Von ihrem altgedienten „Wiesenkäfer" wollte sich Gerlinde Heinrich nie trennen. © Reinhard Schmitz (A)

Engagierte Pädagogin

Kämpferin gegen Rechts und für das Schultheater: Gerlinde Heinrich ist tot

Wenige Tage vor dem 78. Geburtstag ist die frühere Lehrerin Gerlinde Heinrich gestorben. Sie war bekannt für ihr Engagement im Bündnis gegen Rechts, beim Schultheater und ihr besonderes Auto.

Schwerte

, 04.01.2022 / Lesedauer: 3 min

Nie mehr wird sie ihre mahnende Stimme erheben für das Schwerter Bündnis gegen Rechts. Nie mehr Regie führen bei Theaterprojekten. Nie mehr mit ihrem buntbemalten „Wiesenkäfer“ durch Schwerte tuckern. Gerlinde Heinrich, ehemalige Lehrerin an der Realschule am Bohlgarten, ist tot.

Die Ehefrau von Professor Carl-Joachim Heinrich, der eine ganze Epoche lang die Konzertgesellschaft Schwerte leitete, starb am 30. Dezember im Alter von 77 Jahren.

Gründerin vom Bündnis gegen Rechts und der Schultheatertage

Noch bei der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht im November war Gerlinde Heinrich aktiv dabei gewesen. Sie führte Regie bei dem Stück der von ihr selbst initiierten Theatergruppe „gegenwind“. Das Ensemble gehört zum Bündnis gegen Rechts, bei dem sie zehn Jahren zuvor ebenfalls schon zu den Gründungsmitgliedern gehört hatte.

Ob bei Gedenkveranstaltungen zum 9. November oder gelegentlich auch zum 8. Mai – immer wieder war Gerlinde Heinrich am Rednerpult gefragt, wo sie eindringliche Worte an die Zuhörer richtete.

Gerlinde Heinrich gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Schwerter Bündnisses gegen Rechts, für das sie auf einer Gedenkfeier auf dem Postplatz sprach. © Bodo Brauer (A)

Unvergessen bleibt die Pädagogin auch als Motor der Schwerter Schultheatertage. Mit Kollegen und Kulturschaffenden hatte sie das Festival ins Leben gerufen, an dem von der Grundschule bis zum Gymnasium alle Schwerter Klassen teilnehmen konnten.

Die Aufführungen spiegelten die ganze Vielfalt der Theatermöglichkeiten wider: vom Sprechtheater über Musical und Tanz bis zum Chorgesang und zu Instrumentalbeiträgen. Technische Mittel wie Nebelmaschine und Lichteffekte kamen ebenso geschickt zum Einsatz wie Requisiten und Kostüme.

Als Realschullehrerin lagen Gerlinde Heinrich (unten, l.) die Schultheatertage besonders am Herzen, die sie mehr als ein Jahrzehnt lang als Festivalleiterin mit weiteren Kollegen und Kulturschaffenden organisierte. © Bodo Brauer (A)

Gefangene spielten eine Rolle

Sogar Gefangene der Justizvollzugsanstalt in Ergste gingen auf die Bühne der „Arbeitsgemeinschaft Theater an Schwerter Schulen“. Die auch noch über die Pensionierung von Gerlinde Heinrich fortbestehende Veranstaltungsreihe bot einmal im Jahr rund zwei Dutzend Aufführungen, die die Theaterarbeit an den Schulen der Stadt für die Öffentlichkeit sichtbar machten.

Es sei für die Kinder wichtig, in einer Rolle auch einmal jemand anders sein zu können, nannte die Initiatorin einmal einen weiteren Beweggrund für ihr Engagement.

Seit 1979 war Gerlinde Heinrich mit ihrem auffällig bemalten VW-Käfer in Schwerte unterwegs. © Reinhard Schmitz (A)

Noch bekannter war Gerlinde Heinrich in der Ruhrstadt als Fahrerin ihres „Wiesenautos“. Den legendären VW-Käfer vom Baujahr 1961 hatte sie 1979 von ihrem Vater übernommen und von Freiburg nach Schwerte gebracht. Ein verregneter Sommerferientag in den 1980er-Jahren machte ihn zu einem Exoten.

Um ihren beiden Kindern die Langeweile zu vertreiben, wurde Plakafarbe geholt, um die Karosserie mit leuchtenden Blumen zu bemalen. Kinder der Realschule gaben dem Wagen seinen Namen, der jahrzehntelang ein bunter Farbkleks auf Schwerter Straßen war.

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