Google Maps lässt eine ganze Straße verschwinden Plötzlich kamen die Pakete nicht mehr an

Google Maps lässt eine ganze Straße verschwinden – Anwohner wehrt sich
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Eines Tages, vor etwa zwei Wochen, kamen die Pakete plötzlich nicht mehr vom Lieferdienst, sondern vom Bauern, bei dem die Lieferungen irrtümlich abgegeben wurden. Da erkannte Dirk Joachim Scharff, dass er ein Problem hatte. Ebenso wie die anderen Anwohnerinnen und Anwohner der Straße „Tiefendorf“ in Hagen an der Stadtgrenze zu Ergste.

„Pakete von Amazon oder die Pizza vom Lieferdienst – nichts kam mehr an“, berichtet Dirk Joachim Scharff. Er und seine Nachbarn wohnen praktisch im Wald. Ihre Straße ist nur ein unbefestigter Forstweg. Das macht das Befahren ungemütlich, aber zumindest haben Paket-Boten die Adresse bislang immer gefunden.

Google Maps streicht die Straße „Tiefendorf“

Die Briefsendungen der Post kamen indes weiterhin an. „Der Postbote kennt sich ja aus“, erklärt Dirk Joachim Scharff. Doch alle anderen Lieferungen gingen plötzlich in die Irre. Der Grund war schnell gefunden.

Die Fahrer der Lieferdienste konnten die Adressen an der Straße „Tiefendorf“ nicht mehr finden. „Die haben keine Karten mehr und keine Navigations-Geräte im Auto“, sagt Dirk Joachim Scharff. „Die nutzen nur noch Google Maps auf dem Smartphone.“

Und bei Google Maps gab es die Straße „Tiefendorf“ plötzlich einfach nicht mehr. Nur noch die andere Straße in diesem Bereich: die ähnlich klingende Tiefendorfer Straße. Beide Straßen haben Hausnummern ab „1“.

Sendungen für „Tiefendorf 38“ gingen nun nur noch an die „Tiefendorfer Straße 38“. „Wir waren einfach weg“, beschreibt Dirk Joachim Scharff sein Gefühl und das seiner Nachbarn.

Navigations-Geräte kennen sich nicht aus

Dabei sind die Anwohner der Straße einiges gewöhnt. Denn so richtig gut können auch reguläre Navigations-Geräte nicht mit den beiden Straßen umgehen. Immer wieder muss Dirk Joachim Scharff als letzter Anwohner der Straße fehlgeleiteten Autofahrerinnen und Autofahrern den Weg erklären.

Und immer wieder folgen diese in blindem Gehorsam der freundlichen Navi-Stimme und fahren weit in den Wald hinein – bis der Wagen auf der Steinpiste aufsetzt und der Motor aufgerissen wird. „Wir haben hier immer wieder Ölspuren“, sagt der Hagener.

Tiefendorf, Hagen
Es ist nicht einfach, die Straße „Tiefendorf“ zu erreichen. Es gibt keine digitale Hilfe, man muss sich an Schildern orientieren. © Holger Bergmann

Doch die Löschung der Straße konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Er arbeitet hier im Homeoffice und erwartet beruflich Sendungen. So begab sich Dirk Joachim Scharff auf den Telefon-Marathon, um Google dazu zu bringen, seine Straße wieder zurück auf die Karte zu bringen.

Die Geschichte fasst er kurz zusammen: „Ich habe 28 Anrufe machen müssen, um bei Google jemanden zu erreichen, der mir helfen konnte.“ Zwischenzeitlich sprach er mit einem Google-Mitarbeiter in Italien, entdeckte die Privat-Nummer eines weiteren Mitarbeiters in Deutschland und landete schließlich bei einer Nummer in den USA.

Straße „Tiefendorf“ ist wieder da

Der Gesprächspartner in den USA hörte sich das Problem geduldig an und sagte schließlich: „Geben Sie mir bitte 72 Stunden Zeit, wir lösen das Problem.“ Und tatsächlich: Die Straße Tiefendorf ist inzwischen wieder da auf Google Maps zu finden. Wie es zu dem Verschwinden der Straße kommen konnte, bleibt indes unklar.

Aber die Pakete werden seit ein paar Tagen wieder richtig abgeliefert. Bei Dirk Joachim Scharff bleibt ein mulmiges Gefühl. „Ich glaube nicht, dass ich da mit einem Menschen telefoniert habe“, sagt er. „Ich glaube, das war ein Chatbot.“ Das würde bedeuten, dass Künstliche Intelligenz tatsächlich helfen kann.

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