
Katja Hardenfels geriet unfreiwillig ins Visier der Polizei, die auch mit dem Hubschrauber nach einer Vermissten suchte. © Montage Martin Klose
Hubschrauber-Einsatz: Glühwürmchen-Forscherin im Visier der Polizei
Polizei Schwerte
Sie war nur in den Ruhrwiesen unterwegs, um die Natur zu beobachten. Dabei geriet Katja Hardenfels in die Suche nach der vermissten Pflegeheim-Bewohnerin. Ihre Erklärung haute die Polizisten um.
„Ah ja, Glühwürmchen, so so.“ So verdattert hatte Katja Hardenfels (52) noch nie eine Polizistin erlebt. Mit ziemlich ungläubigem Gesichtsausdruck quittierte die Uniformierte ihre Erklärung, warum sie denn im Dunkeln in den Ruhrwiesen unterwegs war.
Unvermittelt war die 52-Jährige am Samstagabend (2.7.) in die groß angelegte Suche geraten, die nach dem Verschwinden einer Frau aus einem Pflegeheim in der Ruhrstadt gestartet worden war. Der knatternde Hubschrauber in der Luft interessierte Katja Hardenfels indes wenig.
Sie hielt tatsächlich Ausschau nach Glühwürmchen, deren Verhalten sie seit vielen Jahren fasziniert erforscht. Wenn man die Orte kennt, kann man sie in dieser Jahreszeit bei ihren leuchtenden Tänzen beobachten.
Die Schwerterin hatte ihren Personalausweis nicht dabei
Katja Hardenfels hatte sich dafür eine Stelle in der Nähe des Mühlenstrangs ausgesucht. Auf einmal – so erzählt sie – sei ein Auto sehr langsam auf einem Feldweg auf sie zugekommen. Es war ein Streifenwagen der Polizei, der neben ihr anhielt.
Die Beamten ließen die Scheibe der Seitentür herunter und grüßten freundlich: „Dann fragte die Beifahrerin: ,Wie heißen Sie?´“ Die mündliche Antwort allein reichte nicht, man wollte auch noch einen Personalausweis oder ein anderes Dokument mit ihrem Namen sehen. Doch da musste die Schwerterin passen: „Leider habe ich keinen Ausweis dabei. Ich bin hier nur auf Glühwürmchen-Exkursion, da rechne ich nicht damit, dass ich einen Ausweis brauche.“
Das hatten die Polizisten wohl noch nie gehört. Sie konnten Katja Hardenfels aber eine Sorge nehmen. Die großangelegte Fahndung ließ nämlich ein ungutes Gefühl in ihr aufsteigen. „Ich habe gefragt, ob jemand unterwegs ist, wo man besser zu Hause bleiben sollte“, berichtet sie. Doch in dieser Hinsicht gaben die Beamten Entwarnung. Auf dem Handy zeigten sie ihr das Foto der vermissten Frau, der die Suche galt: „Sie sah mir tatsächlich etwas ähnlich.“
Die vermisste Frau wurde später in Holzwickede aufgegriffen
Dann trennten sich die Suchenden. Katja Hardenfels behielt die Glühwürmchen im Visier und entdeckte auch zwei Pärchen. Die Polizei hielt weiter Ausschau nach der Pflegeheim-Bewohnerin, die später wohlbehalten in Holzwickede aufgegriffen werde konnte.
In Fällen wie diesen, die der Gefahrenabwehr dienen, dürfe die Polizei Personen anhalten, um ihre Identität festzustellen und Ausweispapiere zu kontrollieren, erläutert der Sprecher der Kreispolizeibehörde Unna, Christian Stein. Denn oft komme es vor, dass Vermisste wegen Demenz oder aufgrund eines Geisteszustands nicht in der Lage seien, ihren eigenen Namen zu nennen. Auch würden sie häufig gar nicht realisieren, dass sie vermisst werden.
Bleibt noch die Frage nach dem Personalausweis. Muss man den ständig zur Hand haben? „Der Bürger ist verpflichtet, einen Personalausweis zu besitzen, muss ihn aber nicht immer mit sich führen“, sagt Christian Stein.
Allerdings gelte: Wenn eine Behörde dazu auffordert, müsse man den Ausweis zeigen können. Deshalb empfiehlt der Sprecher, ihn immer dabei zu haben. Die Plastikkarte passe in jedes Portmonee.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
