Ihren Spielplatz zurückbekommen wollen die Kinder der GWG-Großwohnanlage an der Schützenstraße. Ein Tor an dieser Stelle des Zuwegs – so schlagen sie vor – würde reichen, um unverantwortliche Besucher von dem Privatgelände fernzuhalten.

© Reinhard Schmitz

GWG sperrt Spielplatz mit Verweis auf die Pandemie – doch die Ursache liegt tiefer

rnCorona in Schwerte

Die Stadt hat die Corona-Sperre auf allen Spielplätzen längst aufgehoben. Jetzt schließt die GWG einen Privatspielplatz in Schwerte. Die Kinder der Großwohnanlage wollen das nicht hinnehmen.

Schwerte

, 11.03.2021, 15:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Adresse auf der Unterschriftenliste ist schon vorgedruckt. Wenigstens halb. „Schützenstraße“ steht in jeder Zeile auf dem Papier, mit dem Kinder bei ihren Nachbarn von Tür zu Tür ziehen. Spontan haben sie sich selbst organisiert, um ein wichtiges Stück aus ihrem Lebensraum zurückzubekommen. Der wunderschöne, großzügige Privatspielplatz, den die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte (GWG) hinter der Großwohnanlage am Sportplatz Schützenhof angelegt hatte, ist vor einer Woche plötzlich gesperrt worden.

Einzelner Mitarbeiter hatte gegen 30 Anwesende keine Chance

Ein weiß-rotes Flatterband verwehrt seitdem den Zugang. Was den Kindern bleibt, ist der sehnsüchtige Blick hinunter zu den unerreichbaren Klettertürmen, Sandkästen und dem gepflegten Bolzplatz am Ufer des Mühlenstrangs. „Aufgrund der nicht eingehaltenen Corona-Regeln“ - so verkündet ein laminiertes Schild an einem Holzpfahl - sehe die GWG keine andere Möglichkeit, den Gesundheitsschutz zu gewährleisten.

Nur ein sehnsüchtiger Blick durch die Büsche auf ihren Spielplatz bleibt den Kindern aus der GWG-Großwohnanlage an der Schützenstraße. Die Genossenschaft hat die Anlage gesperrt.

Nur ein sehnsüchtiger Blick durch die Büsche auf ihren Spielplatz bleibt den Kindern aus der GWG-Großwohnanlage an der Schützenstraße. Die Genossenschaft hat die Anlage gesperrt. © Reinhard Schmitz

„In der letzten Woche haben Mieter angerufen, dass sich dort bei dem schönen Wetter sehr viele Jugendliche treffen und keine Abstände und keine Corona-Maßnahmen einhalten“, sagt Geschäftsführer Ralf Grobe. Bei stichpunktartigen Kontrollen am späten Nachmittag seien dort tatsächlich „viele Leute“ angetroffen worden. Aber ein einziger Mitarbeiter habe keine Chance gehabt, sich gegen etwa 30 Anwesende Gehör zu verschaffen. Da habe man überlegen müssen, wie man auf anderem Wege wieder Herr der Situation werden könne.

Kinder haben drei große Säcke voller Müll eingesammelt

Leiden müssen jetzt die eigenen Mieter-Kinder aus der GWG-Anlage. Denn es seien fremde Besucher gewesen, die einfach auf das nicht öffentliche Gelände gekommen seien und die Corona-Regeln mit Füßen getreten hätten - so berichtet ein Anwohner, an den sich die Mädchen und Jungen hilfesuchend gewandt haben. „Wir haben in den letzten Wochen festgestellt, dass vermehrt dutzende außenstehende Eltern mit ihren Kindern, teilweise mit Hunden den Privatspielplatz benutzen“, beschreiben sie auf der Rückseite der Unterschriftenliste: „Dort wird gepicknickt, die Tiere laufen frei herum.“ Man sei sogar angepöbelt worden, so dass sich einige nicht mehr hinunter trauen.

Auf die Innenhöfe der GWG-Großwohnanlage Schützenstraße können die Kinder nicht ausweichen - hier ist Ballspielen verboten.

Auf die Innenhöfe der GWG-Großwohnanlage Schützenstraße können die Kinder nicht ausweichen – hier ist Ballspielen verboten. © Reinhard Schmitz

In einer freiwilligen Samstags-Aktion haben die Kinder - wie sie weiter schreiben - drei große Säcke voller Müll auf dem Gelände eingesammelt. Nicht nur Plastik, Essensreste, Zigarettenkippen und Hundekot, sondern auch die Hinterlassenschaften von fremden Kindern, die hinter den Bäumen und Büschen ihr großes Geschäft erledigt hätten: „Unsere Kinder mussten fast erbrechen, als sie den ganzen Kot und die herumliegenden Taschentücher und Feuchttücher, die als Klopapier dienten, sahen.“

GWG: Die Sperrung ist keine Dauermaßnahme

Auch die Mieter, die die unhaltbaren Zustände auf dem Spielplatz gemeldet haben, hätten von fremden Besuchern gesprochen, bestätigt sagt GWG-Geschäftsführer Ralf Grobe. Der Eingang im Zaun zum ehemaligen Freizeit-Allwetterbad sei zwar geschlossen, aber wer es einmal kenne, finde auch von der Schützenstraße aus quer durch die Wohnanlage den Weg zu dem Gelände.

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„Die Sperrung ist keine Dauermaßnahme, sondern nur eine vorübergehende, um die Situation zu beruhigen“, sagt Ralf Grobe. Vielleicht solle sie eine Woche dauern. Die Kinder hätten eine Idee für eine Dauerlösung. Auf ihrer Unterschriftenliste schlagen sie ein Tor an der schmalsten Stelle der Zuwegung vor. „Erfahrungsgemäß geht man da trotzdem drüber“, erklärt der GWG-Geschäftsführer: „Aber da könnte man drüber nachdenken.“ Für die Kinder wäre das sicherlich eine erfolgreiche Erfahrung in Sachen Demokratie und Mitbestimmung. Dass man in ihrem Alter gemeinsam für ein Ziel kämpft, ist nicht alltäglich.