Heiraten in Schwerte Standesbeamtin Simone Asua-Honert (52) erlebt die verrücktesten Hochzeiten

Heiraten in Schwerte: Standesbeamtin erlebt die verrücktesten Hochzeiten
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„Wir kommen heute nicht zur Trauung. Es ist so schönes Wetter draußen, da gehen wir doch lieber ins Schwimmbad.“ Selbst einer Standesbeamtin, die schon 25 Jahre lang Paare verheiratet, passieren immer wieder Dinge vor oder während einer Trauung, die ihr in der Form zuvor noch nie passiert sind.

„Jede Trauung ist anders, weil jedes Paar und jeder Mensch anders ist“, sagt Simone Asua-Honert. Aus der 52-jährigen Schwerterin sprudelt es nur so heraus, wenn sie über ihren spannenden Job spricht. Verrückte und schöne Momente? Da gebe es unzählige.

Die verrücktesten Momente im Trausaal

„Letztens hatte ich eine Hochzeit, da war die Trauzeugin die Ex-Frau“, sagt Asua-Honert. Einmal habe ein Mann in lila Anzug und grün gefärbten Haaren „Ja“ zu einer Braut gesagt. Er war gekleidet wie die Comic-Figur „Joker“. Spannend sei es vor allem, wenn Paare aus anderen Kulturkreisen heiraten. Ein tamilisches Paar habe mal eine ganze Film-Crew mit Kameramann, Tonangel und Beleuchter engagiert.

Bei der verrückten Erinnerung an die Hochzeit von Mitgliedern der Rocker Bandidos muss sie lachen: „Setzen Sie sich doch“, hatte sie zu einem der Männer in lederner Kutte gesagt. Die Antwort der Umstehenden: „Nee, lassen Sie mal. Der hat lange genug gesessen.“

„Hey, fällt euch noch etwas ein?“, ruft die Standesbeamtin rüber zu ihren Kolleginnen in den Nebenzimmern.

Standesbeamtinnen Simone Asua-Honert (l.), Susanne Degwer (r.) und Sarah Rüth im Trausaal in Schwerte.
Standesbeamtinnen Simone Asua-Honert (l.), Susanne Degwer (r.) und Sarah Rüth trauen die Hochzeitspaare in Schwerte. © Irina Höfken

„Ein Paar hat sich mal, statt Ringe zu wechseln, Creolen in die Ohren gesteckt. Das war ein Gefummel“, erinnert sich Standesbeamtin Susanne Degwer. Im Dirndl habe sie auch mal ein Paar verheiratet, weil dieses ebenfalls Tracht trug. An eine Braut im opulenten Sissi-Kleid in Tannengrün kann sich Standesbeamtin Sarah Rüth noch genau erinnern.

Im Trausaal „Nein“ habe noch keines der Paare gesagt, sind sich die drei Frauen einig. Aber die Ringe vergessen? Ja, das hätten schon viele. „Vielleicht brauchen wir mal einen Kaugummi-Automaten mit Ringen vor der Tür“, schlägt Simone Asua-Honert vor. Sie schmunzelt bei dem Gedanken.

Gemeinsames Hobby? Sex!

Eine Standard-Rede hat sie für die Paare, die sie traut, nicht in Petto. Sie ist jedes Mal individuell auf das Hochzeitspaar abgestimmt und dauert etwa 30 Minuten. Sie erzählen ihr vorher ihre Kennlerngeschichte, was ihren Partner so besonders macht und welche gemeinsamen Hobbys sie teilen. „Ein Paar hat mal als gemeinsames Hobby Sex angegeben. Wie baut man denn das bitte geschickt in eine Traurede ein?“ Sie lacht.

Ihr Job ist es, einzuschätzen, ob das Brautpaar, das vor ihr steht, geschäftsfähig und aus freiem Willen „Ja“ zum Gegenüber sagt. „Immerhin handelt es sich um einen mündlichen Vertrag, den man da schließt.“ Spontan-Hochzeiten im Vollrausch wie etwa in Las Vegas sind damit ausgeschlossen.

Spontan-Hochzeit? Kein Problem

Wenn aber Zeit ist, das Paar und die passenden Unterlagen da sind, dann könnte man auch mal spontan, sofort in Jeans und T-Shirt heiraten, versichert die Standesbeamtin. Sie selbst hat auch in Schwerte geheiratet. Woran sich die 52-Jährige besonders erinnert? „Der Trausaal war echt hässlich. Mit einer Schrankwand ‚Eiche-Radikal‘ und einem ausgetretenen Perserteppich.“ Jetzt erstrahlt er in hellen Creme-Tönen und Spotlights sowie gelb gehaltenen Bildern von der Schwerter Künstlerin Uschi Vielhauer.

Der Trausaal im Schwerter Rathaus.
Der Trausaal in Schwerte hat im Jahr 2000 ein Update bekommen und wurde renoviert. © Irina Höfken

Im Jahr 2000 wurde der Trausaal komplett umgestaltet und ist auch die einzige Location, die das Standesamt Schwerte zur Trauung anbietet. Selbst wenn mal Fragen kommen, ob sie das Paar nicht einfach im eigenen Garten, im Wellenbad oder auf Mallorca trauen könne: Die Antwort lautet immer „Nein. Das geht nicht.“ Was allerdings geht: Für einen Aufpreis von 300 Euro kann man im Schwerter Ratssaal getraut werden.

„Es wird auf jeden Fall nie langweilig“, versichert Standesbeamtin Simone Asua-Honert – und genau deswegen liebt sie ihren Job so sehr.

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