Seit ihrer Kindheit waren sie unzertrennlich: Gian-Luca Greco, den alle einfach Luca nannten, und sein Freund Sandro Ciuffolo. Am 16. März ist Luca im Alter von nur 30 Jahren an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Sandro (28) möchte uns Lucas Geschichte erzählen.
Die italienisch klingenden Namen der Freunde sind kein Zufall: Lucas Mutter und Sandros Vater kommen ursprünglich aus Italien. Die Jungs lernen sich im Alter von 7 und 9 Jahren in Schwerte kennen, als ihre Eltern sie zu einem Italienischkurs für Kinder schicken. „Seitdem waren wir die allerbesten Freunde“, sagt Sandro.
Gemeinsam fahren sie oft nach Italien in den Urlaub. Luca macht eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Dann lernt er seine Freundin Isabel kennen. Die beiden bekommen zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen, planen ihre Hochzeit, eine gemeinsame Zukunft. Sandro soll Trauzeuge werden.
Operation
Manchmal, erinnert sich Sandro heute, habe Luca damals schon Kopfschmerzen gehabt. Doch die kamen und gingen wieder. „Niemand rennt ja sofort zum Arzt, nur weil er mal Kopfschmerzen hat“, sagt Sandro.
Dann, im September 2020, bekommt Luca nach dem Joggen sehr starke Kopfschmerzen. Isabel holt gerade Pizza. Auf dem Nachhauseweg hört sie Lucas Mutter schon von weitem schreien. „Luca hatte einen epileptischen Anfall, dabei hatte er sich die Zunge zerbissen. Es war schon heftig“, erinnert sich Sandro.
Luca selbst konnte sich an den Anfall nicht erinnern. „Meine Verlobte erzählte mir im Nachhinein, was passiert ist“, schreibt er später auf der Website GoFundMe. Im Krankenhaus untersuchen die Ärzte den jungen Mann – und finden einen großen Tumor im Gehirn. „Er hatte sich schon überall ausgebreitet und drückte auf das Gewebe. Die Ärzte haben vermutet, dass der Tumor bei der Größe schon sehr früh entstanden sein muss. Vielleicht sogar schon im Kindesalter“, erzählt Sandro.

Nur zwei Tage später wird Luca im Klinikum Dortmund operiert – immer wieder holen ihn die Ärzte während der OP aus der Narkose, damit er bei Bewusstsein ist. So kann man kontrollieren, dass kein gesundes Gewebe entfernt wird.
„Das gesamte Tumorgewebe konnten sie leider nicht entfernen“, erzählt Sandro. „Dann kam die Chemotherapie, und die Bestrahlungen. Luca war schlapp, er lag fast nur noch im Bett. Seine Mutter kam oft, um mit den kleinen Kindern zu helfen. Die beiden mussten ja zur Kita gebracht werden.“
Zum Glück habe Isabel, die im Pflegedienst arbeitet, einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber. „Ihr Chef hat immer gesagt: Wenn du mal Zeit brauchst, nimm sie dir. Das war wirklich großartig und hat ihr die Situation ein wenig erleichtert.“
Zwischendurch schöpft Luca Hoffnung: Der Tumor wachse nicht mehr, sagen die Ärzte ein Jahr nach der Operation. Luca und Isabel sind glücklich, und der junge Mann kann sogar seiner Arbeit als Physiotherapeut wieder nachgehen.
Hochzeit

Sandro fällt es sichtlich schwer, weiterzuerzählen. Zwischendurch hat er Tränen in den Augen. „Ich frage mich immer: warum er? Er hatte zwei Kinder und eine tolle Frau, er hatte sich ein Leben aufgebaut. Dabei weiß ich selber, dass solche Fragen keinen Sinn machen.“
Denn eine Kontrolle am 28. März vergangenen Jahres macht alle Hoffnungen zunichte: Der Tumor ist wieder gewachsen. Auf seiner Website schreibt Luca: „Leider hatten wir uns zu früh gefreut. Die ganze Leier fängt von vorne an.“ Er kann nicht mehr arbeiten, nicht mehr fahren, die Behandlungen machen ihn schlapp.
Und trotzdem lässt Luca sich nicht hängen. „Er hat sich nie fallen lassen“, sagt Sandro stolz. „Er hat Isabel geheiratet, und wir sind vorher mit Freunden zum Junggesellenabschied nach Mallorca geflogen. Das war wegen seiner Krankheit nicht einfach für ihn, aber es war die beste Entscheidung. Er hat dort großen Spaß gehabt.“ Auf der Hochzeit mit Isabel ist Sandro schließlich der Trauzeuge seines Freundes – wie sie es immer geplant hatten.

„Er hatte diese tolle Energie“
Doch Luca geht es immer schlechter. Die Familie, Freunde, Bekannte – alle helfen so gut es geht, auch mit der Betreuung der kleinen Kinder. Die sind inzwischen drei und vier Jahre alt. „Die Kinder haben das natürlich mitbekommen“, erzählt Sandro. „Wenn der Kurze andere Väter gesehen hat, die etwas mit ihren Kindern unternommen haben, hat er zum Beispiel gesagt: Guck mal. Der Papa kann das nicht mehr. Ihnen war schon bewusst, dass vieles anders ist.“
Auch in den letzten Wochen pflegt Isabel ihren Mann zu Hause. Sandro besucht seinen Freund häufig. „Er konnte nicht mehr sprechen, aber er hatte diese tolle Energie. Manchmal haben wir einfach nur nebeneinander gesessen, das hat uns schon gereicht. Man muss dazu nicht unbedingt sprechen. Luca hat nie gejammert. Sogar als er nur noch liegen konnte, hat er den Daumen nach oben gezeigt. Das war unglaublich“, erzählt er.

Am Donnerstag (16. März) bemerkt Isabel, dass Luca langsamer atmet als sonst. Sie ruft den Palliativdienst an – und Sandro. Wenige Minuten bevor Sandro ankommt, hört Luca gegen neun Uhr morgens für immer auf zu atmen. „Er hat sich umgedreht und ist ohne Schmerzen eingeschlafen“, erzählt sein Freund. „Als ich kam, war er schon nicht mehr bei uns.“
Mehrere Stunden bleibt Luca noch zu Hause, bevor er abgeholt wird. „Die Kinder haben ihren Papa auch noch einmal sehen dürfen. Sie haben bei ihm gesessen“, erzählt Sandro. Wieder stockt seine Stimme. „Es ist schon schwierig. Wie soll man Kindern den Tod erklären? Wir sagen ihnen jetzt: Der hellste Stern am Himmel, der da leuchtet, das ist dein Papa.“
Die Trauerfeier für Luca hat eine Woche nach seinem Tod stattgefunden. Die Bestattung war dem engsten Familienkreis vorbehalten.
Lucas Kinder bekommen Hilfe im Beratungszentrum „Leuchtturm e.V. Schwerte“, einem Zentrum für trauernde Familien und Kinder.
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