Eine Idee des Heimatvereins-Vorsitzenden Uwe Fuhrmann sind die Nachtwächterführungen, bei deren Start er jahrelang selbst mit Hellebarde und Horn durch die Altstadt ging. © Oskar Neubauer (A)
Heimatverein Schwerte
Die Erfinder von Schwerte-Fernsehern, Ruhrtalmuseum und Stadtpark
Das Ruhrtalmuseum einrichten. Das war das große Ziel, als sich der Heimatverein vor 90 Jahren gründete. Er hat an vielen Stellen der Stadt seine Spuren hinterlassen. Man muss nur hinschauen.
Wer aufmerksam durch die Wiesen und Wälder der Stadt geht, entdeckt an den Brücken über die Bäche schmale weiße Plastiktäfelchen. Auf den Schildern stellen sich die Gewässer, die man gerade überquert, mit ihren Namen vor. Zwei dicke Findlingssteine sind es sogar, die am Holzener Weg und an der Ostberger Straße per Inschrift verraten, wo einst die beiden Galgen der Stadt drohten. Und an manchen Häusern der Altstadt erinnern Bronzeschilder an bekannte Bewohner wie den Nickelwerks-Gründer Theodor Fleitmann oder den Museumsgründer Josef Spiegel - Heimatkunde, die auf Schritt und Tritt zu lernen ist.
Erstes Ziel war die Einrichtung des Ruhrtal-Museums
Zu verdanken sind die Mini-Lektionen dem Heimatverein Schwerte, der am Donnerstag (18.2.) den 90. Geburtstag feiern könnte - wenn nicht Corona wäre. Das größte Geschenk, das er der Ruhrstadt gemacht hat, liegt derzeit aber ohnehin leer und brach: Das Ruhrtalmuseum am Markt, das den eigentlichen Anlass zu seiner Gründung gegeben hatte.
Im früheren Hotel Zur Post an der Bahnhofstraße wurde vor 90 Jahren der Heimatverein Schwerte gegründet. © Stadtarchiv
Die Schwerter, die sich am Abend des 18. Februar 1931 im früheren Nobelhotel zur Post an der Bahnhofstraße 20 trafen, träumten davon, im damals halb leerstehenden Alten Rathaus eine dauerhafte Ausstellung über die Historie des Ruhrtals präsentieren zu können. Einen Grundstock an Exponaten hatten sie längst: Steinzeitliche Ausgrabungen aus dem Gänsewinkel, mit denen Josef Spiegel schon einmal 1927 anlässlich einer Werbewoche für Furore gesorgt hatte.
Aus verwahrlostem Friedhof wurde der Stadtpark
Nach vielen Verhandlungen mit Stadt und Geldgebern konnte das Ruhrtalmuseum am 15. Oktober 1933 feierlich eröffnet werden. Um dort noch mehr Vitrinen und Regale zu füllen, wurden die Bürger per Aufruf in der Schwerter Zeitung zu Sachspenden aus alter Zeit aufgerufen. Sie ließen sich nicht lumpen und schleppten Dröppelminnas, Eiserkuchen-Eisen und anderes überliefertes Haushaltsgerät sowie stapelweise Bücher ins Alte Rathaus.
Der erste Laternenweg in NRW erzählt auf dem Schwerter Wuckenhof die Sage von der Weißen Frau. © Reinhard Schmitz
Gleichzeitig begann der Heimatverein mit dem Aufbau einer Fotosammlung, der Erfassung von Hausinschriften und der Verschönerung des Stadtbildes. In diesem Zuge übernahm er im Jahre 1937 die Umgestaltung des verwahrlosten Friedhofs an der Bahnhofstraße zum heutigen Stadtpark.
Konkurrenz vom Verkehrsverein gab es nur vier Jahre lang
Ein ähnliches Ziel verfolgte ein Konkurrenzverein, der nach dem zweiten Weltkrieg auf den Plan trat. Ein paar Schritte vom Gründungsort des Heimatvereins entfernt, im Traditionshotel Reichshof an der Bahnhofstraße, wurde am 1. Februar 1951 der „Verkehrsverein der Stadt Schwerte und Umgebung“ ins Leben gerufen, der zusätzlich Wirtschaftsleben und Fremdenverkehr fördern wollte. Aber schon nach vier Jahren schlossen sich beide Gruppierungen zum „Heimat- und Verkehrsverein Schwerte (Ruhr)“ zusammen, da sich ihre Aufgabenbereiche weitgehend deckten. Aus den zahlreichen Ideen dieser Ära stammen beispielsweise die Gusstafeln an manchen Häusern und etliche Veröffentlichungen zur Stadthistorie wie die „Geschichte der Juden in Schwerte“.
Einer Initiative des Heimatvereins ist es zu verdanken, dass alle Schwerter Bäche Namensschildchen erhalten haben. © Reinhard Schmitz
Den jetzigen Namen „Heimatverein Schwerte“ trägt der Verein seit einer Satzungsänderung im Jahre 1985. Seit 2002 ist Uwe Fuhrmann sein engagierter Vorsitzender. Er belebte die Zusammenarbeit mit Grundschulen, erfand die Nachtwächterführungen, ließ die Tradition des Brand- und Bettages am 19. Februar wieder aufleben, die an die drei Feuerkatastrophen im Mittelalter erinnert.
Knüller auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Wuckenhof waren die Plastiskop-Fernseher des Heimatvereins. Auf Kopfdruck wechselten im Sucher 16 Schwerter Motive. © Reinhard Schmitz (A)
Der Laternenweg in der Altstadt, der erste seiner Art in NRW, erzählt Schwerter Sagen. Es gab Bücher, Kalender und Filme - und jedes Mal auf dem Stand beim Weihnachtsmarkt „Bürger für Bürger“ ein besonderes Schwerte-Souvenir wie Fan-Fahnen und Mützen. Keines war jedoch so außergewöhnlich wie das Plastiskop. Uwe Fuhrmann entdeckte, dass die Mini-Fernseher aus Plastik aus den 60er-Jahren immer noch gefertigt wurden und ließ eine Serie auflegen. Per Knopfdruck zeigt eine Scheibe mit 16 winzigen Dias die Ruhrstadt von ihren schönsten Seiten.
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