Tränen im Flughafen-Terminal Rückkehr aus Bangladesch nach Schwerte

Tränen im Flughafen-Terminal: Große Freude bei Rückkehr aus Bangladesch
Lesezeit

Die Aufregung war groß bei den Schwertern, die am Donnerstag (22.12.) mit zwei Autos nach Düsseldorf zum Flughafen fuhren. Denn nach viel behördlichem Hin und Her hatte es endlich geklappt: Die Deutsche Botschaft in Dhaka hatte der Familie der kleinen Arnina (7) Visa und Pässe ausgestellt, mit denen sie zurück nach Deutschland reisen konnte.

Zur Erläuterung: Weil die Familie während des Aufenthalts in Bangladesch Angst vor Übergriffen hatte, haben wir in unserer bisherigen Berichterstattung die Namen der Familienmitglieder verändert. Mit der Rückkehr nach Deutschland haben Iffat und ihr Mann Nadim zugestimmt, dass wir ihre echten Vornamen nennen – auch den ihrer Tochter Arnina. In den vorherigen Artikeln hatten wir unter dem Namen „Anisha“ über die Siebenjährige berichtet.

Landung am Flughafen Düsseldorf

In den Autos nach Düsseldorf saßen ein Vater der Grundschule Villigst mit seinen beiden Töchtern Maya und Marly, Jörg Tappeser vom gleichnamigen Solartechnik-Unternehmen aus Schwerte, Marianne Versin-Wenzler vom Arbeitskreis Asyl in Schwerte sowie Sigrid Reihs von der SPD-Kreistagsfraktion. Gemeinsam starteten sie an der Grundschule Villigst, die die kleine Arnina vor ihrer Abschiebung besucht hatte.

Maya und Marly, beide acht Jahre alt, hatten ein buntes Plakat dabei. „Damit Arnina uns am Flughafen erkennt“, erklärte Maya. Alle Kinder aus der Klasse und die Klassenlehrerin hatten ihre Namen darauf geschrieben, und einen bunten Schriftzug erstellt: „Schön, dass ihr da seid!“

Doch zu Anfang überwog die Nervosität. Jörg Tappeser hatte in der vergangenen Woche häufig Kontakt mit der Botschaft in Dhaka gehabt. „Ich hoffe, dass sie am Zoll im Flughafen keine Schwierigkeiten mit der Einreise bekommen“, erzählte er im Ankunfts-Terminal am Düsseldorfer Flughafen.

Deshalb war auch Sigrid Reihs mitgekommen – um im Notfall schnell Kontakt zur Ausländerbehörde in Unna herstellen zu können. Denn bei der Botschaft in Dhaka war bis zuletzt noch eine Einreisesperre vermerkt gewesen, obwohl der Kreis Unna diese Sperre längst aufgehoben hatte.

Nervosität bis zum Schluss

Mädchen warten am Flughafen Düsseldorf
Arninas Freundinnen aus Schwerte hatten ein Plakat mitgebracht. © Martina Niehaus

Am Terminal mussten alle Beteiligten dann lange warten. Der Flug – die Familie war über Doha gereist und kam mit Qatar Airways an – hatte Verspätung, dann standen Arnina und ihre Eltern lange beim Zoll an. Aus diesem Bereich führten die Wartenden dann erste Telefonate mit Mutter Iffat. „Es ist schon heftig, wenn man weiß, sie sind nur ein paar Meter weiter. Aber ich bin erst beruhigt, wenn sie durch die Tür kommen“, sagte Jörg Tappeser.

Arnina ist aus Bangladesch wieder zurück in Schwerte
Arnina ist noch schüchtern und erschöpft. Aber sie freut sich über das Geschenk, das ihre Freundinnen Maya und Marly ihr mitgebracht haben. © Martina Niehaus

Dann war es endlich so weit: Die Familie kam durch die Tür – knapp ein Jahr, nachdem sie mitten in der Nacht aus ihrer Wohnung in Schwerte abgeschoben worden war. Die Rührung war groß – alle Helferinnen und Helfer umarmten die Familienmitglieder.

Arnina trug ihren Schultornister. Sie freute sich, ihre Freundinnen zu sehen. Doch man merkte der ganzen Familie die große Erschöpfung an. „Der Flug war natürlich sehr lang“, erklärte Arninas Mutter Iffat. „Aber wir sind jetzt so froh, dass wir wieder in Deutschland sein können.“ Unter Tränen bedankte sie sich bei den Helfern, die sich während ihrer Zeit in Bangladesch für die Rückkehr der Familie starkgemacht hatten.

Bei allen Erwachsenen flossen Tränen. „Papa, warum weinst du?“, fragte Maya. Die Antwort: „Man kann auch weinen, wenn man sich sehr freut.“ Auch Marianne Versin-Wenzler vom AK Asyl war sichtlich gerührt. „Ich bin froh, dass es gut ausgegangen ist“, sagt sie.

Jörg Tappeser und Arnina am Flughafen in Düsseldorf
Jörg Tappeser freut sich über die Rückkehr der siebenjährigen Arnina. © Martina Niehaus

Zurück nach Schwerte

Dann ging es zurück nach Schwerte – als allererstes, auf Wunsch der Mädchen, zu McDonald’s. Anschließend brachten die Helfer die Familie in eine kleine Übergangswohnung, die von Mitgliedern des AK Asyl bereitgestellt wird.

Arnina freut sich schon darauf, nach den Weihnachtsferien wieder an ihre Schule zurückzukommen. „Das wird kein Problem sein“, versicherte Sigrid Reihs. „Es ist schon geklärt, dass Arnina in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren kann.“

Jörg Tappeser, bei dem Arninas Mutter demnächst arbeiten wird, hofft, dass die Siebenjährige die Geschehnisse gut verarbeitet. „Ich frage mich immer: Kann sie nachts schlafen? Oder wacht sie auf und hat Angst, dass sie wieder abgeholt wird?“ Er hofft jetzt jedenfalls auf einen guten Neuanfang für die ganze Familie.

Marianne Versin-Wenzler (M.) und Sigrid Reihs mit Arninas Mama Iffat
Marianne Versin-Wenzler (M.) und Sigrid Reihs unterhalten sich mit Arninas Mutter Iffat. Die Familie ist überglücklich und möchte sich bei allen Helfern bedanken. © Martina Niehaus

Rückkehr aus Bangladesch?: Anisha (7) wünscht sich Fischstäbchen und Kartoffelpüree

Abschiebung um Mitternacht: Beamte standen am Bett von Anisha (6)

Abschiebung nach Bangladesch: Kreis mahnt ehrenamtliche Helfer ab