Die frisch renovierte historische Gaststube mit dem Kamin ist der Lieblingsraum der Wellenbad-Inhaber Susanne und Lars Weinhold. © Reinhard Schmitz

Gastronomie in Schwerte

Gutshof Wellenbad renoviert seine historische Gaststube von 1849

Ein pfiffiger Fährmann legte einst den Grundstein für das Hotel und Restaurant Wellenbad. Die historische Gaststube gibt es noch – frisch renoviert. Wir zeigen Bilder von damals und heute.

Geisecke

, 14.02.2020 / Lesedauer: 3 min

Die Spuren der Geisecker Bauern, die nach dem Übersetzen über die Ruhr auf einen Schnaps zum Tresen schlurften, sind längst von den Fußbodenbrettern verschwunden. Aber ihren historischen Charme hat die kleine Gaststube behalten, die im 19. Jahrhundert die Urzelle des heutigen Hotel-Restaurants Gutshof Wellenbad bildete. Gemütlichkeit pur prägt die Atmosphäre – noch mehr, seit sie Inhaber Lars Weinhold gründlich renoviert hat.

Über das Holz der Tische rollten einst Züge

„Es sollte alles ein bisschen heimeliger werden“, hatte sich der Gastronom vorgenommen, als er den gerade acht mal vier Meter großen Raum nach einem frischen Anstrich neu einrichtete.

Die alten Möbel sind Tischen aus blankem, dunklen Holz gewichen. Es lässt nicht mehr erkennen, dass einst Züge darüber hinwegratterten. Drumherum können die Gäste im Schein nostalgischer Emaille-Lampen auf Stühlen mit dicken Lederpolstern Platz nehmen.

Es lohnt sich auch ein aufmerksamer Blick auf die Wände, die mit allerlei Accessoires wie einem Regulator, urtümlichen Bügeleisen und Bildszenen in Öl geschmückt sind.

Die Fähre über die Ruhr wurde 1891 durch eine Hängebrücke abgelöst, von der der Weg direkt auf die Gaststätte Wellenbad zuführte. © Repro Reinhard Schmitz

„Es ist einer meiner Lieblingsräume“, verrät Weinhold. Und spricht damit vielen seiner Gäste aus der Seele. Sie mochten nicht in einen der übrigen Restaurant-Bereiche ausweichen, als sie während der gut dreiwöchigen Schließung vergeblich nach Plätzen in der Gaststube fragten. Lieber verschoben sie ihren Besuch.

Originaler Kamin mit Münsterländer Fliesen

„Die wollen nur hier sitzen“, sagt Weinhold. Und sie wissen auch, warum. Ein Blickfang sondergleichen ist beispielweise der original erhaltene Kamin mit seinen Münsterländer Fliesen, auf die geschickte Hände vor dem Brennen bunte Blumenmotive gemalt haben.

„Wir haben ihn ein bisschen mehr in Szene gesetzt“, sagt Weinhold und bedauert, dass irgendeiner seiner Vorgänger den Tresen verändert hat, der ursprünglich mit den gleichen Kacheln verkleidet war. Doch davon gibt es nur noch ein Schwarz-Weiß-Foto.

An schönen Sommertagen sollen bis zu 4000 Gäste am Wellenbad in der Ruhr geplanscht haben. © Repro Reinhard Schmitz

„Es soll gemütlich sein, dass man länger verweilt und möglichst noch einen zweiten Schnaps trinkt“, erklärt der Inhaber – und hat dabei eine Anekdote im Hinterkopf. Die zeigt, wie pfiffig jener Diederich Nölle zu Rheinen war, dem am 18. Juli 1849 von den preußischen Behörden die „gehorsamste Bitte um Anlegung einer Fähre über den Ruhrstrom“ erfüllt wurde.

Damit wollte er den Bauern aus Rheinen und Geisecke das Überqueren des Flusses ermöglichen – natürlich gegen Entgelt. „Aber das Fährgeld wurde erlassen, wenn der erste Schnaps im Fährhaus getrunken wurde“, erzählt Weinhold. Natürlich damals schon in der Hoffnung, dass man auf einem Bein nicht stehen kann.

Hängebrücke ersetzte 1891 die Bootsfähre

Das Angebot galt auch für den Brückenzoll weiter, als 1891 eine Hängebrücke die Bootsüberfahrt ersetzte. Die Jugend machte sich einen Spaß daraus, die hölzernen Planken zum Schaukeln zu bringen, um anderen einen gehörigen Schreck in die Glieder zu jagen. Eine Steinbrücke setzte diesen Streichen ab 1929 dann den Schluss.

Fotos von seinem geschichtsträchtigen Wirkungsort hat Weinhold in dicken Ledermappen zusammengetragen. Seit er vor 14 Jahren das Ausflugslokal übernahm, stöbert er auf Börsen, Trödelmärkten und im Internet.

Dabei stieß er auch auf Zeichnungen, die den Namen „Wellenbad“ erklären: Die Szenen zeigen, wie der Wirt einst hölzerne Badehäuschen über der Ruhr aufbaute. Über Stege zu erreichen, konnten sich die Gäste dort unbeobachtet ihrer Kleider entledigen und in den Fluss eintauchen.

Später planschten dort an guten Tagen bis zu 4000 Menschen an einer Stromschnelle. Die gibt es zwar nicht mehr, zum Glück aber das Restaurant mit seinem parkähnlichen Garten.

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