlich. „Das Ding“ ist mit Graffiti beschmiert und auch so wäre ein neuer Anstrich vonnöten.

Stadtpark Schwerte
Nicht mehr zu lesen ist die Erklärung zu den beiden Leuchten im Stadtpark. © Heiko Mühlbauer

So wie der Langanke-Plastik ergeht es vielen Kunstwerken in der Stadt. Zumindest jenen, die etwas schwerer zugänglich sind. Manchmal mussten sie sogar umziehen, weil sie von Kommunalpolitikerinnen und -politikern nicht als Kunst erachtet wurden.

So erging es beispielsweise den beiden Laternen, die 1997 von den Brüdern Maik und Dirk Löbbert für die Hüsingstraße geschaffen wurden. Eine moderne Peitschenleuchte beleuchtet da eine Lampe, die jenen pseudo-historischen Laternen, die man Anfang der 80er-Jahre im Zuge der Altstadtsanierung aufgestellt hatte, nachempfunden ist. Die Kommunalpolitik verbannte die Laternen in den Stadtpark. Auch sie müssten dringend gereinigt und saniert werden. Das Metallschild, das ihre Bedeutung erklärt, ist überhaupt nicht mehr zu lesen.

Postplatz-Brunnen

Die Liste könnte man verlängern. Der Brunnen von Albert Hien auf dem Postplatz ist schon lange außer Betrieb. Erst entfernte man die Euro-Rohlinge aus der Trommel, um den Geräusch-Pegel zu mindern; dann wurde der Brunnen ganz abgestellt. Auch die Wasserskulptur am Steinem-Platz sieht arg verdreckt aus und vor dem RTG gammelt ebenfalls ein Kunstwerk vor sich hin.

Postplatz Schwerte
Schon lange ohne Wasser: der Brunnen auf dem Postplatz. © Foto: Manuela Schwerte

Seit 2020 hat sich die Kulturinitiative Schwerte das Thema Kunst im öffentlichen Raum auf die Fahne geschrieben. Doch sehr viel weiter ist man nicht gekommen. Denn alleine schon die Frage, wer in Schwerte denn für die Kunstwerke zuständig ist, lässt sich nicht klären.

Das Aufstellen einer Skulptur sein die eine Sache, die daran anschließende Pflege dann die andere, so Herbert Hermes. Die Kulturinitiative fände es gut, wenn man für alle Skulpturen eine Beauftragte oder einen Beauftragten ernennen könnte. Auch ein Katalog mit dem Bestand, den Schäden und dem Restaurierungsaufwand würde helfen.

Münster suchte Sponsoren

Wie man mit der Kunst im öffentlichen Raum umgeht, da solle man sich doch mal bei anderen Städten erkundigen. In Münster suchte man für erhaltungsaufwendige Natur-Kunst von Rosemarie Trockel kurzerhand Sponsoren. In Lünen sei das Grünflächenamt für die Pflege der Skulpturen auf öffentlichen Plätzen zuständig.

Überhaupt kritisiert Herbert Hermes Schwertes Umgang mit der Kunst. „Überhastet und unsensibel“ empfindet er die Möblierung des öffentlichen Raums mit Dingen wie dem Planeten-Modell. Auch das „Kunstwerk“ der Hoesch-Azubis vor dem City-Center sei nicht gerade ein Aushängeschild für die Stadt. Was fehlt: Ein Konzept, dass die Stadt dann auch vermarkten kann. Wasser könnte das sein, oder auch die Lichtkunst. Dass im renommierten Format Lichtkunst am Hellweg ausgerechnet drei Schwerter Kunstwege genannt sind, die aktuell in besonders schlechtem Zustand seien, findet Herbert Hermes mehr als ärgerlich.

Zwei davon stehen allerdings auf dem Plateau der Rohrmeisterei. Über den Zustand des Landschaftsparks und der Kunst dort wurde in der vergangenen Woche im Verwaltungsrat des KuWeBe diskutiert.

Neben allen Vorschlägen zur Verbesserung hat Herbert Hermes aber auch einen radikalen Vorschlag im Gepäck: Wenn man den Werken so gar nicht mehr gerecht werden könne, dann müsste man vielleicht auch einmal eine Skulptur wieder abbauen.