
Kleine Übersetzungstafeln ins Ukrainische sind als erste Orientierung für Flüchtlingskinder in der Grundschule Villigst aufgehängt worden, wie Rektorin Bea Klein zeigt. © Reinhard Schmitz
Ausnahmsweise anders: Hache Stiftung unterstützt ukrainische Schüler
Flüchtlings-Katastrophe
Schon die Buchstaben ihrer Schrift sind anders: Eine große Herausforderung für die Schulen ist die Integration von Flüchtlingskindern aus der Ukraine. Die Hans Hache Stiftung hilft dabei.
Mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine ist Vieles anders. Normalerweise fördert die Hans Hache Stiftung die Inklusion von behinderten Kindern und Jugendlichen in der Stadt.
Doch nach Kriegsbeginn habe der Innenminister Stiftungen erlaubt, bis zum Jahresende ihr Geld auch unabhängig vom eigentlich festgelegten Zweck auszugeben, erläuterte der Vorstandsvorsitzende, Ehrenbürgermeister Heinrich Böckelühr.
Jede Schwerter Schule erhält 2.000 Euro für ukrainische Kinder
Die Hans Hache Stiftung nutzte diese Möglichkeit und stellte allen elf Schwerter Schulen eine Summe von insgesamt 22.000 Euro für die Beschaffung von Unterrichts- und Lernmaterial zur Verfügung, um die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine zu fördern.

An der Grundschule im Ortsteil Villigst, wo Namensgeber Hans Hache seine Landwirtschaft betrieb, übergab die Hans Hache Stiftung die 22.000-Euro-Spende zur Förderung ukrainischer Flüchtlingskinder an Vertreter aller elf Schwerter Schulen. © Reinhard Schmitz
„Die Entscheidung, welche Materialien von den jeweils 2.000 Euro, die jeder Schwerter Schule zur Verfügung stehen, konkret angeschafft werden, treffen die Fördervereine der Schulen und die Schulleitungen gemeinsam“, sagte Heinrich Böckelühr bei der symbolischen Spendenübergabe am Mittwoch (8.6.) an der Grundschule Villigst. Denkbar seien beispielsweise die Erstausstattung mit Schulmaterial oder Lern- und Arbeitsmittel zum Erwerb der deutschen Sprache.
„Die Aufnahme und Integration der Vertriebenen aus der Ukraine ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betonte Vorstandsmitglied Hans-Georg Winkler. Seine Stiftung wolle ihren Beitrag leisten bei der Integration von Schülern aus der Ukraine, die nun in Schwerte leben. Derzeit besuchten nach Angaben der Stadtverwaltung insgesamt 56 ukrainische Kinder die Schwerter Schulen. Die meisten von ihnen werden an der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (10), am Ruhrtal-Gymnasium (9) sowie am Friedrich-Bährens-Gymnasium und an der Albert-Schweitzer-Schule (je 8) unterrichtet.
Schuldezernent Tim Frommeyer lobt freiwillige Hilfsangebote
Bei dem Termin waren Vertreter der sieben Grundschulen, der beiden Gymnasien und Gesamtschulen sowie der städtische Schuldezernent Tim Frommeyer anwesend.
„Nicht nur durch staatliche Institutionen und Angebote der freien Wohlfahrtspflege, sondern auch durch Privatinitiativen, Vereine und anderes Engagement fördernde Einrichtungen sind in den vergangenen Wochen zahlreiche Hilfsangebote für die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und deren Familien in unserer Stadt entstanden“, erläuterte er. Die freiwilligen Hilfsangebote – wie die Spende der Hans Hache Stiftung an die Fördervereine der Schulen – seien die Basis dafür, dass das Ankommen der Ukrainer in Schwerte gelingt.
„Es ist unklar, wie lange die derzeit herrschende humanitäre Katastrophe in der Ukraine noch andauern wird und wie viele Menschen in Schwerte in den kommenden Wochen und Monaten noch Schutz suchen werden“, ergänzte Heinrich Böckelühr: „Unsere Spendengelder sollen dabei helfen, vorbereitet zu sein und die geflüchteten Kinder in unseren Schulen unbürokratisch und schnell bei der Integration zu unterstützen.“
- Als der kinderlose Villigster Landwirt Hans Silbersiepe gen. Hache im August 2003 starb, hatte er in seinem Testament die Gründung der mildtätigen Hans Hache Stiftung verfügt. Dies geschah mit der Anerkennungsurkunde der Bezirksregierung Arnsberg vom 6. Mai 2004.
- Hans Hache, der schwer kriegsbeschädigt war, galt als stiller Mäzen und großherziger Förderer von Vereinen, Gruppierungen und Menschen in Villigst.
- Dem Stiftungsgeber war es ein Herzensanliegen, über seinen Tod hinaus etwas für behinderte Kinder in Schwerte zu tun. Per Testament brachte er deshalb sein Geld- und Grundvermögen in die Stiftung ein. Dazu gehörten unter anderem Grundstücke im Industriegebiet Villigst und ein Wald oberhalb des Friedhofs.
- In den ersten zehn Jahren der Stiftung standen direkte und individuelle Zuwendungen an behinderte Kinder in Schwerte im Mittelpunkt. Aus den Stiftungserträgen erhielten sie insgesamt über 100.000 Euro zur Behandlung, Pflege, Erziehung oder Ausbildung.
- Der Stiftungszweck wurde nach Genehmigung durch die Stiftungsaufsicht bei der Bezirksregierung im Mai 2014 neu gefasst. Es geht nunmehr um die Förderung und Unterstützung behinderter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres zur vollen Teilhabe an der Gesellschaft (Inklusion) in Schwerte.
- Der ehrenamtliche Vorstand der Hans Hache Stiftung besteht aus Bürgermeister a.D. Heinrich Böckelühr, als Vorstandsvorsitzendem sowie dem Ersten Beigeordneten a.D., Hans-Georg Winkler, und Jutta Pentling als weitere Vorstandsmitglieder.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
